Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers (6.1914)

DENKMALPFLEGE ° ENTDECKUNGEN UND FUNDE o GESELLSCHAFTEN

Stadt Znaim, des Bildhauers Hugo Lederer, fo
z. B. des Hamburger Bismarckdenkmals, eines
Denkmalbrunnens für Buenos Äyres, eines Denk-
mals Peters des Großen für Rußland u. a. fo-
wie einige Originalplaftiken aufgeftellt. Die an-
grenzende Bilderausftellung umfaßt Gemälde und
Radierungen mährifcher Künftler, vielfach Motive
aus Südmähren behandelnd. Hier find befonders
die Werke von Hugo Charlemont, M. Thuma,
Anton Nowak, Karl Goedel und Viktor Boehm
hervorzuheben. Unter den Plaftikern erfdieint
hier Karl Wollek (Wien) als der bedeutendfte.
Die anftoßende alte Burgkapelle, welche in die
Äusftellung einbezogen ift, wurde von Prof.
Emmel (Znaim) neu eingerichtet. Der zu ihr füh-
rende Verbindungsgang enthält moderne fchmiede-
eiferne Grabkreuze nach Entwürfen des Brünner
Architekten Czermak. Eine große Anzahl reiz-
voller Interieurs, die daran grenzen, ftammen
von den Brünner Architekten Czermak und Lilleg,
dem Brünner Bildhauer Punger und den Pro-
fefforen Emmel (Znaim) und Hofmann (Wien),
die dort zur Schau geteilten Keramiken von
den Profefforen Emmel und Mörtl (Znaim), dem
Wiener Bildhauer H. Jelenek und der Znaimer
Fachfchule. Die Gewebe find Erzeugniffe der
Mährifch-Schönberger Webefchule, die Teppiche
der k. k. Lehranftalt für Textilinduftrie in Brünn
nach Entwürfen von Prof. Stanzel (Znaim).

Ä. R. F.

DENKMALPFLEGE

ANTWERPEN Unfere Stadt ift jeßt Be-
fißerin des Haufes geworden, in dem P. P. Ru-
bens gewohnt hat. Dasfelbe ift allerdings nicht
mehr in dem Zuftand, der auf der Harewynfdhen
Radierung zu fehen ift und von dem nur der
Portikus, fowie der auf der Brüffeler Äusftellung
von 1910 reproduzierte Pavillon übrig geblieben
ift. Nach den Plänen des Architekten Blomme
wird das hiftorifche Bauwerk nunmehr in echtem
Material hergeftellt werden. Max Roofes
möchte darin ein Rubens-Mufeum gründen,
zu welchem die ftädtifchen und privaten Samm-
lungen beitragen würden, und wo auch Kopien,
Stiche und Photographien nach Gemälden des
Meifters, fowie deffen hinterlaffene Antiken und
Medaillen Plaß finden werden. Der Kaufpreis
des Haufes, welches fonft induftriellen Zwecken
verfallen wäre, foll eine Million Francs betragen.

F. M.

RIVA SAN VITALE (Terpn) Die dor-
tige Zentralkirche mit ihren hervorragenden
Fresken befindet fich in einem traurigen Zu-
ftande. Es wird nun der Frage näher getreten,

das Gotteshaus für die Eidgenoffenfchaft zu er-
werben und zu erhalten. C.

ZWOLLE Der Verein „Crabeth“, der fich die
Erhaltung altholländifcher Glasfenfter zur Auf-
gabe macht, ftellte 500 Gulden für den Ankauf
des alten Glasfenfters zur Verfügung, das nach
alten Zwoller Rechnungen im Jahre 1613 der
Kirche in Blokzyl zum Gefchenk angeboten
wurde, und das vielleicht den Weg übers große
Waffer nehmen wird, wenn der geforderte Preis
nicht aufgebracht werden kann. Man hofft durch
Zwoller Gemeinde- und Privatmittel das an der
Summe noch Fehlende zufammenbringen zu
können. Es befteht die Äbficht, der Stadt das
Fenfter als Gefchenk anzubieten. R. B.

ENTDECKUNGEN ♦ FUNDE

FIESOLE An der Oftfeite der alten Akro-
polis von Fiefole ift während der Äusfchachtungs-
arbeiten auf dem Terrain des projektierten „Ci-
mitero comunale“ intereffante Refte polygonaler
Pflafterung einer Römerftraße und Mauerwerk
aus Pietro Serena freigelegt worden, das wahr-
fcheinlich zu einem Tempelbau aus der leßten
Zeit der römifchen Republik gehört. W. B.

SIENA Im Oratorium der Contrada Selva
hat der bekannte Sienefer Kunftforfcher Vittorio
Lufini in einem Terrakottarelief der Madonna,
das über und über mit Votivgaben und buntem
Flitterwerk behängt war, ein wertvolles Dona-
tello naheftehendes Werk eines Florentiner Bild-
hauers erkannt und wird feine Feftftellung dem-
nächft in der Raffegna d’Arte veröffentlichen.

W. B.

GESELLSCHAFTEN UND
VEREINE

AMSTERDAM In einer Verfammlung von
Künftlern, Induftriellen und Intereffenten wurde
einftimmig die Errichtung eines „Niederländifchen
Bundes“ befchloffen, der fich die Begebungen
des „Deutfchen Werkbundes“ zur Aufgabe machen
will. Eine vorbereitende Kommiffion von zwölf
Mitgliedern wird die notwendigen weiteren
Schritte ergreifen. R. B.

JENA Der Kunftverein hat im Haufe Kaifer
Wilhelmftr. 13 Räumlichkeiten gemietet, um den
Plan einer Gemäldegalerie zur Ausführung
zu bringen. Als erftes Bild wurde ein Gemälde
Cuno Amiets erworben. Die Sammlung foll zu-
nächft allen Beftrebungen der Gegenwart dienen,
foweit ße ehrlich gemeint find. Kunftzeitfchriften
und Graphik follen in den künftlerifch und wohn-

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