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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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5. Heft
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Rundschau - Sammlungen
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0200

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SAMMLUNGEN o AUSSTELLUNGEN

wert, das vorhandene Oeuvre eines Künftlers
gefchloffen in einem Raum zu präfentieren, wenn
dies aber, wie im gegebenen Fall, nur durdi
Zufammenpferchung von Werken verfchiedener
Qualität, Epochen, Formate snd Techniken auf
einer engen Wandfläche ermöglicht wird, fo
möchte man doch lieber auf das Prinzip ftrikter
Einheitlichkeit verzichten. Rjepin und Sfuri-
kow, welchen etwas verfchwenderifch fpezielle
Säle eingeräumt wurden, haben natürlich ge-
wonnen und find jeßt in der ganzen Stärke
ihrerTalente fichtbar. Jedoch Lewithan, Wru-
bel, Sfjerow und Sfomow, um nur die be-
deutenden der neuern ruffifchenMaler zu nennen,
fowie viele ältere Künftler, fo u. a. Kuindfhi,
haben durch die mehr fyftematifche als liebe-
volle Neuhängung viel von ihrer frühem künft-
lerifchen Wirkung eingebüßt. Es ift übrigens,
um noch eine wenig beachtete Seite der Neu-
ordnung Grabars zu berühren, ganz unverftänd-
lich, wie z. B. Gemälde von Wrubel und K.
Sfomow mit ihrem feinen, ariftokratifchen Far-
benreiz unmittelbar auf eine kahle, unappetit-
lich fchmußige Tünch wand ohne jede Befpannung
plaziert werden konnten!

Troß diefer Ausheilungen ift die Neuordnung
der Tretjakow-Galerie aber jedenfalls als ein
Ereignis im ruffifchen Kunftleben zu begrüßen.
Der Bann, der jahrelang auf ihr geruht, ift nun
gebrochen, und der Weg zu weiteren Roformen
innerhalb diefes Kunftinftituts geebnet.

P. Ettinger.

MÜNCHEN Herr Kunftmaler Dr. h. c. Franz
Lein ecke r fchenkte der KGL. GRAPHISCHEN
SAMMLUNG 42 feiner großen Aquarelle. Es
find intereffante Landfchaften aus München und
Münchens nächfter Umgebung, die zum Teil
durch Münchens bauliche Entwicklung fchon jeßt
fehr wefentlich anders ausfehen, wenn fie nicht
fchon gänzlich verloren gingen.

ZÜRICH Im KUNSTHAUS mußte, wegen
fühlbarem Raummangel, eine Reihe von Sälen
des erften Stockwerkes (die bisher wechfelnden
Ausftellungen eingeräumt waren) für die Samm-
lung in Anfpruch genommen werden. In diefen
Seitenlichtfälen konnten nun manche Bilder, meift
lebender Schweizer Maler, fehr vorteilhaft unter-
gebracht werden; die leuchtenden Buri, Giaco-
metti, Amiet, Cardinaux find hier mit den Blanchet,
Vallet, Würtenberger u. a. vereint. Im obern
Stockwerk ift nun das eine und andere Bild der
frühem Generation wirkungsvoll aufgeftellt, fo
die Anker, Stäbli, Buchfer, Segantini, Stückel-
berg u. a. Für Hodler ift ein befonderer Raum
eingerichtet mit Gemälden aus verfchiedenen

Perioden des Künftlers, denen fich hervorragende
Zeichnungen anfchließen; die Wand mit drei
Frühwerken; junger Schreiner, Selbftporträt und
Frau mit Kind, bietet ein, in fich gefchloffenes,
Bild, das einem unvergeßlich in der Vorftellung
bleibt. (Die frühem Leihgaben „Frau im Kahn“
und „Marignanokrieger“ find von ihrem Befißer
wieder zurückgezogen worden.) Im Treppen-
haus verbleiben die Kriegerpanneaux und der
großartige „Schwingerumzug“. J. C.

ÄUS STELLUNG EN

BÄSEL Im KUPFERSTICHKABINETT DER
ÖFFENTLICHEN KUNSTSAMMLUNG findet eine
Ausheilung der Neuerwerbungen des leßten
Jahres ftatt. An erfter Stelle ift zu nennen eine
bisher völlig unbekannte Federzeichnung des
Meifters von Meßkirch zu einem Renaiffance-
altar, den der Graf von Zimmern um 1538 ge-
ftiftet hat. Aus Wappen und Proportionen
konnte mit Sicherheit feftgeftellt werden, daß
es fich um den Altar in der Meßkircher Stadt-
kirche handelt, nach deffen, noch heute dort
befindlichem Hauptbilde, der Maler benannt wird,
den man neuerdings mit Jörg Ziegler identifi-
zieren will. Die Basler Zeichnung ift mit der-
jenigen der Albertina in der Strichführung ganz
analog; als feltenes Dokument großer füd-
deutfcher Ornamentalkunft eines Zeitgenoffen
Holbeins, ift der Rahmenentwurf, den das Kupfer-
ftichkabinett mitUnterftüßung von Kunftfreunden
erwerben konnte, gerade für Bafel von unge-
meiner Bedeutung. — Wir erwähnen ferner eine
Kopie des 16. Jahrhunderts nach einer ver-
fchollenen Tufchzeichnung H. Holbeins d. J.
Maria Magdalena darftellend, ausgezeichnete
Probedrucke aus Dürers Marienleben, einen
noch unbefchriebenen Holzfchnitt H. Baidungs:
das W'appenexlibris von Dr. Caspar Baidung
(Leihgabe). Aus dem 18. Jahrhundert find haupt-
fächlich Folgen fchweizerifcher Graphiker zu er-
wähnen wie der Schellenberg, Bullinger, Louther-
bourg, dann fei genannt eine größere Anzahl
von Zeichnungen und Aquarellen von Künstlern
des 18. und des beginnenden 19. Jahrhunderts
wie der Mind, Wocher, Dunker, Dietler, C. H.
Kniep und des bisher zu wenig gekannten Basler
Malers F. Salathe, eines echten Vertreters der
Biedermeierzeit (Schülers von P. Birmann), deffen
umfangreicher Nachlaß unlängft, mehr als ein
halbes Jahrhundert nach feinem Tode, von feiner
Tochter erworben werden konnte. Aus der
vielfeitigen Kollektion moderner Graphik feien
Zeichnungen und Aquarelle der O. Frölicher,
Kreidolf, Baumberger genannt, Radierungen,
Lithographien und Holzfchnitte von Anner, Alder,

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