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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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2. Heft
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Rundschau - Sammlungen
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Ausstellungen
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SAMMLUNGEN » AUSSTELLUNGEN

Pferden und tanzenden Mädchen, von fpielenden
Kindern und liebelnden Alten. Ein Kirchturm
fteckt noch den Kopf hervor, und eine Baum-
krone füllt die Leinwand zur Rechten, die in
ihrer Luftbehandlung ein echter van Goijen ift.
Das Bild daneben ift wahrfcheinlich von Govert
Flinck und ftellt eine handfefte holländifche Frau
vor. Das Porträt ift in braun-gelbem Ton ge-
halten. Forfch liegen die gefabenen Flände der
Frau auf dem Tafchentuche. Es ift das Bildnis
der Bagken van Bracht, die in Rotterdam wohnte
und „dort einen Tuchladen in der ,Rofe‘ hielt, wo-
nach fie auch ,Bayken in deRoos' genannt wurde“.

Eine fehr anziehende Arbeit aus dem Befitje
von Stuers ift das feiten fchöne Porträt von
Moro: ein Männerkopf, barhaupt mit bräun-
lichem Haar, worin eine rötliche Nuance fchim-
mert; eine weißliche Locke kräufelt fich fchon
an den Schläfen. Hell und frifch ift der Kopf
gemalt und erhalten geblieben. Der Äusdrudk
der Äugen ift äußerft charakteriftifch: es ift ein
prächtiges, lebendiges Porträt.

Die anderen Bilder find: ein fchönes Stilleben
mit einer prächtigen roten Decke, wahrfcheinlich
von Nicolaas Maes; ein Mädchenporträt von
Ravestegn mit ftrohblondem Haar, worin
Blumen ftecken und dunklen tiefen Äugen; und
das Porträt eines jungen Mannes mit langen
braunen Locken und einem weißen Spitzenkragen,
frifch und feffelnd gemalt, mit Qualitäten, die
an die großen holländifchen Meifter des 17. Jahr-
hunderts erinnern. Sein Maler fteht der Schule
Rembrandts nicht fern. R. B.

KIEW Herr W. N. Chanenko und Gemahlin
beabfichtigen ihre Sammlungen — alte Meifter,
kunftgewerbliche Gegenftände und ganz erft-
klaffige altruffifche Ikonen — zu einem Mufeum
ihres Namens umzubilden und folches der Stadt
Kiew als Schenkung zu vermachen. Das jetzige
Wohnhaus der Sammler foil dementfprechend
umgebaut werden, und der Unterhalt fowie die
weitere Ausbildung des zukünftigen Mufeums
durch die Einnahmen aus einem Zinshaufe für
immer fichergeftellt werden. P. E.

LONDON Ein Kunftfreund hat vor kurzem
in Holland Rembrandts elfenbeinernes Pa-
lettenmeffer und feinen Malftock erworben
und beide der NATIONAL GALLERY zum Ge-
fchenk überwiefen. Der Direktor der Gallery
will fie unter Rembrandts Selbftporträt aus dem
Jahre 1659 zur permanenten Aufteilung bringen
und mit ihnen einen Pergamentftreifen, auf dem
fich die verfchiedenen Eigentümer diefer Rem-
brandtreliquien eingetragen haben. Als erfter
folcher figuriert Jakob van Ruisdael, der die

zwei Gegenftände um 13 Gulden in der Auktion
der Haushaltungsgegenftände kaufte, die bald
nach Rembrandts Tode abgehalten wurde. F.

WIEN Die weltberühmte Kunftfammlung der
ALBERTINA, die derzeit in wenig geeigneten
Räumen untergebracht ift, wird in abfehbarer
Zeit durch die großzügige Initiative ihres gegen-
wärtigen Befijzers, Sr. k. u. k. Hoheit des Erz-
herzogs Friedrich, in einem eigenen neu aufzu-
führenden Mufeumsbau ein würdiges Heim er-
halten. Zu diefem Zwecke hat der Erzherzog
vor kurzem das an das erzherzogliche Palais
angrenzende Äuguftinerklofter-Gebäude ange-
kauft, das gegenwärtig das Priefterbildungs-
inftitut „Frintaneum“ beherbergt. Erft nach der
Überfiedlung diefer Änftalt in einen hiefür zu
errichtenden Neubau, die nach Zeitungsmeldungen
im Sommer des Jahres 1915 erfolgen foll, kann
mit der Demolierung des Kloftergebäudes be-
gonnen werden, an deffen Stelle fich der neue
Mufeumsbau erheben wird.

* *

*

Bekanntlich befteht feit einiger Zeit die Äb-
ficht, die umfangreichen Sammlungen des K. K.
MUSEUMS FÜR ÖSTERREICHISCHE VOLKS-
KUNDE ab 1915 in dem ehern, gräfl. Schönborn-
fchen Palais in der Jofefftadt unterzubringen (f.
Cic. 1913, S. 880). In einer Denkfchrift, die fich
mit der Frage der künftigen Unterbringung diefer
bedeutenden Sammlung befchäftigt, befürwortet
Stadtrat H. A. Schwer, der Kunftreferent der Ge-
meinde Wien, zugleich die Gründung eines groß-
angelegten Öfterreichifchen „Völker-Frei-
luft-Mufeums“ nach demMufter der nordifchen
Freiluft-Mufeen in Stockholm, Chriftiania ufw.
an, das ein weitausgedehntes Gelände an der
äußeren Peripherie Wiens beanfpruchen würde.
Das intereffante Projekt findet in der Öffent-
lichkeit wie in verfchiedenen Preßftimmen leb-
haften Widerhall.

ÄUS STELLUNG EN

KOBLENZ UND EHRENBREIT-
STEIN VOR 100 JÄHREN Diefe der
Erinnerung an den Beginn der preußifchen Herr-
fchaft im Rheinland gewidmete, alfo vornehm-
lich hiftorifche Äusftellung erhält dadurch, daß
der kurtrierifche Hofmaler Januarius Zick
(1732—97), einer der bedeutendften deutfchen
Rokokomaler, und feine Schüler Beckenkamp
und Foelix einbezogen find, für den Kunft-
hiftoriker befonderes Intereffe. Dr. Ä. Feulner,
von dem eine Monographie über den Meifter
zu erwarten ift, leitet diefe Abteilung des Ka~

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