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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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Rundschau - Sammlungen
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SAMMLUNGEN

Gewand und grünen Mantel, Halbfigur, blickt
auf das nackte fchlafende Chriftuskind herab.
Drei Enqel ftehen links. Reizendes feines Breit-
bild. R. B.

HÄGEN i.W. Das DEUTSCHE MUSEUM
hat jeljt mit Hilfe des Züricher Kunftgewerbe-
Mufeums (Direktor Ältherr) einen Turnus von
je vier Ausheilungen in den Schweizer Städten
Zürich, Aarau, Winterthur und Bafel vorbereitet,
die von Dezember bis März wechfelweife ftatt-
finden follen. Es handelt fich um die Aushei-
lungen „Moderne Textilien“, „Tapeten, Linoleum
und Linkrufta“, „Reklamekunft“ und „Vorbild-
liche Induftriebauten“. Die Ausheilungen finden
bei den beteiligten Induftrien reges Intereffe und
find vor allen Dingen geeignet, das Änfehen,
deffen heb unfere Architektur und unfer Kunft-
gewerbe im Auslände erfreuen, zu befeftigen.

ROTTERDAM Im MUSEUM BOYMANS
find augenblicklich Zeichnungen holländifcher
und flämifcher Meifter aus dem Bepß des Mu-
feums ausgeftellt, die fämtlich auf das „Land-
leben“ Bezug haben. Von den Flamen find in
erfter Linie drei Skizzenblätter mit Staffage vom
alten Pieter Brueghel eigentümlich. Flotte,
etwas unbeholfene Zeichnungen, jedoch voll
Humor und Ausdruckskraft, wenn auch nicht
von dem künftlerifchen Wert der Zeichnungen
des Meifters, die dauernd im Oberfaale der Ga-
lerie ausgeftellt pnd. Von feinem Sohne Jan
bepfet das Mufeum keine Zeichnungen, die fich
auf das erwähnte Gebiet beziehen, wohl aber
einige gute Skizzen aus feiner unmittelbaren
Umgebung, die ihm vielleicht nicht mit Unrecht
zugefchrieben werden dürfen. Der jüngere
Jan Brueghel zeigt fich auch auf den hier aus-
gehellten Zeichnungen als treuen Nachfolger
feines Vaters, jedoch fcheinen diefe eher auf
deffen Gemälde, als auf deffen im allgemeinen
feinere Zeichnungen zurückzugehen, die noch
größere Verwandtfchaft mit Landfchaften von
Peter Brueghel I. verraten.

Die Aquatinta-Zeichnung des David Vindc-
boons „Bauernkummer“, ein geiftreiches und
zugleich fchreckenerregendes Bild, gibt auch einige
intereffante Details aus der Einrichtung einer
Bauernwohnung diefer Tage.

Die Jan Swart von Groningen zugefchriebe-
nen Blätter pnd wohl das ältefte, was man von
Holländern hier antrifft. In diefen Zeichnungen
ift noch etwas, was an die Befreiung in
den Handfchriften und Inkunabeln des fpäten
15. Jahrhunderts erinnert. Auch als Vorbilder
für Holzfchnitte können fie gut gedient haben.

Auf allen vier Rundblättern ift die Kompofition
fchön durchgeführt. Ein mit etwas Rot in der
Mütje lebendig kolorierter Avercamp gibt einen
„Wagenbauer“ in feiner Werkftatt mit Ausblick
in die Landfchaft wieder. Am beften vertreten
ift der Rotterdamer Cornelis Saftleven, mit
Kreidezeichnungen ruhender Figuren, von denen
vor allem No. 3 der vornüberliegende Junge
infolge feiner fehr delikaten und doch kräftigen
Strichführung auffällt. Das Bauernhaus hat et-
was Rembrandtartiges. Schön find auch feine
Tierftudien, vor allem die mit etwas Farbe ge-
höhte „liegende Kuh“. Eine kleine Bleiftift-
zeichnung, ein auf einem umgeftürzten Dreifuß
pßender Bauer, wird einem anderen Rotterdamer,
H. M. Sorgh, zugefchrieben. Von den eigent-
lichen Schilderern des Bauernlebens finden wir
Jan Mienfe Molenaer mit der Skizze eines
rauchenden Mannes auf einem Stuhl, die beiden
Oftades und C. Dufart. Von Adriaen van
Oft ade fieben Zeichnungen. Zunächft ein präch-
tiges Schenkeninterieur. Gut beobachtet und
über die ganze Zeichnung fchön verteilt ift das
durch kleine Scheiben einfallende Licht. Ein
anderes Blatt, von 1673, ein Aquarell eines
Brillenverkäufers wirkt wie ein Bildchen mit
feinen frifchen und klaren Farben. Die „Bauern-
diele“ des Ifaac van Oft ade jedoch ift gewiß
das Schönfte, was diefe Äusftellung aufzuweifen
hat, mit feinem faft glanzvoll gedämpften grauen
Licht. Die Ätmofphäre fcheint zu vibrieren in
dem etwas dumppgen Raume. Von demfelben
Künftler ßammt eine Schmiede in einem faft ver-
fallenen Bau, ohne Figuren. Dufart, der als
Maler ein fchlapper Nachfolger des Oftade ift,
fcheint ein fehr tüchtiger Zeichner und feiner
Äquarellift zu fein. Gut vertreten find Paulus
Potter und Karel du Jardin. Von erfterem
fehen wir Kühe in roter Kreide, nicht fo fein
und tief empfunden wie die dauernd ausge-
pellten Pferde, von du Jardin ein paar Skizzen
eines liegenden Schafes, gut beobachtet, ge-
fchmackvoll und fehr einfach in der Zeichnung.
Die beiden Arbeiten des Pieter Molijn pnd
eigentlich mehr Landfchaftsftudien. Die eine
kann als Gegenftück zum Vinckboons gelten:
ein von Räubern geplünderter Reifewagen, die
andere gibt eine friedlichere Änficht eines Dorfes
längs des Weges. R. B.

AUSSTELLUNGEN

BERLIN In der Äusftellung des Salons
SCHULTE zeigt Eugen Spiro wieder einmal
eine größere Sammlung von Werken, einige
Porträts, darunter das bereits bekannte Meier-
Graefes, figürliche Kompofitionen und Landfchaf-

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