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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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15. Heft
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Der Kunstmarkt - Von den Auktionen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0574

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DER KUNSTMHRKT — von den Auktionen

Stattgehabte Auktionen

LONDON Der wichtigfte Verkauf der Be-
riditsperiode war der des vierten Teiles der
fchier unerfchöpflidien Huth-Bibliothek bei
Meffrs. Sotheby vom 7.—10. Juli, der aus-
gezeichnete, zumTeil überrafchendePreife brachte
und für 670 Nummern £ 18611.1.0 eintrug. Im
ganzen hat die Bibliothek bisher faft £ 140000
erzielt, wozu noch etwa £ 15000 für Auto-
graphen und eine nicht bekanntgegebene, aber
fidler recht hohe Summe für die privatim ver-
kauften Shakespeareana kommen, fo daß man
von einem bisherigen Ergebnis von rund .£200000
fpredien daif. Der diesmalige Teil umfaßte
die Buchftaben I —L und enthielt unter L.
eine deutfdie Sammler befonders intereffierende
Serie von über 60 meift Originalausgaben von
Schriften Martin Luthers. Der höchfte Preis
unter diefen Schriften wurde für Luthers „Ant-
wort an Heinrich VIII.“, erfte Ausgabe vom Jahre
1522, gezahlt, nämlich £ 66, während Mr. Huth
fie in 1856 um 2 gs erftanden hatte. Für eine
erfte Ausgabe der Thefen gegen den Ablaß, die
in 1860 für £3ll„ gekauft worden war, wurden
jeßt £ 38 gegeben. Die hohen Preife fchreiben
fich zum großen Teil von der ftarken internatio-
nalen Beteiligung an der Auktion her. Die zwei
Hauptkäufer waren die Londoner Firma Qua-
ritch und der amerikanifche Händler G. D. Smith.
Einige wenige Refultate mögen als Beifpiele für
die Höhe der erzielten Preife genügen: Ben
Jonfons „Sejanus, His Fall“, erfte Ausgabe, 1605,
ein Unikum, da große Ausgabe auf Papier, .£900
(G. D. Smith); ein Exemplar des „Catholicon“
des Joannes Baibus, gedruckt von Gutenberg
1460, £ 760 (G. D. Smith); Geoffroy de Latour
Landrys „Der Ritter vom Turn“, gedruckt 1519
in Straßburg, £ 225 (in 1867 £ 12.12.0); La
Fontaines „Oeuvres Complettes“, 1804, in fechs
Bänden mit Stichen ufw., £ 132; „The True
Chronicle History of King Leir (Lear) ufw.“,
London 1605, £ 2470, ein überrafchend hoher
Preis (Quaritch; ein Exemplar diefes Werkes
koßete in 1856 £22in 1865 .£210; in 1905
£ 480); „Lectionarium et Sequentiae cum Än-
tiphonariis et Orationibus pro festis Ecclesiae
Romanae“, illuminierte italienifche Handfchrift des
16. Jahrhunderts auf Pergament mit acht großen
Miniaturen und 112 Initialen, einft in der Samm-
lung des Grafen Cicognara, £ 600 (Quaritch;
in 1876 ,£120); Lichtenberger „Pronosticatio zu
Theutfch“, 1488, £ 125 (Leighton); Thomas
Lirer „Chronick“, Ulm, 1486, .£80 (Quaritch; in
1866 £ 21); ein anderes Exemplar derfelben
Chronik ohne Angabe eines Datums, vielleicht

früher als die erfte, £ 75 (Quaritch); Daniel
Lyfons „Environ of London“, mit Illuftrationen
zwölf Bände umfaffend, £ 580 (G. D. Smith);
Lucanus „Pharsalia“, der Preffe des Franciscus
Renner de Hailbrunn in Venedig zugefdirieben,
ca. 1470, £ 86 (Quaritch; in 1863 £ 21).

In dem Verkauf der Stiche des Mr. Archi-
bald Cameron Norman bei Meffrs.Sotheby
vom 29. Juni bis 3. Juli koftete J. Walkers
„Sir Hyde Parker, Junr.“ nach Romney £ 180
(Colnaghi & Obach); die ganze, reichhaltige
Sammlung, die von 1760—1780 angelegt worden
war, trug £ 3874 ein.

Am 9. Juli kamen ebenfalls bei Meffrs. So-
theby in einem Schwarz-weißblätterver-
kauf einige Rembrandts aus dem Befiß der
Lady Binning zur Verweigerung: „Landfchaft
mit Mann, Milcheimer tragend“, zweiter Zuftand,
£ 230; „Landfchaft mit einem Sportsmanne“,
£ 82; „Landfchaft mit einem Manne, eine Herde
Schafe treibend“,.£80(fämtlichColnaghi&Obach).

Meffrs. Chriftie. 1. Juli. Silber aus dem
Befiß des Colonel R. W. Chandos Pole: Ge-
famtergebnis für 65 Partien ca. £ 12000; davon
ein Paar vergoldete Eimer mit Deckeln, 121/4
inches hoch, 1597, Meifterzeichen ein Zweig,
£ 2500; ein Salzfaß, IU/2 inches hoch, 1613,
Meifterzeichen D. G. mit Anker, .£650; ein Salz-
faß mit Deckel, 93/4 inches hoch, 1573, Meifter-
zeichen ein Vogel, £ 600; Maferholzfchale, 2'lt
inches hoch, 53/„ inches im Durchmeffer, 1527,
Meifterzeichen zwei Pfeilköpfe, £ 400; eine
runde Zuckerfchale, 5x/4 inches im Durchmeffer,
Meifterzeichen J. G. in einem Herz, 570 Schil-
linge per Unze.

2. Juli. Kunftmöbel und Porzellan: Ein
Paar puderblaue Vafen, 10^1 inches hoch, Kang-
He, aus dem Nachlaß der Lady Anne Chandos
Pole, £ 651 (Abbey).

4. Juli. Alte Meifter, vor allem der Bar-
bizonfchule aus dem Nachlaß des verdorbenen
Mr.Ärchibald Coats: 33 Nummern, ca..£43000,
darunter: Corot, „Le Rond des Nymphes“ (auch
„Le Soir“ genannt), £ 6930; von demfelben
„Le Lac“, £ 3045; Daubigny, „Le Soir“, 1870,
17'ltX3i'la inches, £ 3780 (Meffrs. Knoedler);
J. F. Millet, „La Gardienne du Troupeau“,
281/2X35‘/2 inches, £ 5880; von demfelben
„Les Falaises de Gruchy“, £ 2100; Troyon, „Un
Sous-Bois avec des Vaches“, .£6090; von dem-
felben „Boeufs ä Labour“, £ 5775; Diaz, „Les
Grandes Delaissees“, £ 1522 ,/a; Dupre, „Pätu-
rage pres de L’Oise“, £ 2205; Meiffonier,
„Regnard in feinem Atelier“, £ 861 (.£1890 in
1892). Die für die Barbizonbilder gezahlten,

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