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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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2. Heft
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Rundschau - Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0086

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RUNDSCHÄU — SAMMLUNGEN

DER CICERONE IST STÄNDIGES PUBLIKRTIONSORGAN FOLGENDER MUSEEN: WÄLLRAF-
RICHARTZ-MUSEUM ZU KÖLN / STADELSCHES INSTITUT UND STADT. GALERIE ZU
FRANKFURT a. M. / MUSEUM FÜR KUNSTGEWERBE ZU LEIPZIG / KAISER FRIEDRICH-
MUSEUM ZU POSEN / GROSSHERZOGL. MUSEUM ZU SCHWERIN / STADT. MUSEUM DER
BILDENDEN KÜNSTE ZU LEIPZIG / HERZOGL. MUSEUM ZU BRAUNSCHWEIG / PROVINZIAL-
MUSEUM IN HANNOVER / KAISER WILHELM-MUSEUM ZU KREFELD / STADT. MUSEUM
ZU BRAUNSCHWEIG / MUSEUM JOANNEUM IN GRAZ / KUNSTGEWERBE-MUSEUM ZU
FRANKFURT a. M. / KUNSTHALLE ZU MANNHEIM / KUNSTGEWERBE-MUSEUM ZU DÜSSEL-
DORF / ALTONAER MUSEUM / MAXIMILIANS-MUSEUM ZU AUGSBURG / FOLKWANG-
MUSEUM ZU HAGEN i. W. / KUNST-MUSEUM ZU ESSEN / DAS DEUTSCHE MUSEUM
FÜR KUNST IN HANDEL UND GEWERBE ZU HAGEN i. W. / KUNSTGEWERBE-MUSEUM
ZU OLDENBURG i. Gr. / GROSSHERZOGLICHES LANDESMUSEUM IN DARMSTADT / STÄDTI-
SCHES MUSEUM ZU HALLE a. S. / KUNSTGEWERBE-MUSEUM DER STADT STRASSBURG /
GROSSHERZOGLICHE KUNSTHALLE IN KARLSRUHE / MÄRKISCHES MUSEUM ZU BERLIN /
STADTMUSEUM ZU DANZIG / WESTPREUSS1SCHES PROVINZIAL-KUNSTGEWERBE-MUSEUM
IN DANZIG / FRÄNKISCHES LUITPOLD-MUSEUM IN WÜRZBURG

ÄUS DER FRANZÖSISCHEN MU-
SEUMSVERWÄLTUNG Mit dem zwei-
ten franzöfifchen Minifterium unter Poincares
Präßidentfchaft ift nach kaum einjähriger Amts-
führung Dujardin Beaumeß’ Nachfolger, Leon
Berard, wieder in der Verfenkung verfchwunden.
Die Ausftellung der Staatsankäufe und Staats-
aufträge im Jahre 1913 gab Gelegenheit, ihn als
Unterftaatsfekretär zu beurteilen. Erinnert man
fich, daß der vor dem Antritt feiner verantwor-
tungsvollen Stellung noch niemals den Louvre
betreten hatte, alfo keinerlei „Vorurteile“ hatte,
fo kann man zufrieden fein mit feinen Be-
ftellungen und Erwerbungen. Im großen und
ganzen ift diefe Ausftellung ebenfo charakterlos
und kläglich wie in früheren Jahren. Aber es
gibt doch einige Oafen in der Wüfte des Durch-
fdinitts, die in Dujardins Regie immer fehlten.
So find z. B. in diefem Jahre drei Bilder von
Marquet erworben und in der Gobelinmanufaktur
drei Bilder von Monet in Tapifferien ausgeführt.
Das ift immerhin fdion ein kleiner Fortfehritt.
Berards Nachfolger, Paul Jacquier, ift erft
Anfang der Dreißiger und bringt die gleiche
Vorurteiislofigkeit mit ins Amt wie fein Vor-
gänger. Die Rückkehr der Mona Lifa war ihm
ein gutes Debüt. Freilich war es ein Mißgriff,
die Parifer die Unzulänglichkeit des Louvre-
Perfonals und die Schläfrigkeit der Polizei da-
durch bezahlen zu laffen, daß fie aufgefordert
wurden, die erften drei Tage 5 bzw. 1 Franken
Eintrittsgeld für Befichtigung des Bildes zu er-
legen. Mit gutem Recht haben die meiften fich
dagegen gewehrt, fo daß nicht mehr als 400
Franken aus diefen unberechtigten Abgaben er-
zielt wurden. Dagegen wurde die wiederge-

wonnene Jokonda am erften Freitage von etwa
100000 Perfonen befucht. Unter den jüngeren,
wenig vorgebildeten Unterftaatsfekretären der
Schönen Künfte entfaltet die Louvre-Direktion
freier und felbftändiger ihr Haupt. Endlich hat
Henry Marcel kurz nach feinem Amtsantritt den
Mut gefunden, den berühmten Vertrag des Louvre
mit dem Haufe Braun, Clement & Cie., der fich
das alleinige Recht des Photographierens und
der Katalogpublikation kontraktlich feit Dezen-
nien gefiebert hatte, zu annullieren. Leicht war
diefe Operation allerdings nicht, da Braun für
die Reftbeftände feiner Kataloge, die teil weife
noch aus den achtziger und Jiiebziger Jahren
ftammen und monftrös gedruckt und ausge-
ftattet find, die Summe von 65000 Franken (11)
verlangte. Ein Antiquar würde für diefe Ma-
kulatur kaum ein paar hundert Franken zahlen.
Nach langen Verhandlungen ermäßigte Braun
feine Forderung auf 40000 Franken. Nun hat
fich die Zentralverwaitung entfchloffen, für Ver-
leger einen Wettbewerb auszufchreiben und dem-
jenigen die Katalogausgaben zu übertragen, der
die Schulden des Louvre bei Braun übernimmt
und außerdem dem Staat einen Gewinnanteil
am Abfaß der Kataloge zufichert. Das Recht
im Louvre zu photographieren foll allen, die
die erforderlichen Garantien zu leiften vermögen,
zugefprochen werden, fo daß zu erhoffen fteht,
daß die Kunftwelt erwarten kann, auch von den
Denkmälern im franzöfifchen Staatsbeßß brauch-
bare Reproduktionen zu erlangen. Der bekannte
Sammler und Mitbegründer der Societe des
amis du Louvre, Martin Leroy, hat bekannt-
gegeben, daß er den größten Teil feiner Samm-
lung, die viele fchöne Stücke der Kollektionen

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