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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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12. Heft
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Der Kunstmarkt - Von den Auktionen
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Aus der Sammlerwelt und vom Kunsthandel
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0501

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AUS DER SAMMLERWELT UND VOM KUNSTHANDEL

Die zweite Verweigerung der Sammlung Roger
Marx ergab 77000 fr. Es fanden fich darunter
Bilder und Zeichnungen von Lebourg, Daumier,
Roll, Guys, Rodin u. a.

Am 15. Juni fand die Verfteigerung der Samm-
lung Fairfax Murray ftatt. 29 Gemälde alter
Meifter, von denen einige erlauchte Namen trugen.
Ob mit Recht, mag dahin geftellt bleiben, da die
Verfteigerung vorüber ift. Fairfax Murray ift
einer der genialften Kunftfammler unferer Zeit,
der manchem amerikanifchen Sammler als Spür-
hund diente, der in Florenz ebenfo heimifch ift
wie in London, Paris und Budapeft. Jeder kennt
ihn und man weiß, daß er — der Allgegen-
wärtige — immer dort auftaucht, wo es etwas
zu kaufen gibt. Er hat hundertmal im Leben
die köftlichften Bilder, Zeichnungen und Bücher
zufammengebracht und fie hundertmal wieder
verkauft. (Hoffentlich fdireibt er einmal feine
Memoiren.) Die Verfteigerung feiner Bilder bei
Georges Petit brachte 1 688800 Francs, eine
Summe, die nicht erftaunlich ift, wenn man be-
denkt, daß mehrereKunfthändler an diefer Samm-
lung intereffiert waren und die bekannten Mittel
anwandten, damit kein Stüde unter dem ihnen
notwendig erfcheinenden Preis in die Preis-
lifte aufgenommen würde. Der Wert diefer
Bilder ift von den Diktatoren nunmehr für den
Markt feftgelegt. Kaufluftige mögen fich melden;
fie müffen die bei der Auktion fixierten Preife
jeßt natürlich überbieten. Nr. 1. Antonello da
Meffina, Hl. Sebaftian (gef.80000fr.): 50000fr.,
an Feral. — Nr. 2. Bellini, Venus bei der Toi-
lette (gef. 150000 fr.): 92000 fr., an Bousquet.
— Nr. 3. Blomaert, Bildnis eines Beamten (gef.
3000 fr.): 2000 fr., an Mignon. — Nr.4. Botti-
celli, Jungfrau, Kind u. Johannes (gef. 150000 fr.):
91000 fr., an X.— Nr.5. Boudier, Weiblicher
Akt auf dem Sofa (gef. 100000 fr.): 190000 fr.,
an Bousquet. — Nr. 6. Brouwer, Eingefdila-
fener Raucher (gef. 50000 fr.): 48000 fr., an
Bousquet. — Nr. 7. Delff, Frauenbildnis (gef.
12000 fr.): 15000 fr., an Drey. — Nr. 8. Dürer,
Salvator Mundi (gef. 100000 fr.): 72000 fr., an
Bousquet. — Nr. 9. van Dyck, Bildnis von Lucas
Voftermann (gef. 150000fr.): 130000 fr., an Fau-
quet. — Nr. 10. Flämifche Schule, Jungfrau mit
Kind (gef. 40000 fr.): 40000 fr., an Murray. —
Nr. 11. Flämifche Schule, Männliches Bildnis (gef.
10000 fr.): 10000 fr., anNemesz. — Nr.12. Franzö-
fifche Schule, Jungfrau mit Stiftern (gef. 50000 fr.):
50000 fr., an X. — Nr. 13. Etty, Der Tanz
(gef. 6000 fr.): 6000 fr., an Rahir. — Nr. 14.
Gainsborough, Selbftbildnis (gef. 60000 fr.):
96000 fr., an Feral. — Nr. 15. Derf., Bildnis von

Thomas Hauland (gef. 25000 fr.): 25000 fr., an
Heinemann. — Nr. 16. van der Helft, Weibliches
Bildnis (gef. 15 000fr.): 14000fr., an Rahir.—Nr. 17.
Hondecoeter, Hahnenkampf (gef. 40000 fr.):
42500 fr., an Stettiner. — Nr.18. Lancret, Länd-
liches Feft (gef. 50000 fr.): 38000fr., an Petit.—
Nr. 20. Lorenzetti, Kreuzigung (gef. 20000 fr.):
19000 fr., an John. — Nr. 21. Moro, Weib-
liches Bildnis (gef. 20000 fr.): 19000 fr., an John. —
Nr. 22. M ü 1 i ch, Bildnis von Pancratius von Frey-
berg (gef. 60000 fr.): 67000 fr., an Kleinberger.
— Nr. 23. Rembrandt, Bildnis feines Bruders
(gef. 300000 fr.): 315000 fr., an Rahir. - Nr. 24.
Derf., Ein Gelehrter (gef. 80000 fr.): 71000 fr.,
an Feral. — Nr. 25. Reynolds, Der Tod der
Dido (gef. 30000 fr.): 30000 fr., an Stettiner.
—Nr.28. Solario, Verkündigung (gef. 100000 fr.):
105000 fr., an Feral. O. G.

ÄUS DER SÄMMLERWELT
UND VOM KUNSTHÄNDEL

ÄUS PARISER KUNSTHAND-
LUNGEN Nicolas Riaboufchinsky hat
in Paris, 75 Avenue des Champs Elyfees, eine
Kunfthandlung eröffnet, die als erfte in Weft-
europa fich hauptfächlich der ruffifchen Kunft
widmet. Es ift dort gegenwärtig ein rufßfches
Wohnzimmer — Sofa, Klavier, zwei kleine
Fenftertifche, ein Sofatifch, Sdireibtifch und fechs
Stühle — aus der Zeit um 1840 ausgeftellt, ferner
eine größere Sammlung Porzellan aus den Ma-
nufakturen Papoff, Gardener und Sipiagine. Das
Intereffe der Spezialfammler fei auf diefes eigen-
artige und wenig bekannte Gebiet gelenkt. Am
meiftenBeachtung verdienen die ruffifchen Ikonen,
von denen Riaboufchinsky mehrere fchöne Proben
befißt. Die Zeit ift nicht mehr fern, da jede
größere Gemäldegalerie fich verpflichtet fühlen
wird, auch der ruffifchen Malerei Raum zu ge-
währen. Noch ift die Zahl der Ikonenfammler
gering; aber in den leßten drei Jahren hat fich der
Sinn für diefe Kunft in Frankreich fchon bedeutend
gehoben. Dafür fprechen die vielfältigen Ver-
käufe, die diefe junge Firma bereits abgefchloffen
hat. Daß in Frankreich fich die Sammlerwelt
zuerft den Ikonen zuwendet, wird durch die
nahen politifchen und kulturellen Beziehungen
zwifchen Rußland und Frankreich erklärlich,
ferner dadurch, daß Paris immer noch der Mittel-
punkt des Kunfthandels ift. In Rußland felbft
find die Ikonen fchon lange von Privatfammlern
gepflegt worden und neuerdings find ihnen im
Rumjanzew-Mufeum in Moskau und im Mufeum
Alexanders III. in Petersburg ganze Abteilungen
eingeräumt worden. Die ruffifche Kunftforfchung

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