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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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8. Heft
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Ausstellungen
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Denkmalpflege
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Entdeckungen. Funde
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0327
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AUSSTELLUNGEN o DENKMALPFLEGE o ENTDECKUNGEN UND FUNDE

von Kunz Meyer, das durdi hohe technifche
Bravour ausgezeichnete Aquarell „Maria“ von
Heinrich Rettig, das fein charakterifierte Bildnis
des Polizeipräfidenten D. von Leopold Schmufeier,
das einen ftarken Fortfchritt bezeichnende hol-
ländifche Kanalbild von Julius Schräg, die hübfche
Kleinbronze „Er liebt midi“ von Johannes Seiler,
der auch mit einer famos empfundenen fränki-
fchen Landfchaft als Maler gut vertreten ift, und
die Kabinettftüdce gewiffenhaftefter Kleinmalerei
„Im Modemagazin“ von Franz Simm, „Nach
Tifch“ von Albert J. Frank, „Der Bücherwurm“
von Ad. Bode und „Bahnhofreftauration in Mün-
chen“ von Karl Seiler. Daß diefen Arbeiten
auch foldie von geringerer Qualität gegenüber-
ftehen, nimmt bei einer Ausftellung diefes Um-
fangs kein Wunder. Jedenfalls ift das Niveau
der Ausftellung ein achtbares. Sie wird bis zum
30. April geöffnet fein. Sz.

ROTTERDAM Bei UNGER & VAN MENS
find Gemälde der bedeutenden holländifchen Alt-
meifter ausgeftellt. Einige vornehme Maris’,
ein feiner, grauer Mauve, ein paar Bilder von
Jofef Israels, ein köftliches Interieur und Blu-
men von Kever, Bilder von Gabriel, Weißen-
bruch, Neuhuys, Poggenbreek, Blommers
und de Zwart; Köpfe von Suze Robertfon
und das „Kind im Garten“ von van der Maarei;
ein kerniges, farbiges Eisftück von van der Na t;
ein feiner, tüchtiger „Blumenftrauß“ von Deut-
man und einige etwas knallige, etwas grobe,
doch dabei forfche Sachen von Leo Niehorfter.

R. B.

DENKMALPFLEGE

MÄSSH Der vor kurzem erfolgte Einfturz
des Turmes der monumentalen Kirche S. Ägo-
ftino in Vagli Sotto, der älteften Kirche der
Garfagnana, hat zur Folge gehabt, daß jefet für
die Reftaurierung diefes romanifchen Bauwerkes
aus dem 11. Jahrhundert die nötigen Schritte
eingeleitet wurden. W. B.

ENTDECKUNGEN ♦ FUNDE

EIN NEUER HERCULES SEGHERS

Im Haag wurde eine Entdeckung gemacht, die
von nicht geringer Bedeutung ift. Herr J. O.
Kronig kaufte in London eine Landfchaft, die
unter dem Namen J. v. Goyen ging, die aber
ein unftreitiges Originalgemälde des feltenen
Hercules Seghers ift. Wir fahen das Bild
und überzeugten uns von der zweifellofen Echt-
heit. Es zeigt ganz die rauhe Kompoßtions-
anlage und Ärbeitsweife von Seghers. Darge-

ftellt ift eine felfige Landfchaft. Im Hintergrund
fieht man einen Wafferfall, der, zum Bergftrom
geworden, feinen Weg durch die Felfen fucht.
Es fcheint ein fpätes Bild zu fein. Der Pinfel-
ftrich ift breit und großzügig, das Ganze in einen
lichten braungrauen Ton getaucht. Der Felfen
ganz zur Rechten war an der Spifee übermalt
und in eine helle Wolke umgewandelt. Prof.
Haufer hat das Gemälde, das an den Seghers
in Florenz erinnert, augenblicklich in feinem
Atelier, um es zu reinigen. R. B.

CITTH DI CASTELLO In der Kirche
S. Crescentino in Morra ift durch den Reftau-
rator Prof. A. Colmignoli während derWieder-
herftellung der Fresken Signorellis an der linken
Kirchenwand noch ein Fresko desfelben Meifters,
ein Gebet Chrifti in Gethfemane, unter der Tünche
entdeckt worden. W. B.

CREMONÄ Die Demolierungsarbeiten zum
Zwecke der Freilegung des Domes haben zur
Entdeckung zweier an der Süd feite der Kirche
gelegener lombardifcher Häufer des 15. Jahr-
hunderts geführt, von denen eines früher, nach
der Infchrift „Minervae Aedes“ zu urteilen, als
bifchöfliche Bibliothek diente, während das andere
im Erdgefchoffe Lauben mit rohen Kapitalen
und im Oberftock eine zierliche Loggia aufweift.
Beide Gebäude follen wiederhergeftellt werden.

W. B.

MONTEFÄLCO In der Kirche S. lllumi-
nata find umfangreiche Wiederherftellungsar-
beiten ausgeführt worden, die intereffante Re-
fultate zeitigten. In der erften Kapelle links
wurde, wie Umberto Guoli, der Leiter der Ar-
beiten, mitteilt, unter dem Throne der von
Heiligen umgebenen Madonna die Infchrift:
„MAGISTER BENARDINUS DE MESASTR1S
DE FULGINEO PINSIT 1507“ entdeckt. Diefer
Bernardinus ift ein Sohn des bekannten Malers
Pierantonio Mefaftris aus Foligno und ein fehr
unfelbftändiger Nachfolger feines Vaters. — An
der Kirche S. Ägoftino find während der Re-
ftaurierung durch Prof. G. Colarieti-Tofti mehrere
Fresken entdeckt worden, eine Madonna mit
dem Kinde vom Anfang des 15. Jahrhunderts,
ein fegnender Chriftus in einer Glorie von Sera-
phim und Engeln in der Art des Pier Antonio
Mezaftris, eine große Verkündigung, eine Gruppe
von Betenden und andere Freskenrefte von liÖO.
Die urfprünglich dreifchifßge Kirche ift im 17. Jahr-
hundert ihrer Seiten fchiffe beraubt worden, von
denen nur ein Stück in Form einer Kapelle
erhalten blieb. An einer Wand diefer dem Sa-
krament geweihten Kapelle find außer einer

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