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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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LITERATUR

tung des Ettlingertorplaßes. Es ift zu hoffen, daß
die Stadt im Hinblick auf ihre Vorbilder auch heute
wieder künftlerifch großzügig vorgeht. G.

LITERÄTUR

KATALOG DER GEMÄLDEGALERIE DES
HESSISCHEN LANDESMUSEUMS IN DARM-
STADT. Bearbeitet von F. Back. Mit 6 Sig-
naturtafeln und 140Abbildungen. Darmftadt 1914.

Der Direktor der Kunft- und hiftorifchen Samm-
lungen Friedrich Back hat feit mehreren Jahren
an der Fertigfteliung eines auf den Refultaten
der wiffenfchaftlichen Forfchung aufgebauten Ka-
taloges der Gemäldefammlung des hefpfchen
Landesmufeums gearbeitet, der nun fertig vor-
liegt. Es ift damit eine Arbeit zum Abfchluß
gebracht worden, zu der man ihren Urheber
von Herzen beglückwünfchen darf. Denn diefer
Katalog ift in jeder Beziehung vorbildlich zu
nennen. Was an früheren Studien vorlag, ift
von Back wohl benußt worden, aber im ganzen
muß diefer Katalog als eine völlig neue For-
fcherarbeit gewertet werden, die nach Dis-
pofition, Bildbefchreibung, Quellennachweis fortan
als unentbehrliches Handbuch für jeden Kunft-
gelehrten zu gelten hat. Nicht nur, weil die
Beftände diefer Galerie, die fpeziell auf dem
Gebiete der älteren Kunftgefchichte weit über
den provinzialen Durchfchnitt hinausragen, an
fich auf Schritt und Tritt wichtige kunftwiffen-
fchaftliche Probleme zur Diskufßon ftellen, fon-
dern weil es der Verfaffer bei aller noch fo
notwendigen Knappheit verftanden hat, das
Wichtige fcharf und charakteriftifch zu umreißen
und weil er pch in Fällen, wo er fich felbft
weniger kompetent fühlte, des Rates der beften
Kenner hat erfreuen dürfen. Back ftellt feiner
Arbeit ein kurzes Vorwort voran, in dem das
Programm des Mufeumsleiter deutlich zum Aus-
druck kommt und uns will fcheinen, als habe
er die Aufgaben, die die ihm unterteilte Samm-
lung zunächft zu erfüllen berufen ift, außer-
ordentlich klar und fcharf erkannt. Über die
Neuerwerbungen des heffifchen Landesmufeums
hat der Cicerone im vorigen Jahre ausführlich
berichtet. Man darf auf jene Ausführungen
gerade hier verweifen; denn jeder wird es dank-
bar anerkennen, daß Back als vorzüglicher Kenner
der mittelrheinifchen Kunft mufeal feine ganze
Äufmerkfamkeit vornehmlich diefem Kunftkreife
zugewendet hat, ohne die übrigen Gebiete, deren
Ausbau in einem fo erftklaffigen und vielfeitig
angelegten Mufeum nicht überfehen werden darf,
zu vernachläffigen.

Auch die buchtechnifche Anlage diefes Kata-
loges ift muftergültig. Die große Zahl der Ab-

bildungen gewährt einen Überblick über das
künftlerifch Wertvollfte der Beftände. Die bei-
gegebenen Signaturentafeln verdienen eine be-
fondere Erwähnung, weil ße in diefer Form der
photographifch vollendeten Wiedergabe neu und
für die Forfchung im großen ungemein ver-
dienftvoll find. G. B.

DER KATALOG DER SAMMLUNG JOHN G.
JOHNSON - Philadelphia.

In drei umfangreichen Bänden liegt nunmehr
der monumentale Katalog der Johnfon-Samm-
lung vor, die eine der wertvollften und kunft-
hiftorifch intereffanteften Privatfammlungen Ame-
rikas ift. Zwei anerkannte Forfcher haben fich
in die fchwere, aber auch reizvolle Aufgabe ge-
teilt, der künftlerifchen Lebensarbeit eines Mannes
wiffenfchaftlich gerecht zu werden, deffen Befiß
fo abfolut außerhalb aller fnobiftifch parvenü-
haften Ambitionen fteht, daß man vor diefem
Typ eines amerikanifchen Kunftfammlers nichts
als aufrichtige Bewunderung emppndet.

Während Bernhard Berenfon, der vorzüg-
liche Kenner der italienifchen Kunft im erften
Bande die Beftände der italienifchen Schulen
einer grundlegenden wiffenfchaftlichen Durch-
forfchung unterzogen hat, gilt der zweite von
W. R. Valent in er bearbeitete Band den Werken
der niederländifchen, vlämifdien und holländi-
fcher, Malerei, die vielleicht noch mehr als die
Italiener den Glanzpunkt diefer ungemein reichen
und qualitativ erftklaffigen Privatgalerie bedeuten.
Huch für den dritten Band zeichnet Valentiner
verantwortlich. In diefem pnd die Beftände der
übrigen Schulen, vornehmlich der deutfchen Pri-
mitiven, der Franzofen, Spanier und Engländer,
die Plaftik, Kunftgewerbe und die verhältnis-
mäßig geringen Proben der modernen Kunft auf-
gearbeitet worden.

Es hieße wahrlich Eulen nach Athen tragen,
wollte die Kritik im Rahmen eines kurzen Re-
ferates den Verfuch wagen, angefichts diefes
Reichtums an erftklaffigen Objekten felbft nur
andeutungsweife das Wichtigfte namhaft zu
machen. Mehr denn fonft ift diesmal der Name
der Bearbeiter Bürge für die Qualität der Arbeit
und die berühmte Sammlung, deren Schüße wir
an der Hand der Abbildungen nicht ohne ein
Gefühl des Neides an unferen Augen Revue
pafßeren laßen, bedarf nicht mehr der warmen
Anerkennung vor diefer ungeheueren Leiftung
eines begeifterten Amateurs.

Deutlicher als fonft emppndet man gerade beim
Durchblättern diefes großartigen dreibändigen
Kataloges, wie ein Mann wie Johnfon feiner
Perfönlichkeit in feinem Bepß ein Denkmal ge-
feßt hat und wie Amerika das europäifche Kunft-

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