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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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5. Heft
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Denkmalpflege
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Entdeckungen. Funde
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Personalien
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0209

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DENKMALPFLEGE » ENTDECKUNGEN UND FUNDE o PERSONALIEN

Äufftellen großer Gegenftände und einiger Vitri-
nen, die Galerie für kleinere Gegenftände und
Gemälde, der andere Saal kann gut als Bilder-
faal eingerichtet werden. Die Lage auf dem
Rheberg mit der prächtigen Äusßcht auf den
Betuwe ift einzig daftehend. Infolge diefer Vor-
träge ftellte der Rat für den Umbau 43500 Gulden
zur Verfügung, und Arnheim kann fidi, wenn
keine Konflikte dazwifchentreten, in Kürze des
Beflßes eines Mufeums freuen. R. B.

DOORWERTH Neue Gefahr droht Door-
werth. Das dortige Kaftell ift erhalten; das alte
Schloß, das der letzte Familienbeflß der Brakells
und eines Ritters von Rappord gewefen, ift nun
ein Mufeum a geworden. Herr Scheffer hatte,
als Eigentümer des Duno, das Ganze gekauft,
das Kaftell aus der Hand gegeben, das Landgut
aber, die Weiden und die Wälder behalten.
Diefes prächtige Stück gelderlandfcher Natur ift
nun in Gefahr. Anfang März kommt es unter
den Hammer. Die Herberge De Zalmen, wo
für Taufende die Erinnerung an einen Tages-
aufenthalt verknüpft ift, das Paradiesfleckchen
Klein-Rolandseck, der berühmte Italieni-
fche Weg, alles läuft Gefahr . . . Denn auch
diefes Gut kann in verfchiedene Hände geraten,
auch hier kann die Zerstörungswut Plaß greifen.
Wie ift zu helfen? R. B.

ENTDECKUNGEN ♦ FUNDE

FRITZLÄR Im Dome find gelegentlich bau-
licher Arbeiten an den Oftwänden der Quer-
fchiffe unter der Tünche wohlerhaltene gotifche
Fresken zum Vorfchein gekommen. Im füdlichen
Querfchiff find es Stücke einer Darftellung des
Marienlebens, in der Mitte König David unter
einem gotifchen Baldachin, daneben Gabriel mit
dem Spruchbande „Fortitudo dei“ und ein zweiter
Engel. Auf der anderen Seite, wo fleh die Maria
befunden haben mag, ift bisher nur das Spruch-
band mit der Infchrift „cornu“ erkennbar. Den
oberen Teil des in einen Schildbogen eingeftellten
Gemäldes nimmt die Marienkrönung in über-
lebensgroßen Figuren ein: in der Mitte Chriftus
(teilweife zerftört), rechts die heil. Elifabeth, die
frühere Titularheilige der Kirche, links St. Bo-
nifazius, das Ganze von einem breiten gotifchen
Ornamentfries umrahmt. Im nördlichen Quer-
fchiff ift bisher nur ein Heiliger freigelegt. Die
Farben der wertvollen Fresken haben noch etwas
von der alten Leuchtkraft bewahrt. Ihre völlige
Freilegung ift einftweilen noch nicht möglich, da
die Mittel zu einer forgfältigen Ausführung des
Unternehmens noch nicht ausreichen.

PERSONALIEN

DRESDEN Zum Direktorialaffiftenten an den
Dresdener ftädtifchen Sammlungen wurde Dr.
Karl Großmann berufen, der zuleßt feit 1906
an der Münchener Graphifchen Sammlung als
Affiftent bei der umfaffenden Neuordnung und
Katalogiflerung der Beftände befchäftigt war.

MÜNCHEN Am 15. Februar ift nach längerer
Krankheit Dr. Hans Stegmann, Direktor des
Bayerifchen Nationalmufeums in München, ge-
ftorben. Mit Stegmann ift wieder einer der
tüchtigften deutfehen Mufeumsdirektoren zu Grabe
getragen worden. Ein Mann von gediegenften
Kenntniffen und höchft wertvollen, praktifchen
Erfahrungen, der als Gelehrter und noch mehr
als Mufeumsleiter fleh überall des höchften An-
fehens erfreute. Er hat das Bayerifche National-
mufeum während der kurzen Zeit von fünf
Jahren, in der er als Direktor wirkte, nicht nur
auf feiner hohen Stufe erhalten, fondern durch
die fyftematifche Ergänzung und den Ausbau
der Sammlung noch weiter gehoben. Seine Lei-
ftung bedeutet durch die gefunde, neutrale Politik
und durch die ftattliche Reihe günftiger Erwer-
bungen eine Ära in der Gefchichte des berühmten
Inftitutes.

Hans Stegmann wurde 1862 in Weimar ge-
boren, befuchte in Nürnberg das Gymnapum, in
Jena und München die Univerfltät. 1885 pro-
movierte er in München und feit 1888 war er
ebenda als Privatdozent, bis er 1895 als Kon-
fervator nach Nürnberg an das Germanifche
Mufeum berufen wurde. 1905 wurde er in Nürn-
berg zweiter Direktor und 1909 in München
Direktor des Bayerifchen Nationalmufeums. Von
feinen literarifchen Arbeiten find die Schriften
über die Rochuskapelle in Nürnberg, über die
Holzmöbel des Germanifchen Mufeums, und über
die Plaftik des Abendlandes als wertvolle Ab-
handlungen befonders zu erwähnen.

ST. PETERSBURG Im 75. Lebensjahre
verftarb der Akademiker Michail Pawlowitfch
Botkin, von Beruf Maler, aber hauptfächlich
bekannt durch feine Tätigkeit auf verfchiedenen
Gebieten ruffifchen Kunftlebens, fowie feine wert-
vollen Kunftfammlungen — in erfter Reihe byzan-
tinifche Zellenfchmelze, italienifche Majoliken,
antike und Renaiffancekunft —, welche er vor
einigen Jahren in einer luxuriöfen Publikation
veröffentlichte. B. hat fleh auch durch den 1880
herausgegebenen Briefwechfel des genialen
Alexander Andrejewitfch Iwanow großes
Verdienft erworben. Eine Anzahl prächtiger
Studien diefes leßtern waren im Befiß desVer-
ftorbenen. P. E.

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