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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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11. Heft
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Literatur
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VERMISCHTES ° LITERATUR

den Zimmerleuten / des Spans (Streits) halben
fo fy / des wympergs oder ußzugs (Aufriffes?)
halber / fo by dem Bruftbild fant Anna das
mit den engein fo daran hängen uff und abgot,
gehabt haben / freundlich genädigt das die
Zimmerleut / meifter hanßen zu den erften
50 Gulden geben follent 4 GL, davon fo foll
meifter Hans den wymperg und ußzug von dem
altar fant annen uffs werklichft und gefchicktft
vergolden oder mit fdiönen beftändigen Farben
uffs beft machen und damit vertragen fyn.“

Es handelt ßdi alfo um ein St. Ännenbild
(Gemälde oder Skulptur?), das nach altertüm-
licher Art in einen gotifchen Giebel eingefeßt
war und diefen Giebel fchmüdcten, „auf und
ab“, hängende (oder wohl auch laufende, klet-
ternde) kleine Engel. Die Engel und das Annen-
bruftbild werden Baidungs Arbeit gewefen fein,
während der Wymperg — Giebelaltäre gehören
einer früheren Zeit an — vielleicht fdion vor-
handen war. Daraus erklärt pch auch, daß Bai-
dung die Reftaurierung diefes Wympergs in der
vereinbarten Summe nicht inbegriffen wiffen
wollte. Daher der „Span“ mit der Zimmer-
mannszunft, der durch die Vermittlung der
Spitalpfleger ausgetragen wurde.

Mela Efcherich.

EINE GRÜNEWÄLD-KOPIE IN
ROTTWEIL An entlegener Stelle, in dem
wunderlichen Mufeum in der St. Lorenzkapelle
zu Rottweil fand ich kürzlich ein unnumeriertes
Gemälde, eine vielfigurige Kreuzigung darftellend,
im vorgefchrittenen Stile des 16. Jahrhunderts.
Das im ganzen nicht fehr wichtige Bild, wahr-
fcheinlidi das Werk eines Niederländers, ver-
dient deshalb Intereffe, weil der Gekreuzigte
eine Kopie nach Grünewalds verfchollener Kreu-
zigung, dem einft im Befiß des Herzogs Wil-
helm von Bayern bepndlichen Werke, ift. Die
wie Blumenkelche nach oben geöffneten Hände,
die übereinander verkrampften Füße laffen uns
keinen Zweifel, daß wir hier eine unter dem
Eindruck des Originals, nicht etwa durch die
Vermittlung des Sadelerftiches entftandene Kopie
vor uns haben. Da auch bereits das Kaifer
Friedrich-Mufeum (pehe Ämtl. Ber. März 1912,
S. 137—140) eine Kopie der Grünewald-Kreuzi-
gung befißt, weitere Kopien wiederum nach Sa-
delers Stich entftanden, fo muß man annehmen,
daß das Original, dem ja auch Sandrart be-
geifterte Worte widmet, einigen Ruf genoß und
daß überhaupt der feiner Zeit vorausgeeilte
Meifter bei den folgenden Generationen Ver-
ftandnis fand. Mela Efcherich.

WIEN Öfterreichifcher Meifterpreis für
Werke der bildenden Kunft. Der Befchluß
zur Schaffung diefes Preifes wurde, wie feiner-
zeit berichtet, anläßlich der 50 Jahrfeier der „Ge-
noffenfchaft der bildenden Künftler Wiens“ ge-
faßt. Das Aktionskomitee hat nunmehr durch
größere Subventionen verfchiedener Stifter, an
deren Spitze der Kaifer mit einer namhaften
Summe getreten ift, bereits einen Fond von
120000 K. zufammengebracht. Durch weitere
Spenden hofft man in nächfter Zeit diefes Ka-
pital derart zu erhöhen, daß alle zwei Jahre aus
deffen Zinfen eine Summe von 40000— 50000 K.
vergeben werden kann. Der Meifterpreis wird
abwechfelnd als öfterreichifcher und als inter-
nationaler Preis verliehen werden; alle zwei
Jahre foll eine „Meifterpreisausftellung“
ftattfinden. Die erfte diefer Aufteilungen ift als
eine internationale für das Jahr 1916 geplant.

* *

*

Wettbewerb auf dem Gebiete der Hi ft o-
rienmalerei. Zu der vom k. k. Unterrichts-
minifterium veranftalteten Konkurrenz „Die
Heerfchau KaiferMaximilians I. in Trient
1508“ (Gemälde zum Schmucke eines Feftfaales
des neuen Kriegsminifteriums, vgl. Cicerone 1913,
H. 21, S. 769) waren 48 Entwürfe eingelangt, die
für kurze Zeit im Feftfaale des militärwiffen-
fchaftlichen und Kaifervereines ausgeftellt waren.
Kürzlich fand die Zuerkennung des mittlerweile
auf 11000 K. erhöhten Preifes durch die Jury
ftatt: Den erften Preis im Betrage von 5000 K.
erhielt Maler Walter Diß (Elbogen) für den
Entwurf „Grün-Rot-Gold“, den zweiten und
dritten Preis (3000 und 2000 K.) Karl Hart-
mann (Wien) für die Entwürfe „Triftan“ und
„Atlantis“, einen vierten (1000 K.) Frit} Zer-
ritfch (Wien).

LITERÄTUR

Der in Rom lebende, durch feine umfaffenden
Katakombenforfchungen weiteften Kreifen be-
kannte Prälat Jofeph Wilpert bietet uns in
feinem hochbedeutfamen Werk DIE RÖMISCHEN
MOSAIKEN UND MALEREIEN DER KIRCH-
LICHEN BAUTEN VOM IV. BIS ZUM XIII. JAHR-
HUNDERT, das bei B. Herder, Freiburg i. Br.,
im Erfcheinen begriffen ift, das Refultat eines in
Rom verbrachten Lebensftudiums. Keinem Ge-
lehrten pnd wie ihm durch feine nahen Be-
ziehungen zum Vatikan die Quellen chriftlicher
Kunp in der ewigen Stadt zugänglich gewefen.
Wurde für ihn doch u. a. felbft das (im Werke
reproduzierte) Maria-Schneebild (S. Maria Mag-
giore) zum erftenmal aus dem Rahmen genom-

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