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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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9. Heft
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Denkmalpflege
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Gesellschaften und Vereine
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Personalien
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0373

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GESELLSCHAFTEN UND VEREINE ° PERSONALIEN

um fo mehr, als bei guter Ausführung das Stadt-
bild beim Überfchreiten der Brücke fich erheb-
lich beffer als jeßt präfentieren würde, und die
geplante Ratskellerwirtfchaft mit ihren Terraffen
an der Havel zudem einen nicht zu verachten-
den Beitrag zu den Koften des Baues liefern
könnte. Freilich, meint Kern, fei von dem Zahn-
fchen Projekt, wie es jeßt ausfehe, nicht viel
mehr als der Gedanke zu verwerten, da diefer
Entwurf nicht die nötigfte Rückficht auf die
Geltung des Stadtfchloffes nehme. Immerhin
fcheint das Projekt der Durcharbeitung wert zu
fein; um fo mehr als der Zuftand der Häufer
zwifchen der Brücke und dem Palaft nicht mufter-
gültig ift. Im übrigen muß immer wieder aus-
gefprochen werden, daß der Wettbewerb doch
Löfungen gebracht, und ihnen ja auch Preife
verliehen hat, die die treffliche Geftaltung des
Planes, die Erhaltung des Knobelsdorfffchen
Haufes (die durchaus nicht fo nebenbei behan-
delt werden darf), endlich fogar die Verkehrs-
regelung am Eingänge der Brauerftraße ermög-
lichen. Warum will man denn eigentlich davon
keinen ausführen? H. Fr.

GESELLSCHAFTEN UND
VEREINE

KRÄKÄU Eine Zufammenkunft von Reprä-
fentanten polnifcher Mufeen hat hier ftattge-
funden — außer den galizifchen Mufeen waren
u. a. das Induftrie-Mufeum und die Krafinski-
fche Majoratsbibliothek, Warfchau, das polnifche
Mufeum zu Rappers vgl (Dr. Zmigrodski), das
Czartorgski-Mufeum zu Goluchow (Dr. N. Pajz-
derski, Pofen) vertreten —, welche die Bildung
einer freien „Vereinigung polnifcher Mu-
feen“ befchloffen hat. Letztere foll fämtlidie
Mufeen und Sammlungen in den Ländern des
ehemaligen Polens und außerhalb umfaßen und
einen gegenfeitigen Vertreter zwifchen denfelben,
welcher bisher gar nicht exiftiert hat, fowie ein
gemeinfchaftliches Zufammenwirken in gewiffer
Richtung anbahnen. Nach dem Mufter analoger
Organifationen, ftrebt das Programm des neuen
Vereins, der jedenfalls ein weites Betätigungs-
feld vor fich hat, nach der Schaffung eines eigenen
Organs, Herausgabe von Monographien der pol-
nifchen Mufeen ufw. P. E.

PERSONALIEN

ERKLÄRUNG Zu meiner Ausführung in
Heft 7, Seite 267 über die Ernennung des Herrn
Petrovics zum Direktor des Budapefter Mu-
feums der bildenden Künfte bemerke ich auf
Wunfch ausdrücklich, daß niemand der Buda-

pefter Kunfthiftoriker im Zufammenhang mit
diefen rein fachlich gehaltenen Ausführungen
fteht. Die Kritik an diefem unerhörten Fall halte
ich nach wie vor für abfolut begründet.

Biermann.

DRESDEN Als Nachfolger Dr. Waldmanns
in der Direktion der Kupferftichfammlung König
Friedrich Augufts und der Secundogeniturbiblio-
thek wurde der Vertreter des Provinzialkon-
fervators der Rheinprovinz, Dr. Erwin Hensler,
berufen.

WÄRSCHÄU In der ftillen Abgefchieden-
heit eines befcheidenen, patriarchalifchen Land-
ßßes unweit Warfchaus verftarb im Alter von
65 Jahren Jözef Chelmonski, einer der her-
vorragenden Schöpfer und anziehendften Ge-
ftalten der modernen polnifchen Malerei. Seine
künftlerifche Ausbildung hat Ch. zuerft in der
Warfchauer Zeichenfchule unter W. Gerfon, dann
in München erhalten, wo er feit 1870 mit Unter-
brechungen einige Jahre verweilte. Ein faft
zehnjähriger Aufenthalt in Paris gab ihm dann
die endgültige künftlerifche Reife und brachte
fein ftarkes, originelles und vielfeitiges Maler-
talent zur vollen Entwicklung, welches auch hier
die erften großen Erfolge erzielte. Chelmonski
war ein echt nationaler Künftler in der Art der
großen franzöfifchen Landfehafter des 19. Jahr-
hunderts, mit denen der polnifche Maler manche
Berührungspunkte gemein hatte. Das polnifche
Bauern- und Tierbild in ihrem elementaren Zu-
fammenhang mit der Landfchaft verdankt ihm
feine moderne Faffung. Doch erftarrten, wie
dies bei einer ganzen Gruppe polnifcher Maler
aus jener Zeit der Fall war, die erfolgreichen
Themen derViergefpanne, Jagdfzenen und Pferde-
märkte bei ihm nie zur gefchickt wiederholten
Schablone, ja fie verfchwanden allmählich ganz
aus feinem Qeuvre, und das reine Landfchafts-
bild, oft durch ein paar Menfchen oder Tiere
belebt, die flache mafowifche Ebene trat fpäter
immer mehr in den Vordergrund.

Das Oeuvre Chelmonskis ift durchaus nicht
gleichwertig, und feine genaue kritifche Wertung
hat bisher noch nicht ftattgefunden. Dazu wird
erft die ficher zu erwartende pofthume Aushei-
lung Gelegenheit bieten, die wohl auch feine
Stellung und Verhältnis zur zeitgenöffifchen
europäifchen Malerei in neuem Lichte zeigen
wird. P. E.

WIEN Der Direktor der Antikenfammlung des
Ah. Kaiferhaufes, o. ö. Univerfitätsprofeffor Dr.
Hans Schräder, hat einen Ruf an die neue
Univerptät in Frankfurt a. M. erhalten.

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