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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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4. Heft
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Ausstellungen
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Denkmalpflege
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Gesellschaften und Vereine
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0160

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DENKMALPFLEGE ° GESELLSCHAFTEN UND VEREINE

Allen irgendwie „anerkannten“ öfterreichifchen
Graphikern fchien die Ausftellungsleitung ge-
radezu ängftlich aus dem Wege zu gehen, von
ihnen war eigentlich nur Jungnickel — mit
zwei Arbeiten — vertreten. In vielen Fällen
wenigftens mag diefe Lückenhaftigkeit der Aus-
heilung durch ihre programmatifche Tendenz
hinreichend begründet gewefen fein. Um fo
merkwürdiger berührt hier, wo man etwa für
einen fo originellen Künftler wie Oskar Laske
keinen Plaß fand, die Weitherzigkeit, die den
Arbeiten Emil Orliks einen fo breiten Raum
zubilligte. Oder füllte diefe Ehrung des viel-
gewandten, allerdings „internationalen“ Virtu-
ofen den nach diefer Richtung recht problema-
tifdien Charakter der Ausftellung betonen helfen?
Für fich allein zu betrachten waren die inter-
effanten Farbenholzfchnitte Melzers, deren
Wirkung allerdings durch die geringe Qualität
der Drucke fehr wefentlich beeinträchtigt wurde.
Hanak und Sturfa hatten eine Reihe fchöner
Zeichnungen gefandt, echte Bfldhauerzeichnungen
in ihrer fieberen Erfaffung des Konturs und der
Silhouette menfchlicher Körper.

Neben den jüngften Wienern waren etwa nur
die Berliner Meifter der Graphik einigermaßen
ausreichend vertreten. Auch hier fehlte etwa
der Kreis Pechfteins, von anderen deutfehen
Künftlern beifpielsweife Nolde und Laage. Weit
fchwerer fällt ins Gewicht, daß in einer fich
immerhin programmatifch gebärdenden Aushei-
lung auch E. Munch nur unzureichend charak-
terifiert war, während eine wahllofe Sammlung
englifcher Radierungen den nach mancher an-
gedeuteten Richtung hin wieder fo eng be-
meffenen Rahmen gänzlich fprengte; und die be-
langlofe Gruppe ungarifcher Graphiker hätte
man vollends leicht miffen können.

Diefen Fehlern einer wenig zielbewußten in-
neren Organifatien entfprach die völlige Unzu-
länglichkeit alles denen, was unter den leidigen
Begriff der „Aufmachung“ fällt. Nicht etwa ihre
fgmpathifche Anfpruchslofigkeit foll hier getadelt
werden, die die Kunftwerke nur durch fich felbft
wirken laffen wollte; diefe Keufchheit der Dar-
bietung wäre aber auch gewahrt geblieben, wenn
die Hängung wenigftens auf die primitivften
außeräfthetifchen Forderungen der möglichften
Schonung und Konfervierung der Ausftellungs-
objekte einige Rückficht genommen hätte. So
hatte man bis zum leßten Äusftellungstage den
Eindruck innerer und äußerer Unfertigkeit, der
das Dankesgefühl für das Gebotene einigermaßen
beeinträchtigte. K. R.

□ □ □

DENKMALPFLEGE

ÄRNHEIffl ln der Gemeindeverwaltung wird
nächftens eine Frage behandelt werden, die die
Flüffigmachung von Geldmitteln für Herftellung
und Umbau der ehemaligen Buitenfocieteit und
die Beftimmung diefes Gebäudes in der Haupt-
fache für ein Mufeum betrifft. Zu diefem
Zwecke wurden von dem Direktor des Rijks-
mufeums Jhr. v. Riemsdijk und dem Erbauer des
Rijksmufeums Dr. P. J. H. Cuypers Sachverftän-
digenurteile eingefordert. R. B.

NIEDERZWEHREN (He|Ten) Die Zeit-

fchrift Heffenland berichtet aus dem nahe an
Kaffel gelegenen Niederzwehren eine ganz un-
glaublich klingende Nachricht: die dortige Kirchen-
behörde hat die fehr wertvollen und intereffanten
fpätgotifchen Fresken im Innern des alten Tur-
mes abklopfen laffen, nachdem der Turm felbft
nur dank dem energifchen Eingreifen des ver-
dorbenen Bezirkskonfervators von Drach davor
bewahrt wurde, einer geplanten Vermehrung
der Sißpläße in der Kirche zum Opfer zu fallen.
Dabei heißt es, daß die Beteiligten nicht we-
niger als viermal auf den Wert und die Not-
wendigkeit der Erhaltung diefer Malereien hin-
gewiefen worden find. Wenn nun auch zu
hoffen ift, daß die zuftändigen Behörden diefen
Vandalismus nicht ruhig hinnehmen werden, fo
werden doch die Malereien dadurch nicht wieder
gefchafft. Jedenfalls ift der Fall Niederzwehren
eine neue Mahnung für alle, nicht eher zu ruhen,
als bis über die Denkmäler in einer Weife be-
ftimmt wird, die es unmöglich macht, auch nur
das kleinfte, nur einigermaßen wichtige Denkmal
zu zerftören.

GESELLSCHAFTEN UND
VEREINE

BERLIN Die feinerzeit ausgefchiedenen Mit-
glieder der Sezeffion haben fich wieder zu einer
neuen Vereinigung zufammengefunden, die den
Namen „Freie Sezeffion. Verein von
Künftlern und Kunftfreunden E. V.“ führen
wird. Die Organifation der neuen Vereinigung
ift ganz republikanifch geftaltet: das Amt eines
Vorfißenden exiftiert nicht. Die Angehörigen
gliedern fich in Gründer und Mitglieder. Aus
den Gründern — es find zunächft vierzig —
wurde der fünfzehngliedrige Vorftand ausgeloft.
Die Lofe trafen die Herren Balufchek, Barlach,
Beckmann, Berneis, Bondg, Breger, Gaul, Lehm-
bruck, Rösler, Slevogt, Trübner, van de Velde,
Walfer, E. R. Weiß und Zille. Max Liebermann

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