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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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16. Heft
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Vermischtes
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Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0605

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VERMISCHTES ° LITERATUR

VERMISCHTES

ÄRNHEIM ZWEI NEUE HOLZSCHNITTE
VON LUKAS VAN LEYDEN? Das einzige von
Karel van Egmond, Herzog von Gelderland,
bisher bekannt gewefene Porträt war das im
Arnheimer Städtifchen Mufeum befindliche, 1538
datierte Gemälde, von dem verfchiedene Kopien
exiftieren. Von feiner Gemahlin Elifabeth, Her-
zogin von Braunfchweig-Lüneburg, die er 1518
ehelichte, war feit 1700 kein Bildnis mehr vor-
handen. (Das ehemals auf einem Glasfenfter
derZutphener St. Walburgskirche ift fdion lange
verfcbwunden.) Ein Arnheimer Architekt, H.
Portheine jr., entdeckte nun kürzlich in dem Mu-
feum des Herzogs von Sachfen-Koburg-Gotha
zwei farbige Holzfdinitte, die die Porträts des
Herzogs Karel und feiner Gemahlin zeigen. Die
Blätter, beide 1519 datiert und in den Farben
der Landsknechte des Herzogs, gelb und rot,
koloriert, meffen 36x25 cm. Wahrfcheinlich
wurden fie gelegentlich des glanzvollen Ein-
zuges des Herzogs und feiner Gemahlin im
Jahre 1519 (alfo ein Jahr nach ihrer Heirat) in
Zutphen angefertigt. Karel zählte damals 51 Jahre.

Das Bildnis des Herzogs trägt in althollän-
difchen Buchftaben folgende Infchrift: LE DUCH
.... DE GELDRE. Unter dem Schnitt in goti-
fchen Buchftaben: Dits . de . figuire . va . Kaerl.
Harthoch . va . Gehe . gulich . en . groene . va.
Zutueen . zc 1519. Er ift im Bruftbild en face, den
Kopf etwas nach links gewandt, gegeben. Er trägt
Müße und Hut mit fieben großen Straußenfedern,
weißfeidenes Oberhemd, das am Hals mit einem
goldgeftickten Kragen und vorne von einer vier-
eckigen goldenen, mitEdelfteinen befeßtenAgraffe
gefchloffen wird. Die Jacke ift rot und von einem
goldenen, mit Perlen verzierten Band umfäumt.
Darüber fällt der ärmellofe rote und gelbe, reich
geblümte Mantel und hierüber wieder ein aus-
gefchnittener Pelzmantel. Um den Hals hängt eine
Kette, woran an drei Ringen das St. Antonius-
kreuz. In der ringbefeßten Linken hält er ein
Pergament, in der Rechten eine Nelke. Links
oben das Wappen von Gelderland, rechts das
von Gulik. Die Auffchriften auf dem Bildnis der
Herzogin lauten:

SE LA DUCHESSE.DE GELDRES.

Und: Dits . de . figuire . va . Elizabeth .
een dochter . va . Luneborch . en .
bruneswick . Hartochinne.va.gelre
. gulick . ende . gropnne . va . zutu .
een . zc . ano 1519.

Sie fteht hinter einer Steinbrüftung, auf der ein
Blumenköibchen mit drei Nelken. Das Äntliß
ift freundlich, weich und noch jugendlich. Sie

trägt über dem goldnen Haarneß einen breit-
randigen, mitEdelfteinen befeßten Hut mit neun
Straußfedern. Das weißfeidene Brufttuch hat
einen reich verzierten Halskragen. Das reich
geblümte Gewand ift mit Gold verziert. Über
die Schultern hängen einige goldene Ketten von
breiten Ringen, an einer derfelben ein Anhänger
und Medaillon, an jedem Finger ein Ring mit
Steinen.

DerKünftler der Holzfdinitte ift nicht bekannt.
Jedoch meint man, daß bei ihrer großen Qualität
nur Lukas van Leyden (1494—1533), der fchon
im jugendlichen Älter gerühmt wird, als ihr Ver-
fertiger in Betracht kommen kann. R. B.

DÄRMSTÄDT DIE JAHRHUNDERT-
AUSSTELLUNG DEUTSCHER KUNST
1650 —1800 im hiefigen Refidenzfchloß.
die am erftenMobilmadiungstagezunächft
hat gefchloffen werden müffen, ift am
J. September dem Publikum wieder zu-
gänglich gemacht worden und foll pro-
grammgemäß noch bis 4. OktoDer ge-
öffnet bleiben.

LITERÄTUR

SCHLOSSER, LANDSITZE, GARTEN UND
PARKE DER NIEDERLANDE. (Ämfterdam,
Scheltema & Holkemas Buchhandlung. 1914.)

Im November 1912 erfdiien die erfte Lieferung
diefes illuftrierten Werkes, das allgemeinem In-
tereffe im Lande begegnete. Die zweite Liefe-
rung liegt nun vor, in der gleichen Äusftattung
wie die erfte und mit 552 Abbildungen. Sie
enthält Reproduktionen von Interieurs (Zim-
mern, Möbeln, Dielen ufw.) und Äußenanpchten
der Gebäude mit Gärten und Parken. Der be-
gleitende Text ftammt von H. Jongsma.

Der Band ift Gelderland geweiht, der alten
Hoheit des allzeit fchönften der niederländifdien
Lande: Rofendaal, die Wildenborch und Slangen-
burg, Wifch, Wijen- und Batenburg, Doorwerth,
Duno, Bingerden, Vörden, Den Bramel, Ter Horft
beiVeluwes Loenen und Kiepenkamp find darin
behandelt. Die Pracht früherer Jahrhunderte,
der Glanz, der einftmals dort geherrfcht, die er-
haltenen Repe vergangener Herrlichkeiten ziehen
an unferem Äuge vorüber. Der Gedanke, ver-
geffene Naturfchönheiten und die Werke der
Voreltern wieder ans Licht zu ziehen, ift ge-
wiß ein lobenswerter und verdient Unterftüßung,
um fo mehr als noch 18 Lieferungen zu er-
warten find. R. B.

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