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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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10. Heft
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Riesebieter, Otto: Wechselbeziehungen der braunschweigischen Fayencefabriken
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0402

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WECHSELBEZIEHUNGEN DER BRAUNSCHWEIGISCHEN FAYENCEFABRIKEN

In Abb. 5 dagegen hat die alte Fabrik ein
ähnliches Stück, eine korbförmige Butterdofe
mit plaftifchem Birnenknauf gefchaffen, be-
malt in naturaliftifchen Scharffeuerfarben und
umlegt von Früchten, Blüten und Blättern.
Auf dem Deckel zwei ausgefparte gefchweifte
Felder, mit Blumen in Grün, Gelb und Man-
ganviolett bemalt. Durchmeffer 24 cm. Marke
f. Tafel B, Nr. 2.

Im Gegenfaß zu der Ente Abb. 2 kommt
bei diefem Stück die Malweife der bei der
Chelyfchen Fabrik üblichen fehr nahe, fo
daß man als Verfertiger hier Chriftoph Lud-
wig Chely vermuten kann, der nach Scherer
mit feiner Frau 1757 bei der Herzoglichen
Fabrik als „Pouffierer“ Anftellung fand, aber
auch Maler gewefen zu fein fcheint.

Als Beweis für die hohe künftlerifche
Leiftungsfähigkeit der Fabrik bilde ich hier
nochmals mein fchon von Scherer wieder-
gegebenes Mohrenpaar ab (Abb. 6), ferner
in Abb. 7 ein zweites Figurenpaar, Karten-
verkäufer und Verkäuferin. Es ift zwar
nicht zu verkennen, daß diefe Figuren einen
mehr porzellanmäßigen Charakter tragen,
indes find pe bei dem emailartigen Auftrag der Farben, insbefondere des Dunkelgrün,
von ganz außerordentlicher Wirkung.

Beim Mohrenpaar ift der Erdfockel mit Blumen belegt. Bemalung in Dunkelgrün,
Manganviolett, Ockergelb, Braun, Zitronengelb, trockenem Ziegelrot und Schwarz. Das
Gewand ift mit plaftifchen Perlknöpfen befetjt; der Hüftfchurz ift ockergelb bemalt. An
den Händen große weiße Manfchetten. Der Oberrock der Frau trägt Blumen- und Gitter-
ornament. Höhe 21 cm. Marke vorne auf dem Sockel in Manganviolett f. Tafel A, Nr. 4.

Bei dem Verkäuferpaar ift nur der Sockel der Frau mit Blumen belegt. Bemalung in
zweierlei Blau und Grün, Braun, Dunkelbraun, Lehmbraun, Ockergelb, Violett, Rotbraun,
Zitronengelb, Schwarz und Rot; dazu bei der Frau die Schleife in Gold. Ihr Rockfaum
trägt ein reiches Blumen- und Gitterornament. Größe und Marke wie beim Mohrenpaar.

Die Markentafel A, Nr. 5—7 enthält noch drei weitere Chelyfdie Fabrikmarken von
Vafen meiner Sammlung.

Die Überwanderung des Sohnes von Chely zur herzoglichen Fabrik und die vor-
ausfichtlich ftattgehabte Auswechflung auch von Malern erklärt es, daß wir auch noch
bei anderen Erzeugniffen beider Fabriken verwandte Anklänge finden. Das zeigen
fchon die Abb. 64—66 bei Scherer. Auch die von mir in Abb. 8 wiedergegebene
bimförmige Vafe (Markentafel A, Nr. 5) in Blaumalerei, bei der fich auf der Wandung
vom blauen Grunde lyraförmige und gefchweifte Felder abheben, die mit ausgefparten
Trauben und Blattwerkmufter gefüllt find, könnte an fich ebenfogut in der älteren
Braunfchweigifchen Fabrik angefertigt fein.

flbb. 8 Sammlung Riefebieter

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