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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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13. Heft
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Rundschau - Sammlungen
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0520

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SAMMLUNGEN ° AUSSTELLUNGEN

OLDENBURG i. Gr. Das koftbar einge-
richtete Heim des kürzlich verdorbenen Förderers
des Oldenburger Kunftlebens, desRentnersTheo-
dor Franckfen ipt mit fämtlichen Sammlungen
der Stadt Oldenburg als Vermächtnis zugefallen.
Franckfen hatte mit großem Verftändnis die
ältere und neuere Oldenburger Lokalkunft ge-
fammelt. Unter den Gemälden befinden fleh
einige diarakteriftifdie Frühbilder Bernhard Win-
ters, des beften Oldenburger Heimat- und Bauern-
malers. Neben diefer Lokalabteilung hat Th.
Franckfen feinen Neigungen entfprechend die
moderne Graphik möglichft überfichtlich zur Dar-
ftellung gebracht und zugleich als Bibliophile
feine Bibliothek vermehrt. Bereits vor einigen
Jahren mußte das Gebäude durch Ankauf des
Nachbargrundftücks erweitert werden. Die Zim-
mer wurden mit alten Stilmöbeln und Kunft-
werken aller Art (englifchen Stichen, römifcher
Keramik, Fayencen, Porzellanen,Zinnfachen ufw.)
gefüllt.

Seinem Intereffe für die Mufeen des Landes
hat Th. Franckfen in feinem Teftamente dadurch
Ausdruck gegeben, daß er zu dem höchft nötigen
Bau einer Gemäldegalerie 60000 Mark ftiftete.
Es befteht die Hoffnung, daß in nicht allzu langer
Zeit die nötigen Geldmittel aufgebracht werden
können. Von weiteren Stiftungen für Kunft-
zwecke find 50000 M. zu nennen, dieTh.Franckfen
dem Kunftgewerbemufeum zu Ankäufen
vermacht hat. Die Stiftung wird möglicherweife
von der Oldenburger Mufeumsgefellfchaft, der
der Verftorbene als Mitglied angehörte, ver-
waltet werden. Raspe.

ÄUS STELLUNGEN

AMSTERDAM Gedächtnisausftellung Albert
Neuhuys in ÄRT1 ET ÄMICITIAE. Eine Aus-
heilung von des Künftlers Werken aus holländi-
fchem Privatbepß war für deffen 70. Geburtstag
am 10. Juni geplant. Sein plötzlicher Tod im Be-
ginn diefes Jahres machte die Ehrung jedoch un-
möglich und anftelle der Jubiläumsausftellung trat
eine folche der Erinnerung. Auch das Buch1 über
fein Leben und feine Kunft, das als befondere
Auszeichnung an dem Ehrentage erfcheinen follte,
gilt nun dem bereits der Gefdiichte angehören-
den Meifter.

Die Äusftellung kann naturgemäß keinen Än-
fpruch auf Vollftändigkeit machen. Viele von
Neuhuys’ Bildern find in das Ausland, vor allem

1 W. Martin, Albert Neuhuys. Sein Leben und feine
Kunft. Mit 50 Lichtdrucktafeln. Arnfterdam, P. N. v.
Kämpen & Zoon, 1914. 12.50 fl. Die Subfkriptionslifte ift
eröffnet.

nach Deutfchland und Amerika gewandert. Den-
noch tritt das Charakteriftifche feiner Kunft in
den Vordergrund. Von den frühften farbig-
bunten Genrebildern oder Porträts an über die
[ich langfam erwärmenden Kinderfzenen hin zu
dem Vorwurf, den Neuhuys mit feiner ganzen
reifen und warmen Seele erfaßte: Das Verhältnis
von „Mutter und Kind“. Faft die Hälfte der
ausgeftellten Gemälde ift diefem mit zarter Innig-
keit gefchauten Zufammenweben gewidmet. Im
großen Saale hängen die fchönften und beften
Arbeiten diefer Art. Pfychologifch tief, fein
beobachtet, koloriftifch warm und weich, können
[ich diefe Werke mit denen der beften der mo-
dernen holländifchen Schule meffen.

Neben den Ölgemälden find Aquarelle und
Kreidezeichnungen, fowie eine große Anzahl
Studien und Skizzen aus dem Befiße der Witwe
des Künftlers zu fehen, im ganzen zählt der Ka-
talog der intereffanten Äusftellung 173 Nummern

R. B.

BERLIN Im Salon EDUARD SCHULTE prä-
fentiert fich eine Gruppe jüngerer füdweft-
deutfeher Künftler, von denen die drei begab-
teften Trübnerfchüler find. Zunächft der bereits
gut bekannte Artur Grimm, der fich mit einer
fehr fchönen „Landfehaft mit Hund“, einem Selbft-
porträt und Stilleben als die kräftigfte Begabung
der Gruppe erweift, neben ihm O. Hagemann
mit dem Bildnis Grimms im Stil der fchwarzen
Trübnerbilder und einem Negerbild, und Otto
Graeber mit einigen Stilleben, von denen na-
mentlich die dunklen gut find. G. Poppe i[t
nur in dem „Ruhenden Neger“ zu loben. Alles
andere ift zu wild und erzwungen. Neben diefer
Gruppe haben einige jüngere holländifche Künftler
ausgeftellt, von denen D. Bauß mit einigen
kräftigen Arbeiten auffällt. H. Fr.

DÜSSELDORF Die GALERIE FLECHT-
HEIM vermittelte im Juni eine umfaffende und
eindringliche Kenntnis des Lebenswerks von
Ernft te Peerdt, dem lange Unbeachteten.
1852 zu Tecklenburg geboren, lernte er das
Handwerkliche auf der Düffeldorfer Akademie
(von 1868 ab) und feit 1872 bei Knaus in Berlin.
Eine Weile zog ihn hier die damalige Neigung
zum Senfationellen in ihren Bann: es entftand
der akkurat und virtuos gemalte „Banknoten-
fälfcher* mit dem taufendfachen Drum und Dran
feiner Werkftätte, die an Menzel erinnernde
„Vorhalle des alten Mufeums in Berlin“ und
das einfachfte und vornehmfte Stück diefer Gat-
tung „Der Negermönch“ (alle 1876 und 1877).
Aber die wahre Art te Peerdts hatte fich fdhon
in den früheften Arbeiten gezeigt: es ßnd kleine

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