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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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Heft 18/19
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Coulin, Jules: Frank Buchser
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0624

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Von JULES COULIN-Bafel

FRÄNK BUCHSER

Mit 5 Abbildungen

Zu den intereffanteften Perfönlichkeiten moderner Schweizer Kunft zählt der Solo-
thurner Maler Frank Buchfer; er gehört zu jener Künftlergeneration, die gegen
1830 das Licht der Welt erblickte und um die Jahrhundertmitte den Grund zu ihrem
Schaffen legte. Wie Böcklin, Koller, Stückelberg (und wie Hausmann, mit deffen Ent-
wicklung Buchfers Schaffen viel gemeinfames hat!) holte er die erfte ftarke Anregung
in Belgien, wo er unter Wappers Einfluß faft mit einem Schlage vom korrekten Zeichner
zum koloriftifch kühnen und technifch überlegenen Maler heranwuchs. Mit allem Rüft-
zeug des Könners verfehen fährt Buchfer dann nach Spanien, kopiert 1853 Ribera
und Velasquez und zeigt in feinem erften, damals entftandenen Meifterbilde „Los tres
amigos“, daß er das fpezififch Spanifche im malerifchen Farbenauftrag, in der Licht-
führung, der verblüffenden Kühnheit der Bildanlage völlig erfaßt hatte. Im gleichen
Jahre noch war er dann in England und hier entwickelt er fich aus den fpanifchen
Elementen noch mehr zur eigenen künftlerifchen Perfönlichkeit. Ihr Wefen ift kaum

mit Schulbegriffen zu um-
fchreiben: jedenfalls wäre
das ausgefprochen malerifche
Temperament von feltener
Licht- und Farbenfreude her-
vorzuheben, ein ganz emi-
nentes Einfühlungsvermögen
in die Kunft großer Meifter,
die ihn auf den Weg der
Naturwahrheit wiefen — und
dabei die ftarke perfönliche
Art, die fich immer wieder
durchfetjt und die ihn auch
vorder Ausbildung einer ftar-
ren Manier bewahrte. Buchfer
weiß fich in die faftige eng-
lifche Landfchaft einzuleben,
um kurz darauf zum zweiten-
mal Spanien aufzufuchen, wo
er, mit unerbittlichem Realis-
mus, Volkstgpen malt und
den Reiz des Stofflichen in
alten Lumpen oder rau-
fchenden Seidenroben gleich
packend wiedergibt. Er geht
dem Licht und der dunkeln

Hautfarbe noch weiter nach,
feßt nach Marokko hinüber,
wo er, ftets wachem Aben-
teurergeift folgend, einmal
als einer der erften Europäer
Äbb. 1. rRÄNK BUCHSER, Porträt der Mrs. S. nach Fetj vordringt — als

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