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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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11. Heft
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Ausstellungen
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Denkmalpflege
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0451

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AUSSTELLUNGEN o DENKMALPFLEGE

nicht. W. H. van Schai'ks Landfchaften be-
pßen etwas Frifches. Seine Mühle ift voll Kör-
perlichkeit, die Luft ift hell, das Waffer hat das
ruhig Glänzende, das Frifche von Waffer zwi-
fchen Weideland. Seine Schneefelder find weiß;
klar fteht dagegen das Schwarz des anfauchen-
den Zuges. Von de Jong fei eine Radierung
hervorgehoben, „Die Tjalke“, die in riefelndem
Flußwaffer ftille liegt. Die Weihe, die Ruhe,
die Stimmung, das von der Welt Äbgefchiedene,
das über fo einem breiten Fluffe liegt, ift vor-
züglich getroffen. R. B.

GÖDING (Mähren) ln dem neuen Künftler-
haufe der mährifchen Künftlervereinigung „Stru-
zeni vytvarnych umelcü moravskych“ (Obmann
Maler Uprka) veranftaltet der Wiener Künftler-
bund „Hagen“ eine Kollektivausftellung. Die
dem Hagenbund hier gewährte Gaftfreundfchaft
erfcheint um fo rühmenswerter, als alle Verfuche
diefer jugendkräftigften Wiener Künftlerver-
einigung, nach der Entziehung ihres alten Heimes
durch die Gemeinde in Wien felbft eine neue
Wohnftätte und damit zugleich eine dauernde
Äusftellungsmöglichkeit zu erhalten, zum größten
Bedauern aller ernften Kunftfreunde vergeblich
geblieben find.

HÄÄG Auf der gegenwärtigen Äusftellung
im Kunftfalon KLEYKÄMP find zwei Interieurs
von befonderem Intereffe: vonNeuhuys, deffen
Gedächtnisausftellung in Ämfterdam kürzlich er-
öffnet wurde, über die wir noch berichten wer-
den, und von Kever. Die innige Einfachheit
von Neuhuys und feine reife Malweife in jenem
Bild muß einen jeden treffen. Welch eine Har-
monie mit den wenigen feinen roten, grauen
und violetten Tönen und welch einen Adel be-
pßt diefes Gemälde, einer prächtigen, alten Frau,
die am Spinnrad arbeitet. Und dann Kever,
der Stimmungsmaler. In feinem Bild ift die
Mutter zweifellos zum höchften Akzent ge-
weigert. Eine müde Seele, fehr jung Mutter
geworden, unklar in den Gedanken, ungebildet
und etwas ftumpffinnig im Äußeren: ein großes
Kind, das bei zwei kleinen fißt und diefen gegen-
über die Kluge fpielt, indem fie in einem Buche
etwas zeigt.

Weiter ift das neuefte Porträt von Toorop
zu fehen, eine Zeichnung, die eine ältere Dame
darftellt. Diefer Kopf war ganz nadi des Künftlers
Gefchmack. Das Leben mit feinen vielen Er-
fahrungen von Freude und Schmerz fpricht fich
darin aus. Ein Kopf, in dem Toorop etwas
fand, der ihn infpirierte. Eine ganze Wand ift
mit den köftlichften Gabriels behängt. Ein Ifaak
Israels und dann noch ein Kever: „Bücher-

ftand“, gehören zu dem Beften. Auch Briet ift
mit einem prächtigen Interieur vertreten, Ka-
merlingh, Onnes, Weißenbruch, de Bock,
Claus und Robertfons mit teilweife vorzüg-
lichen Sachen. • R. B.

LEIDEN In Heft 9 wurde an diefer Stelle
die Bibelilluftration vom Mittelalter bis zum
17. Jahrhundert aus Anlaß der Äusftellung im
VOLKSHAUS befprochen. Eine zweite Äus-
ftellung gewährte eine Überficht über die Illu-
ftration des 18. und 19. Jahrhunderts. R. B.

LONDON In der FRENCH GALLERY fieht
man neben der großen edel-fchlichten Landfchaft
des Jacob Maris „Bei Utrecht“, die einft der
Maccullochfammlung angehört hat, und zwei köft-
lich frifchen Stücken des Willem Maris „Weißes
Kalb“ und „Melkzeit“ eine größere Anzahl von
Werken — Landfchaften, Interieurs ufw. —
jüngerer Künftler, die im fieberen Ruhen auf der
Tradition Tüchtiges und zum Teil auch Eigen-
gefehenes und Eigendurchfühltes leiften. Es find
dies: J. H. van Maftenbroek, Bernard de Hoog,
J. Scherrewiß und Ä. M. Gorter. Befonders fchön
ift de Hoogs „Hüttenmadonna“ in ihren fatten,
harmonifchen Farben und dem breiten, dabei
ruhigen Vortrag. F.

DENKMALPFLEGE

HUYGENS’HOFWIJCK IN GEFÄHR!

Hofwijck wurde nach Entwürfen des Schöpfers
des Ämfterdamer Rathaufes, J. van Campen, durch
den Stifter des Mauritshuis’, Johann Maurits von
Naffau, für einen der vier großen holländifchen
Dichter des 17. Jahrhunderts erbaut. Diefer
hat in einem berühmten Gedicht das Haus be-
fchrieben und befungen. Sein Sohn, der welt-
berühmte Chriftiaan Huygens, hat dort gewohnt
und gearbeitet. Hofwijck ift einer der berühm-
teften Landpße Hollands aus dem 17. Jahrhundert.

Das Haus ift in der Hauptfache noch gut er-
halten, aber jämmerlich verwahrloft und ver-
fdimußt, während der Grund günftig ift und nun
als Bauplaß begehrt wird: eine Vereinigung hat
bis 30. Juni das Vorrecht, das Haus für 33000 fl.
zu kaufen, um es herftellen und als Huygens-
Mufeum einrichten zu laffen, wofür viel und
fchönes Material vorhanden ift. Kann die
Summe nicht aufgebracht werden, wird
das Haus niedergeriffen.

Bis jeßt hat die holländifche Nation 12000 ß.
zufammen, wozu noch das Gefchenk eines Aus-
länders kommt, der mit einer Schrift über den
berühmten Chriftiaan befchäftigt ift, ein Gefchenk

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