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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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13. Heft
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0521

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AUSSTELLUNGEN

Landfchaftsausfchnitte von köftlicher Frifche und
ftiller Intimität, in gemäßigtem Impreßionismus
mit ungebrochenen Farben gemalt, darunter be-
fonders zu erwähnen „Familie unter Birken“
(1873), „Der Rhein bei Düßeldorf“, „Garten im
Elternhaus“ (1878). Von 1878 bis 1881 weilte
te Peerdt in Italien und malte zahlreiche Strand-
bilder, unter denen die kleinen impreßioniftifchen
Studien vor den größeren und anfpruchsvolleren
Kompoptionen den Vorzug verdienen. In Italien
gewann er auch ein zweites, echt romantifches
Motiv, das ihn nicht wieder losließ: die Fächer-
pinien vor dem Meere; hohe, bisweilen bizarr
gedrungene Stämme mit dem Äftgewirr ihrer
Kronen, dahinter das blaue Meer oder der brau-
ende Nebel, Bilder, bald traumhaß, bald blen-
dend durch das dißufe Licht. Nach feiner Über-
ßedlung nach München wandte er [ich, feiner
frühen Art getreu, zur paysage intime und malte
in den Tälern von Salzach, Laaber, Inn die
kleinen, heute fo gefchäßten.anfpruchslofenLand-
fchaften von größter Naturnähe und Frifche.
Dabei erftrebte er jeßt oft eine tonige Gebunden-
heit feiner Bilder. Von den größeren Formaten,
meift Fifcher am Inn, ßnd befonders ftimmungs-
voll die „Fackelßfcher“. Seit 1893 lebt te Peerdt
wieder in Düffeldorf, mit Zeichnungen für ab-
ftrufe Denkmäler befchäftigt, Zeichnungen, die
fchon vor Jahren ausgeftellt waren, und in kunft-
philofophifche Studien vergraben, während an
Ölbildern nur wenig — darunter feine Stilleben
— entftanden ift.

Gleichzeitig ftellte in der KUNSTHALLE eine
Anzahl der beften Düffeldorfer aus, alle ihrer
reifen Art getreu (u. a. E. Kampf, M. Stern,
H. Liefegang, E. Hardt); von den Jüngeren feien
der begabte, aber fchnell fertige W. Heimig und
der um die Weiterbildung des Impreffionismus
ernß bemühte Heinz May als Hoffnungen be-
zeichnet. Eingeladene Gäfte, die Führer der
heute nebeneinander fich betätigenden Rich-
tungen, hatten meift Bekanntes beigefteuert.
Heinrich Nauen ßel auf durch ein groß erfaßtes
Herrenporträt und eine Landfehaß in fatten
Farben. Das mancherlei Gute der graphifchen
Abteilung ßellte der Myftizismus von Munchs
Lithographie „Auge in Äuge“ völlig in den
Schatten. Heinrich Willemfen.

LONDON Im Sommerfalon derGOUPIL GAL-
LERY hängen einige ältere und neuere englifche
Werke, u. a. zwei wertvolle Porträts Wilfon
Steers aus verfchiedenen Schaßensperioden des
Künftlers, eine größere Zahl von Werken des
anämifchen, nach Farbe und Leben aber fo gierig
gewefenen Charles Conder, einige feine In-

terieurs von Ethel Sands, ein paar der ge-
fchmackvoll raßinierten Blumenarragements Wil-
liam Nicholfons u. a. m. In den oberen Sälen
der gleichen Galerie ftellt H. Hafeltine, der auch
in München ftudiert hat, Bronzen von Pferden
und Sportfzenen aus, die für Liebhaber große
Reize haben mögen, und der Italiener E. 0. de
Rofales, der ßch in Paris gebildet hat, zeigt
eine Reihe von Bronzen und Silberftatuetten
wie „Pavlova im Schwanentanz“, „Nijinski im
Carneval“ und ähnliches, Refultate eines virtuos
gefteigerten, mondän orientierten Könnens, das
fich nun feine Preife (durchfchnittlich 200 Guineen
für eine Kleinbronze) zahlen läßt. In einem an-
deren Saal peht man eine größere Zahl von
Bildern eines Inders, S. Fyzee-Rahamin, der
manchmal im Änfchluß an oßenbar von ihm
ftudierten europäifchen Realismus, manchmal in
der alten indoperfifchen Tradition malt. Am inter-
eßanteften find die „Mußkgemälde“ in Aquarell-
malerei, die wenigftens wirklichen indifchen Geift
atmen.

In den LEICESTER GALLERIES ftellt ein ame-
rikanifcher Bildhauer, Jo. Davidfon aus, der
ein lebendiges Intereße fowohl an der Dar-
ftellung ausgeprägter Individualitäten, wie an
der fchöner und dabei charakteriftifdier all-
gemeiner Umrißlinien beßßt. Leßteres tritt in
einem „vertießen Relief“ zutage, in dem die Linien
felber ein Leben für pch zu haben fcheinen.

Einen weiteren Bildhauer lernt man bei GOU-
PIL & CO., 25 Bedford Street, kennen: R. F.
Wells. Er liebt, wohl im Änfchluß an Con-
ftantin Meunier, fchlichte Themen, die fchlicht,
etwas nach dem Typifchen hin ftilifiert werden,
ohne dabei gleidifam den feften, realen Boden
unter den Füßen zu verlieren. Viele feiner aus
eigenem Empfinden geborenen Werke pnd wie
Hymnen in Bronze auf die Mutterliebe. Die
Darftellung junger Kinder in ihrer Pudelnärrifch-
keit gelingt ihm ebenfalls treßlich, und auch ein
paar großgefehene Porträts zweier bekannter
englifcher Künßler fprechen von feinem gedie-
genen und beherrfchten Können. F.

ZNÄIM Die Vereinigung deutfchmährifcher
bildender Künftler veranftaltete in den Räumen
des in der alten Burg untergebrachten STADT-
MUSEUMS, der Burgkapelle und deren Nach-
barräumen eine intereßante Kunftausftellung, die
zu Pßngften vom Statthalter von Mähren feier-
lich eröffnet wurde und ein überfichtliches Bild
der deutfdimährifchen Kunft unferer Tage gibt,
ln der als Empfangsraum dienenden Kuppel-
halle des Mufeums pnd plaßifche Reproduktionen
der hervorragendften Arbeiten eines Sohnes der

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