Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

DOI Heft:
Heft 20/21
DOI Artikel:
Bautier, Pierre: Das Porträt eines Medici von Suttermans in der Sammlung Oppenheim in Köln
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0645

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
DÄS PORTRÄT EINES MEDICI VON
SUTTERMÄNS IN DER SAMMLUNG

♦♦

OPPENHEIM IN KÖLN

Mit 2 Abbildungen

Von PIERRE BÄUTIER

Eine der Perlen in der Kollektion des Baron Oppenheim-Köln, die im Oktober d. J.

bei Lepke in Berlin verfteigert werden füllte und über deren Vielfeitigkeit Zeitungen
und Zeitfchriften fchon vielfach berichtet haben, ift ficherlich jenes fchöne, dem Velasquez
zugefchriebene Porträt eines Edelmannes (Nr. 41, Leinwand, H. 194, Br. 109 cm). Das
Bild zeigt einen jungen Herrn ftehend, in grauem, mit Rot beftickten Leibrock, fchar-
lachroten kurzen Beinkleidern, Stiefeln von mattem Gelb, und mit Schleifen verfehenen
Strumpfbändern; den rechten Arm ftüßt er leicht in die Seite, die linke Hand hält
läffig einen Handfchuh. An der Seite trägt er ein langes Schwert, den Kopf bedeckt
ein fchwarzer Hut mit breitem Rand, der mit roten, nach hinten herüberhängenden
Federn gefchmückt ift. Den Hintergrund bildet eine bergige öde Landfchaft mit
düftrem Himmel, die fich gegen den Horizont zu aufhellt.

M. Louis Reau hebt in der „Chronique des Arts“ vom 6. Juni d. J. die Größe und
die Schlichtheit diefes prächtigen Werkes hervor und weift dort — in Übereinftimmung
mit Dr. Bode, der das Vorwort zu dem koftbaren Katalog gefchrieben hat, — auf
eine auffallende Ähnlichkeit mit den Porträts von Philipp IV. und Olivarez im Prado
hin und rechtfertigt in etwas die überlieferte Zufchreibung an den fpanifchen Meifter.
Das Ergebnis diefer beiden wichtigen Kritiken formuliert fich dahin: „Der unbekannte
Künftler diefes Meifterwerkes muß ein Vlame gewefen fein aus der Zeit um 1630, der
in Madrid unter dem Einfluß des Velasquez gelebt hat.“1 2 Die Reproduktion des Bildes,
die bereits in der Beilage des New York Herald vom 3. Mai 1914 veröffentlicht
war, hat mir fofort den Namen Juftus Suttermans eingegeben (1597—1681), jenes
Antwerpener Künftlers aus der Schule von Pourbus, deffen Laufbahn an den Hof von
Toscana führte. Er erfreute fich dort von 1620 an der Gunft der Großherzöge und
die florentinifchen Galerien befitjen bekanntlich von ihm zahlreiche anziehende Werke.
Der fogenannte Infant von Spanien des Baron Oppenheim ift kein anderer als Franz
von Medici (1614 1634), der vierte Sohn des Großherzogs Cofimo 11. und der

Marie-Magdalene von Öfterreich, der feinem Bruder Mathias im kaiferlichen Heere
folgte, — der Kaifer Ferdinand II. war mütterlicherfeits ihr Onkel — an der Schlacht
bei Lütgen teilnahm und in jungen Jahren an einer Epidemie bei der Belagerung von
Regensburg ftarb. Eine Wiederholung des Bildes Oppenheim von ebenfo hervor-
ragendem Wert exiftiert in London in der Kollektion des Oberftleutnants Holford (aus-
geftellt in der Winter Exhibition of the Royal Academy 1908),3 unter der
direkten Benennung Suttermans; das Bild muß als eines der vollendetften Werke
unferes nach Florenz ausgewanderten Landsmannes angefehen werden.“ Man möge
darüber urteilen an Hand des hier dargebotenen Vergleiches. Einige Verfchiedenheiten

1 Der Katalog Oppenheim verweift auf einen Artikel von J. B. Willems in L'Ärt, 1885 II
(S. 56); „La Situation du musee de Cologne“, wo der elegante, fo kühn daftehende Edel-
mann, welcher damals fchon Herrn Albert von Oppenheim gehörte, als eine Arbeit des Victor
Boucquet, geb. in Furnes 1619, angefehen wird, deffen Fahnenträger im Louvre eine große
Ähnlichkeit mit der meifterhaften Malweife des Oppenheimfchen Bildes hat.

2 Ärundel Club Portfolio Nr. 9.

3 Pierre Bautier, Jufte Suttermans, Maler der Medicis (Coli. Grands artistes des Pays-Bas.
Bruxelles, Van Oeft 1912) S. 32.

613
 
Annotationen