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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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15. Heft
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Ausstellungen
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Denkmalpflege
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Entdeckungen. Funde
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Personalien
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Vermischtes
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DENKMALPFLEGE o ENTDECKUNGEN o PERSONALIEN » VERMISCHTES

Spiße, Stoißner, Harlfinger und Hänifch
behaupten mit einer größeren Anzahl von Wer-
ken erfolgreich das gewohnte Niveau. Grom-
Rottmayer gerät immer mehr in den gefähr-
lichen Bann Hodlers; fein „dekorativer Akt“,
der der Einwirkung Pußfcher Malweife unter-
legen ift, bedeutet kaum mehr denn einen ver-
unglückten Fluchtverfuch. Jettmars figurale
Kompofitionen werden von Jahr zu Jahr füß-
licher; daß man ße bereits mit einem Bilde wie
Schattenfteins „Verfuchung“ im Künftlerhaufe
zu vergleichen anfängt, follte einen fo ernften
Künftler wie Jettmar zur Umkehr mahnen. Auf
dem Gebiete der Graphik dominieren in ihrer
fieberen, auch großen Formaten gewadifenen
Technik die Radierungen des Klinger-Epigonen
Kolb. Unter den fpärlichen Werken der Plaftik
ift Stucks überlebensgroße „Amazone“ nicht zu
überfehen; ob die Veränderung der Proportionen
und des Materials der bekannten kleinen Bronze-
figur des Künftlers zum Vorteil gereicht hat, bleibe
dahingeftellt. Aus der wenig erfreulichen plafti-
fchen Abteilung desKünftlerhaufes fei nachträglich
eine fchöne Brunnenfigur von Adolf Pohl her-
vorgehoben, die freilich ohne jeden Zufammen-
hang mit der Architektur empfunden ift.

Immer fließender werden die Grenzen, die
„Künftlergenoffenfchaft“ und „Sezefßon“ einft
trennten; immer häufiger fcheinen es nur mehr
Gründe äußerlichfter Art zu fein, die dem ein-
zelnen Künftler und feinem Werk ihren Plaß
in diefer oder in jener Gruppe anweifen. Sogar
des Zufallswindes dürfte man pch freuen, der
gegenfeitige Befruchtung ermöglicht — fähe man
nur hier oder dort neue Keime auffprießen!

K. R.

DENKMALPFLEGE

ENKHUIZEN Das fchöne plaftifche Portal
an der Schiffswerft „Vooruit“ wurde an einen
Hoorner Älthändler verkauft. Die Türe trägt
die Jahreszahl 1625 und folgende Infchrift:

D. B. N. E. A. D.

S. P. F. D. Q. S.

V. E. V. S. S. T.
was foviel als:

„Die benijt een ander sijn profijt,

Die quelt sijn vleesch en verslijt sijn tijd.“
bedeutet. Mit den Abbruchsarbeiten wurde be-
reits begonnen. R. B.

SCHÄFFHÄUSEN Die Fresken Tobias
Stimmers am „Haus zum Ritter“ gehen dem
Verfall entgegen, wenn nicht bald und mit fach-
männifcher Erhaltungsarbeit eingegriffen wird.

Die bizarren Ideen, die vor einiger Zeit in einer
Brofchüre veröffentlicht wurden und die ein
gänzliches Herunterfchlagen des heutigen Ver-
pußwerkes vorfchlugen und eine völlige Neu-
bemalung nach dem Stimmerfchen Entwürfe oder
gar ein Erfaß durch das „folidere Glasmofaik“,
fcheinen wenig Anhänger gefunden zu haben.
Eine eigentliche Erhaltungsarbeit foll an Hand
genommen werden; ein Beitrag des Bundes ift
jeßt zu diefem Zweck in fichere Äusficht geftellt;
die Stadt wird auf den Fresken ein öffentlich-
rechtliches Servitut errichten. C.

ENTDECKUNGEN ♦ FUNDE

ROERMOND ln der Kathedrale wurden
etwa 20 Gemälde entdeckt, die durchweg der
Reftaurierung bedürfen, welche von M. Hefter-
man, Amfterdam vorgenommen werden foll. Die
bedeutenden Bilder find: Ein Bifchof, an Arme
Brot verteilend; das „Niederfahren des Heiligen
Geiftes“ und die „Auferftehung Chrifti“ vielleicht
von G. de Crayer; die „Kreuzigung“; weiter
ein bezeidineter und 1722 datierter Jacob de
Wit unbekannter Darftellung; die „Himmel-
fahrt Chrifti“ von Willeboirts oder Bo fchaert;
zwei Gemälde, die Helena Jofepga Leemans
figniert find; ein „Triumph des heil. Sakramentes“
in der Art der Raff ael fchen Disputa; ein „Chriftus
am Kreuz“ von Jordaens oder aus der Ru-
bensfchule. Die Bilder find vor ihrer Reftau-
rierung für niemand zugängig. R. B.

PERSONALIEN

AIBLING (Oberbayern) Am 29. Juli ftarb
hier, 73 Jahre alt, der treuefte Freund und Kunft-
genoffe Leibis, Johann Sperl.

BERLIN Der Kuftos der Agyptifchen Abtei-
lung der Kgl. Mufeen, Prof. Dr. H. Schaefer, ift
zum Direktor diefer Sammlung ernannt worden.

VERMISCHTES

ST. PETERSBURG Die „Gefellfchaft
der Künftler-Ärdiitekten“ organifiert hier für
Mai 1915einen InternationalenArchitekten-
Kongreß, deffen Sißungen in der Kaif. Aka-
demie der Künfte ftattfinden werden. Zwei Aus-
heilungen find in Äusficht genommen — eine
moderne und hiftorifch-retrofpektive, von denen
leßtere wieder in eine allgemeine und fpezielle
ruffifche zerfallen foll. Die Gefamtkoften des
Kongreßes find mit 40000 Rubel veranfdilagt,
welche aus Staatsmitteln befchafft werden. P. E.

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