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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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12. Heft
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Der Kunstmarkt - Von den Auktionen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0496

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DER KUNSTMÄRKT — von den Auktionen

Bevorftehende Auktionen

LONDON Die wichtigfte Auktion der ganzen
Saifon wird am 26. Juni bei Meffrs. Chriftie
ftattßnden und zwar nur durch ein unglückliches
Vorkommnis, den foeben erfolgten Bankrott einer
großen Citgfirma, deren Haupt, Mr. Arthur
M. Grenfell [ich dadurch gezwungen fleht,
feine erft feit verhältnismäßig wenigen Jahren
mit großer Energie angelegte Gemäldefammlung
zu verkaufen. Das Hauptbild der Kollektion ift
ein vorzügliches, wohl mit vollem Recht dem
Tizian zugefchriebenes Männerporträt, das
Grenfell vor ein paar Jahren von Sir Hugh Lane
erftanden hatte, und das 1909 in den Grafton
Galleries ausgeftellt gewefen war. Weitere
Bilder von Bedeutung unter den 67 der Samm-
lung find: zwei Holztafeln Paolo Uccellos
„Der Fall von Pifa in 1436“ und die „Schlacht
von Anghiari in 1440“, die aus der Butler-
kollektion ftammen, und bei deren Verkauf im
Jahre 1911 £ 2100 eingetragen hatten; eine
Porträtgruppe aus dem Jahre 1637 von dem fehr
feltenen Meifter Pieter Dubordieu, einen
Mann mit Frau und Sohn darftellend; ein fig-
niertes und datiertes Damenporträt von F. Bol;
das bekannte Porträt der „Gräfin von Chefter-
field“ von van Dyck aus der Bienheim Palace-
kollektion; Wouvermans „Tür einer Schenke“
aus der im vorigen Jahre verkauften Ä. F.
Walterfchen Sammlung; Mytens „Porträt
Karls I.“ aus der Kollektion des Marquess of
Waterford; vier Bilder von Brekelenkam;
eines von Ä. Cuyp und G. Dow. Die britifche
Schule ift u. a. vertreten durch Lawrences
„Lady Elifabeth Fofter“, nachmaliger Herzogin
von Devonfhire als Sibylle; vier Porträts von
Reynolds, darunter das des Lord Tyrconnel
und der Mrs. Frances Fortescue und eine „Land-
fchaft mit Kühen“ von Gainsborough, die
einft dem General Thoyts gehört hat. Unter
den wenigen Gemälden von modernen Künft-
lern befindet fich G. F. Watts „Ä Greek Idyll“,
das 1909 im Milburnverkauf auf der Auktion
erfchienen war.

Der Grenfellfammlung werden fich mehrere
britifche Werke vonBedeutung aus verfchiedenem
Befiß anfchließen, darunter: Romneys „Porträt
des Sir John W. de la Pole“, deffen Pendant
im vorigen Jahre die geradezu wahnfinnige
Summe von £ 41370 eintrug, während Romney
in 1786 £ 168 für beide Bilder erhalten hatte.
Derfelbe Eigentümer fendet auch die Porträts
der Eltern des von Romney gemalten Mannes,
die von der Hand T. Hudfons ftammen. Von
Romney werden noch einige weitere Porträts

am gleichen Tage zur Verweigerung gelangen,
fo die „Miß Conftable“, Eigentum des Colonel
F. Strickland Conftable; die „Mrs. Colin Drum-
mond“ und die „Miß Jean Ätholl Drummond.
Von den z. T. wohlbekannten Raeburns feien
angeführt: „Dr. Alexander Lindfay of Pinkie-
burn“; „Rev. James Lindfay of Pinkieburn“; die
„Lady Ramfay“ ; „Provoft John Pitcairn, Dundee“.
Den Schluß des Auktionstages werden 27 Bilder,
das fogenannte „Dashwood Erbe“, aus Wher-
ftead Park, Ipswich, bilden. Unter ihnen finden
fich Porträts von Gainsborough, Reynolds,
und Romneys „Sir Robert Sharland“ aus dem
Jahre 1791.

Meffrs. Sotheby kündigen für Ende Juni und
Anfang Juli — 29. Juni bis 3. Juli — die Auk-
tion des zweiten Teiles der bedeutenden und
umfangreichen Stichefammlung des Mr. Är-
chibald Cameron Norman of Bromley
Common an, die aus Mezzotintoporträts der
bekannteften englifchen Stecher des 18. Jahr-
hunderts, fowie franzöfifchen und kolorierten
Stichen befteht (Illuftrierter Katalog 2 Schillinge).
— Vom 7.—10. Juli wird diefelbe Firma die
vierte Auktion der faft unerfchöpflichen Huth-
bibliothek abhalten, die im Jahre 1911 be-
gonnen wurde und bisher ca. £ 120000 ein-
getragen hat. Diefes Mal kommen 670 Nummern
unter den Hammer und zwar die unter J—L
katalogifierten. Eines der intereffanteften Werke
ift das „Catholicon“ des Joannes Baibus de Ja-
nua, das in Huths Katalog unter Janua ein-
getragen war. Dies ift ein früher Druck der
Gutenbergifchen Preffe und das vierte mit einem
Datum verfehene gedruckte Buch; es befteht aus
zwei fehr fchön gebundenen Bänden und war
1865 von Mr. Huth gekauft worden. Ein an-
deres Exemplar desfelben Werkes wird, wenn
diefe Zeilen erfcheinen, verkauft fein, da es zu
den vom Earl von Pembroke zur Auktion ge-
fandten und hier früher erwähnten Werken ge-
hört. Das leßte Exemplar des Catholicon, das
auf einer öffentlichen Auktion erfchien, war das
aus der Sunderlandfammlung. Das ift nun mehr
als dreißig Jahre her, und damals trug das Werk
£ 285 ein. Eine Shakefpearefeltenheit ift „King
John“, verzeichnet unter „John, King of Eng-
land“, in der zweiten Quarto-Ausgabe vom
Jahre 1611. Von ganz fpeziellem Intereffe für
deutfche Sammler ift die große Serie von
Werken Martin Luthers, meift in Original-
ausgaben, die 65 Nummern umfaßt. Unter den
diesmal weniger zahlreich vertretenen Hand-
fchriften ragt eine, „Statuta Civitatis Londonia-
rum“, auf Pergament, englifch, 15. Jahrhundert,
mit zahlreichen Initialen ufw., hervor.

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