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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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PERSONALIEN ° VERMISCHTES

dem auch die Aufgabe zufallen wird, die Be-
fände in der Hochfchule der bildenden Künfte
neu aufzuftellen, wenn das Mufeum bei dem
geplanten Umbau der Kunftfchule feine Stätte,
das ehemalige Rauchfche Atelier, wird verlaffen
mUffen.

BRÄUNSCHWEIG Der neugegründete
Lehrftuhl für Architektur und Städtebau an der
Tedinifchen Hochfchule wurde mit dem Lübecker
Architekten Baurat Karl Mühlenpfordt befeßt.
Baurat Mühlenpfordt, der im Felde fteht, hat
fich um Lübeck als Städtebauer und Denkmals-
pfleger zahlreiche Verdienfte erworben.

DÜSSELDORF In den leisten Kämpfen
fiel Dr. H. Willemfen aus Düffeldorf. Wir ver-
lieren in ihm einen trefflichen Mitarbeiter, der
mit feinem Gefühl und Gerechtigkeit um Ver-
ftändnis für die künftlerifche Entwicklung feiner
Heimatftadt warb.

ROÄNNE Jofeph Dechelette, der aus-
gezeichnete franzöfifche Archäologe, Prähiftoriker
und Mufeumsdirektor in Roanne, ift als Haupt-
mann der Territorialarmee im Kampfe gefallen.
Der Verftorbene war neben Dragendorjf der
befte Kenner altrömifcher Keramik und hat in
feinem „Manuel d’archeologie prehistorique, cel-
tique et gallo-romaine“, von dem zwei Bände
vorliegen, eines der wichtigften Nachfchlage-
bücher feines Faches geliefert. W. B.

VERMISCHTES

KUNSTWERKE ÄUF DER FLUCHT

Die New-Yorker „Press“ enthält intereffante
Mitteilungen darüber, in welchem Umfange
Kunftbefiß des Feftlandes bei Kriegsausbruch
nach England gefchafft worden ift. Zunädift find
natürlich belgifche Kunftfchäße geflüchtet worden.
Der Wert der Koftbarkeiten, der aus dem Brüf-
feler Königl. Schloß nach Buckingham Palace
gebracht wurden, beträgt nach den amerikani-
fchen Angaben etwa 60 Millionen Mark. Das
amerikanifche Blatt meint dazu, da in kurzer
Zeit die belgifche Köriigsfamilie nötig Geld
brauchen würde, fo habe England eine pracht-
volle Gelegenheit, für wenig Geld in den Befiß
von Kunftwerken zu kommen, die zu den koft-
barften der Welt gehören. Den belgifchen Mu-
feen foll kürzlich der Bürgermeifter von London
im Namen der Stadtvertretung die Guildhall als
Zufluchtsort ihrer koftbarften Werke angeboten
haben. Da fich indeffen faft alle bedeutenden
Kunftwerke der belgifchen Sammlungen und

Kirchen im Lande vorgefunden haben, fcheint
man keinen Gebrauch von diefem Erbieten ge-
macht zu haben.

Außer belgifchem Befiß ift auch franzößfcher
in größerem Umfang nach England geflüchtet
worden. Der Marquis de Breteuil, ein alter
Freund der englifchen Königsfamilie, hat feine
Schäße unter deren Schuß geftellt, darunter
feine zwei Rembrandts, einen Hals und zwei
Bildniffe von Velazquez, die in Windfor be-
wahrt fein follen. Auch bei Lord Rothfchild,
den Herzögen von Weftminfter und Marlborough,
bei Sir Philipp Saffoon, dem Baron de Foreft
und Lord Howard de Waiden foll feftländifcher
Kunftbefiß in Aufbewahrung fein. Der Herzog
von Weftminfter behütet eine wertvolle Biblio-
thek und eine franzöfifche Sammlung von Sevres-
Porzellanen, vielleicht die koftbarfte, die es
gibt. Außerdem follen nach Kunfthändler-
mitteilungen unmittelbar nach dem erften Vor-
marfch derDeutfchen auf Paris die Parifer Kunft-
händler ihre Stücke nach England gebracht
haben, wo fie forgfältig verwahrt werden. Viel-
leicht befindet fich auch dort die Mädchenbüfte
des Mufeums Wicar in Lille, die unter Leonardo
da Vincis Namen geht, und von der die Ame-
rican Art News nur mitteilt, daß ße mit vielen
anderen koftbaren Stücken „in Sicherheit“ fei.

Auch deutschen Befiß foll England beherbergen ;
wenig glaubwürdig klingt die amerikanifche
Mitteilung, daß einenTag bevor England Deutfch-
land den Krieg erklärte, eine deutfche Baronin,
eine „Coufine der Familie Krupp“, ihren Schmuck
dem Lord Rothfchild zur Aufbewahrung fandte,
glaubhafter die, daß bei ihrer Abreife der öfter-
reichifche Botfchafter feine koftbare Miniaturen-
fammlung der Sorge des Lord Stamfordham,
die Fürftin Lidmowsky ihre Juwelen einer Per-
fönlichkeit in der Umgebung der Königin an-
vertrauten.

Die künftige Kaufkraft des Marktes in Eng-
land fcheint man dort ziemlich gering anzu-
fchlagen. Wenigftens foll ein Londoner Händler
den Amerikanern die Ausficht eröffnet haben,
fie würden, wenn fie wollten, die nächften zwei
bis drei Jahre die einzigen Käufer für Kunft-
werke fein.

FLORENZ Am 27. Oktober find durch ein
heftiges Erdbeben, das namentlich Toskana
heimfuchte, in Pifa mehrere Baudenkmäler be-
fdiädigt worden. Der fchiefe Turm begann zu
fchwanken; in der Kirche S. Paolo all’Orto ftürzte
die Decke und die Orgeltribüne ein; in S. Marta
wurde die Tribüne über dem Eingangstor be-
fchädigt. Auch in Florenz haben mehrere
Bauten Schaden genommen. Im Königl. Schloß

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