Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

DOI Heft:
3. Heft
DOI Artikel:
Denkmalpflege
DOI Artikel:
Entdeckungen. Funde
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0122

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
DENKMALPFLEGE o ENTDECKUNGEN UND FUNDE

unter der Tünche freizulegen. Die gleiche Be-
hörde hat in S. Maria Novella die Malereien
an den Gewölben des Chioftro Verde von der
Tünche befreit, die Fresken der Spanifchen
Kapelle vom Staube gereinigt, einige Kapellen
des Querfchiffes in den urfprünglichen Zuftand
zurückverfefzt und die unteren Teile der Marmor-
faffade konfolidiert.

Über dem Portal der Santiffima Annun-
ziata ift das Fresko des Pontormo von einer
dicken Staubfchicht befreit worden. Demnädift
roll hier der fogenannte „Chioftro dei Morti“
und das fchöne Oratorio di S. Sebaftiano dei
Pucci wiederhergeftellt werden. An der barocken
Faffade von S. Michele e Gaetano gegen-
über dem Palazzo Antinori wird noch gearbeitet.

W. B.

HERZOGENBUSCH Das Haus der Frei-
maurerloge „Der Edelmut“ auf dem Papenhulft
foll durch Abbruch verfchwinden. Nur der Ein-
gang, ein altes Portal, foll übrigbleiben und
einen Platz im Rathaus der Stadt erhalten. Es
ift fehr alt. Urfprünglich diente es als Eingang
zu einem Weinkeller, der dem Kapitel der 1509
erbauten Sint Janskerk gehörte. Das Gebäude
war als der „Heerenkelder“ bekannt und wurde
1641 an Franz Bloem verkauft, um 1809 in den
Beßß Jan Schoutens für die Freimaurerloge zu
gelangen. R. B.

NEAPEL In der Kirche S. Chiava werden
unter Leitung der Oberintendanz für Denkmal-
pflege Reftaurierungen ausgeführt, die vor allem
Freilegung der übertünchten giottesken Wand-
gemälde bezwecken. Eine Madonna delle Grazie
und eine Pieta find fchon aufgedeckt; andere
Malereien find unter der Tünche in den Um-
riffen erkennbar und kommen demnächft an die
Reihe. W. B.

OUDEWÄTER Der Gemeinderat befchloß,
eine Unterftüßung von 200 Gulden zur Reftau-
rierung der Faffade des Wohnhaufes „de Arte“,
einer der zierlichften, alten Faffaden des Städt-
chens, zu gewähren. R. B.

PERUGIA Die „Casa di Baldo“, das Haus
des berühmten Rechtslehrers, ein intereffanter
mittelalterlicher Bau, ift auf Koften des Conte
Lodovico Baldefchi in feinen urfprünglichen Zu-
ftand zurückversetzt worden. W. B.

□ □ □

ENTDECKUNGEN ♦ FUNDE
DIE ENTDECKUNG DES „MUN-
DUS“ AUF DEM PALATIN Der

durch einen Irrtum Plutarchs verurfachte Streit,
ob der „Mundus“ auf dem Palatin oder beim
Comitium auf dem Forum zu fuchen fei, dürfte
durch Giacomo Bonis jüngfte Entdeckung end-
gültig entfchieden worden fein. Übrigens hatten
auch fchon neuere römifdie Topographen dem
Mundus feinen Platz auf dem Palatin angewiefen
und zwar nicht allzuweit von jener Stätte, wo
er jetzt von Boni gefunden worden ift. Der
Mundus befindet fich auf der Höhe des pala-
tinifchen Hügels, der von Romulus mit dem
„sulcus primigenius“ umzogen worden ift. Er
ftellt nach Boni den Mittelpunkt der Roma
quadrata dar, die wir wiederum als Zentrum
des Collis Palatinus zu betrachten haben.

Der Palatinbefucher wird den Mundus, den
fchon die Republik vergaß und nach dem fchon
Äuguftus geforfcht zu haben fcheint, an der
Nordoftecke des Impluvium des Flavierpalaftes
fuchen müffen. Hier endeckt man zwölf Meter
tief unter den kaiferlichen Bauten eine von
Tuffteinen eingefaßte und von Tuffteinen um-
kränzte Öffnung, die von großen Tuffteinquadern
eingefaßt ift. Boni fand das uralte Heiligtum,
deffen Geftalt fich etwa mit dem Inneren eines
ungeheuren Faffes vergleichen läßt, leer und in
wohlerhaltenem Zuftande. Man kann bequem
die Leitern hinabfteigen und mit den Händen
die Quaderfteine berühren, die das ältefte Heilig-
tum der ewigen Stadt umfchließen.

Aber Form und Ausdehnung des Mundus-
Komplexes ßnd damit noch keineswegs feftgelegt,
und die ganze Energie Bonis konzentriert ßch
zurzeit auf die Aufgabe, das rätfelvolle Heilig-
tum in feinem ganzen Umfange aufzudecken.
Denn diefer von Tufquadern eingefaßte Schacht
zeigt in der Tiefe eine Öffnung, die mit dem
lapis manalis bedeckt war und erft diefer zweite
Schacht führt in eine Art von Kornfpeicher, in
deren Mitte fich ein neuer Schacht öffnet, der
vertikal zu den Souterrains herabführt, die ßch
unter dem Palatin hinziehen. Diefe fogenannten
Faviffe, Souterrains, die auch unter dem capi-
tolinifdien Hügel fich ausbreiteten und dort dazu
dienten, unbrauchbar gewordene Statuen und
Götterbilder aufzubewahren, diefe „Faviffe“
geben dem Mundus erft feine eigentliche Be-
deutung. Hier öffnet fich im tiefften Schoß der
Erde zunächft mit der Oberßäche des Palatins
durch den Mundusfchacht direkt verbunden, ein
runder, gewölbter Raum, aus dem zwei im Spitz-
bogen überwölbte Galerien in denFelfen hinein-
führen. Die eine läuft ßch nach wenigen Schritten

96
 
Annotationen