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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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10. Heft
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Rundschau - Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0403

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RUNDSCHAU — Sammlungen

DER CICERONE IST STÄNDIGES PUBLIKÄTIONSORGÄN FOLGENDER MUSEEN: WÄLLRAF-
RICHARTZ-MUSEUM ZU KÖLN / STADELSCHES INSTITUT UND STADT. GALERIE ZU
FRANKFURT a. M. / MUSEUM FÜR KUNSTGEWERBE ZU LEIPZIG / KAISER FRIEDRICH-
MUSEUM ZU POSEN / GROSSHERZOGL. MUSEUM ZU SCHWERIN / STADT. MUSEUM DER
BILDENDEN KÜNSTE ZU LEIPZIG / HERZOGL. MUSEUM ZU BRAUNSCHWEIG / PROVINZIAL-
MUSEUM IN HANNOVER / KAISER WILHELM-MUSEUM ZU KREFELD / STADT. MUSEUM
ZU BRAUNSCHWEIG / MUSEUM JOANNEUM IN GRAZ / KUNSTGEWERBE-MUSEUM ZU
FRANKFURT a. M. / KUNSTHALLE ZU MANNHEIM / KUNSTGEWERBE-MUSEUM ZU DÜSSEL-
DORF / ALTONAER MUSEUM / MAXIMILIANS-MUSEUM ZU AUGSBURG / FOLKWÄNG-
MUSEUM ZU HAGEN i. W. / KUNST-MUSEUM ZU ESSEN / DAS DEUTSCHE MUSEUM
FÜR KUNST IN HANDEL UND GEWERBE ZU HAGEN i. W. / KUNSTGEWERBE-MUSEUM
ZU OLDENBURG i. Gr. / GROSSHERZOGLICHES LANDESMUSEUM IN DARMSTADT / STÄDTI-
SCHES MUSEUM ZU HALLE a. S. / KUNSTGEWERBE-MUSEUM DER STADT STRASSBURG /
GROSSHERZOGLICHE KUNSTHALLE IN KARLSRUHE / MÄRKISCHES MUSEUM ZU BERLIN /
STADTMUSEUM ZU DANZIG / WESTPREUSSISCHES PROVINZIAL-KUNSTGEWERBE-MUSEUM
IN DANZIG / FRÄNKISCHES LUITPOLD-MUSEUM IN WÜRZBURG

BERLIN Das neuejte Heft der „Amtlichen
Berichte aus den kgl. Kunftfammlungen“ [teilt
die Bereicherungen zujammen, die die ALT-
CHRISTLICHE SAMMLUNG [eit 1912 erfahren
tiat. Das erfte und wohl feltenfte Stück ift ein
Mofaikbruchftück, ein weiblicher Kopf, wohl der
Teil einer größeren Darftellung und den Mofaik-
bildern von S. Conftanza in Rom nahe verwandt.
Ihm fchließt fich ein gleichzeitiger Marmorkopf
an, der fich, feinem merkwürdigen Diadem zu-
folge, troß der mehr tgpifdien als individuellen
Haltung mit Sicherheit als ein Idealporträt Kon-
ftantins des Großen anfprechen läßt. Weniger
bedeutfam, aber an Zahl größer ift der Zuwachs
in der altchriftlidien Reliefplaftik. Obenan fteht
ein wohl noch fpätantikes Bruchftück eines in
Rom erworbenen Sarkophags vom fogenannten
Sidamaratypus. Aus derfelben Quelle kam das
Mittelftück eines Sarges mit einzonigem Fi-
gurenfries, wo die vielumftrittene von gallifchen
Arbeiten her bekannte typifche Darftellung pich
mit Sicherheit als Oran zwifchen Paulus und
Petrus erklären läßt. Das Bruchftück ift grie-
chifcher Arbeit und wohl noch um die Wende
des 3. Jahrhunderts entftanden. Bruchftücke mit
der Darftellung des Einzuges Chrifti in Jeru-
falem gehören zu einem römifchen handwerks-
mäßigen Sarkophag. Einige andere erfcheinen
nicht zugehörig. An dekorativer Plaftik wurde
ein fehr intereffantes Bruchftück eines altbyzan-
tinifchen Kranzgefimfes erworben, das feiner
Technik nach nicht fpäter als für das 5. Jahr-
hundert angefeßt werden kann, und feiner Her-
kunft nach von dem Schlöffe der fieben Türme
in Konftantinopel, ja vielleicht vom goldenen
Tor herrühren mag, in jedem Falle aber ein

typifches Beifpiel für die beginnende Zerfeßung
der antiken Bauornamentik ift. Eine Auslefe
aus dem neuen chriftlichen Ornamentenfchaß
bietet dann ein angeblich ravennatifcher Kinder-
farkophag, der aber wohl eher als Reliquiar
anzufprechen ift. Er zeigt als Verzierung das
Tranfennenornament des Kreisbogenneßes in
Verbindung mit anderen fyrifchen Muftern, fo
daß diefes Stück einen deutlichen Hinweis auf
die Herkunft diefes Ornaments aus der fyrifchen
und paläftinenfifchen Holzfchnißerei enthält. Aus
dem 6.—7. Jahrhundert flammt das Bruchftück
einer altchriftlichen Mauerverblendung, deffen
Bedeutung in dem Zufammenhang feines Orna-
ments mit der typifchen Zufammenfeßung des
faffanidifchen Palmettenbaumes beftehc. Für die
koptifchen Sammlungen wurden aus dem kaire-
nifchen Kunfthandel einige Zierbretter erworben,
von denen das eine, dem Holzfries der Kirche
von al Mu’ allaka in Kairo naheftehend und
wohl gleichfalls aus dem 5.-6. Jahrhundert
ftammend, die Hälfte einer lebhaft bewegten
Apoftelverfammlung, wohl die Himmelfahrt oder
den Einzug in ferufalem darftellt. Andere Bretter
dürften als Teile eines Bettgeftelles gedient
haben. Sie ftammen aus dem 5. bis 7. Jahr-
hundert und zeigen, neben dem typifchen geo-
metrifchen Ornament, eine Darftellung der Taube
als Seelenvogcl zwifchen Drachen, die bereits be-
kannte Darftellung des gefchlängelten Fifches ufw.
Am Schluß des Berichtes folgt die Mitteilung,
daß die feinerzeit im Novemberheft 1913 der
amtlichen Berichte als Abb. 17 veröffentlichte Ton-
lampe in Fifchgeftalt fich inzwifchen alsFälfdiung
erwiefen habe. Das Stück wurde bereits damals
in den Berichten als nicht unverdächtig bezeichnet.

Der Cicerone, VI. Jahrg., 10. Heft. 27

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