Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

DOI Heft:
Heft 20/21
DOI Artikel:
Der Kunstmarkt - Von den Auktionen
DOI Artikel:
Aus der Sammlerwelt und vom Kunsthandel
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0665

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
DER KUNSTMÄRKT — von den Auktionen

Stattgehabte Auktionen

LONDON Die namentlich in bezug auf Ge-
mälde alter Meifter wenig bedeutendeSaifon diefes
Jahres fchloß am 30. Juli noch mit einer kleinen
Senfation. Bei Meffrs. Robin fon &Fifher ge-
langte nämlich an diefem Tage ein dem Pieter
de Hooch zugefchriebenes „Interieur mit Figu-
ren“, 26X21 Vs indies im Umfang, zur Verweige-
rung. Es ftellt eine figende Frau in blauem Mieder
und rotem Rode dar, die ein Kind im Arm hält,
während ein zweites Kind am offnen Herde figt
und einen Hund füttert. Meffrs.Colnaghi & Obach
bewiefen durch die Höhe des Preifes, den fie für
das Werk zahlten — £ 8610 —, daß fie die
Zufchreibung akzeptierten, denn diefe Summe ift
die höchfte, die je auf einer öffentlichen Auktion
für ein Werk diefes Meifters gezahlt worden
ift. Legtes Jahr z. B. wurden nur £ 4310 für
ein „Interieur“ gegeben, das bei Meffrs. Chriftie
unter dem Namen Samuel van Hoogftraaten auf
einer Auktion erfdiien, bis man P. de Hoochs
Signatur auf ihm entdeckte. Vorher — im Jahre
1893 — hatte ein „Interieur“ desfelben Mei-
fters mit £ 2940 den Rekordpreis für Werke
de Hoochs eingetragen, während im Jahre 1869
£ 1722 für das bekannte Haus mit Hof in der
National Gallery gezahlt worden waren. Das
diesmal verfteigerte Werk trägt die Signatur
„P. de Hooch“ und gehörte einem bei Henley
an der Themfe wohnhaften Brauereibefiger, in
deffen Familie er fich feit etwa 70 Jahren be-
funden hat. Von der früheren Gefchichte des
Bildes ift bisher noch nichts bekannt geworden.

Die Auktionsfaifon der Firma Chriftie fchloß
am 24. Juli mit einem Gemäldeverkauf, in dem
ein Werk des Canaletto „Einfahrt zum Gran
Canale, Venedig“, mit £ 525 bezahlt wurde
(Butterg), während für ein Männerporträt von
C. Amberger, 1535, £ 273 erzielt wurden (Morris).

Bei Meffrs. Sotheby fanden am gleichen
Tage, 24. Juli, noch einige Auktionen von einer
gewiffen Bedeutung ftatt. Das Gefamtrefultat
der viertägigen, hier das legte Mal fchon kurz
erwähnten Verfteigerung der W. O. Danck-
wertsfehen Sammlung japanifcher Bunt-
drucke betrug £ 2614.4.6. Ein hoher Preis
wurde für eine Serie von zwölf Blättern Uta-
maros „Frauenarbeit dei der Seidenwurmzucht“
gezahlt, nämlich £ 200 (F. Harvey).

Unter einer Reihe von Handfchriften ufw.
befanden fich: ein Stundenbüchlein, 15. Jahr-
hundert, italienifch, mit fünf Miniaturen der
Schule Raffaels, £ 345 (G. D. Smith, New-York);
zwei antike griechifche Pergamente, die vor
drei Jahren in Kurdiftan gefunden worden waren,

^*220 (Barnard); ein italienifcher Atlas, aus
45 Karten beftehend, zwifchen 1561—69 in Ve-
nedig erfchienen, £ 185 (Jackfon).

Ebenfalls am 24. Juli gelangte eine Anzahl
von Handfchriften des bekannten Novelliften
R. L. Steven fon zur Auktion und wurde mit
Preifen bedacht, die, wie felbft die Londoner
Preffe zugibt, nur „abfurd“ zu nennen find. Sie
beweifen wieder, daß das Intereffe an Samm-
lungsgegenftänden, die mit Kunft nichts zu tun
haben, ja die, wie in diefem Falle, auch keinen
eigentlichen literarifchen Wert beanfpruchen
können — denn diefe handfcbriftlichen Notizen
ufw. werfen auf R. L. Stevenfon kein neues
Licht —, mehr und mehr wächft, und für derlei
Sachen immer Geld, und zwar viel Geld fluffig
gemacht werden kann. F.

AUS DER SÄMMLERWELT
UND VOM KUNSTHÄNDEL

NEW-YORK Vor kurzem ftarb hier der
Geheime Kommerzienrat Hugo Reifing er, einer
der größten Kunftfammler der neuen Welt.
Neben feinen eigenen Schüßen vermehrte er die
des Metropolitan-Mufeums in New-York, feine
größte Teilnahme und Hilfe aber wandte er dem
Germanifchen Mufeum der Haward-Univerßtät
zu, deffen Vizepräpdent er war. Überhaupt fan-
den deutfehe Kunftbeftrebungen jederzeit an ihm
den opferwilligen und großzügigften Förderer.

PÄRIS In diefen Wochen ftarb, 76jährig, der
Befiger einer der fchönften Privatfammlungen
von Werken der italienifchen Renaiffance, Gu-
ftave Dreyfus, und fo ift denn, unmittelbar
vor einer zweiten Belagerung von Paris, das
Schickfal einer Sammlung erfüllt worden, die
die erfte von 1870/71 entftehen ließ, als der junge
Dreyfus die Sammlung Timbal für 100000 Francs
als Grundftock erwarb. Durch glückliche Er-
werbungen unabläffig vermehrt, war ße zulegt
wohl die reichfte an Ton- und Marmorwerken
der italienifchen Quattrocentiften und an Statuen
und größeren Reliefs der italienifchen Erzgießer.
Ihr größter Ruhm war aber die an Vollftändig-
keit wie an Qualität der Güffe unerreichte Ab-
teilung italienifcher Bronzemedaillen.

WIEN Am 1. September ftarb hier Heinrich
Ranfehburg, der Chef der bekannten Buch-
und Kunfthandlung Gilhofer & Ranfehburg; an
dem Auffchwung der 1884 gegründeten Firma
hatte er den bedeutendften Anteil. r.

633
 
Annotationen