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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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11. Heft
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Schulz, Fritz Traugott: Zur Charakteristik Johann Baptist Lampis d. Ä.
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0442

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ZUR CHARAKTERISTIK JOHANN BAP-
TIST LÄMPIS d. Ä. Von FRITZ TRÄUGOTT SCHULZ

Mit einer Abbildung

Wer [ich der von Johann Baptift Lampi d. Ä. in der Berliner Jahrhundertausftellung
vertreten gewefenen Bilder erinnert und mit diefen das jüngft vom Germanifchen
Mufeum im Wiener Kunfthandel erworbene Porträt vergleicht, wird unwillkürlich in
feinem Urteil über den Künftler mit [ich in Zwiefpalt geraten. Dort, abgefehen nur
von [einem lebensfrifchen Selbftbildnis aus dem Innsbrucker Ferdinandeum, prunkvolle
Hofkunft im Stile der franzöfifchen Barockmaler mit glänzender Aufmachung, mit förm-
lich raffiniertem Gefchmack, hier dagegen ein [olider Realismus, der [ich frei weiß von
allem Protjentum, dem jede laute Sprache fremd ift und der klar und beftimmt nur
auf das eine Ziel ausgeht, auf die ungefchminkte, lebenswahre Wiedergabe des dar-
zuftellenden Objekts. Die hier geübte Befchränkung ift [onft nicht Lampis Sache. Ein
Künftler, dem es befchieden war, die Kaiferin Katharina von Rußland zu dem für die
damalige Zeit gewiß [ehr anfehnlichen Betrag von 12000 Rubel malen zu dürfen, deffen
Kundenkreis, wie Ludwig Hevefi (S. 21) [ich ausdrückt, die ganze große Gefellfchaft,
von den gekrönten Häuptern und fiegreichen Feldmarfchällen bis zu der [ogenannten
Hundegräfin hinab, umfaßte, der mit [einem gleichnamigen Sohn zu den beliebteften
Schilderern der damaligen vornehmen Welt zählte, mußte unwillkürlich die [chlichte
Einfachheit, die [einem Wefen zunächft lag, fchließlich ob gewollt oder ungewollt in
das Gegenteil verkehren, er mußte zum repräfentativen, feierlich gemeffenen Mode-
Porträtmaler, oder, beffer gefagt, zum Hofmaler werden, der die Pofe und die Eleganz
der Kleidung liebt.

Johann Baptift Lampi d. A. ift im gleichen Jahre geboren wie Heinrich Friedrich
Füger, er erblickte am 31. Dezember 1751 zu Romeno in Tirol das Licht der Welt.
Schüler von Unterberger und F. Lorenzi, kam er im Jahre 1783 nach Wien. Von
1787 an finden wir ihn in Warfchau, von 1791 an in Rußland. Dann ließ er [ich
dauernd in Wien nieder. Unfer Bild fällt in [einen erften Wiener Aufenthalt und
[teilt den Reichsgrafen Johann von Fries dar, der 1785 geftorben ift. Da Lampi
1783 nach Wien kam, ift damit die Entftehung des Bildes für die Zeit zwifchen
1783—1785 ficher geftellt. Johann Reichsgraf von Fries, Herr auf Vöslau, Orth,
Dehnenlohe und Oberfchwammingen, der im Jahre 1719 geboren wurde, war ein
Mann, der [ich aus eigener Kraft zu Reichtum und Ehren emporgearbeitet hatte,
der, eine zielbewußte Natur von fcharf berechnendem Verftand, im Jahre 1783 [ogar
die Erhebung in den Reichsgrafenftand erreichte und damit der Stammvater der gräf-
lichen Linie der Fries in Öfterreich wurde. Als Mitglied einer Kommiffion zur Regelung
der Zollverhältniffe zwifchen den belgifchen und inneröfterreichifchen Beßrungen des
Haufes Habsburg hatte [ich Johann Fries durch [ein fcharfes Urteil, [einen unermüd-
lichen Fleiß und [eine gründlichen Kenntniffe rühmlichft hervorgetan (vgl. Die Grafen
von Fries, eine genealogifche Studie, von Auguft Graf von Fries, S. 27ff.) und da-
durch die Aufmerkfamkeit der Kaiferin Maria Therefia auf [ich gelenkt. Diefe fcheint
es auch gewefen zu [ein, die ihn nach Wien gezogen hat, wo er dann unter der Firma
Fries & Comp, ein Bankgefchäft gründete und [ich große Verdienfte um den Verkauf
und die Verwertung der ärarifchen Bergwerksprodukte fowie um den öfterreichifchen
Orienthandel erwarb. Wefentliche Dienfte leiftete er auch dem öfterreichifchen Staate
während des [iebenjährigen Krieges. Diefes fegensreiche Wirken brachte ihm reichliche
Anerkennungen ein. Er wurde 1757 in den Reichsritterftand, 1762 in den Reichs-

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