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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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9. Heft
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Ausstellungen
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Denkmalpflege
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0372

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AUSSTELLUNGEN o DENKMALPFLEGE

Konftruktionen Pica|Jos danken mag: Die fche-
matifch verflachten Formen gewinnen an Körper-
lichkeit, ihr Ausdrucksgehalt wird verinnerlicht.
So gelingen fchließlich zwei Porträts, die in
ihrer ftraffen formalen und geiftigen Konzentra-
tion zu den fchönften Zukunftshoffnungen be-
rechtigen. K. R.

ZÜRICH Im Kunftfalon BOLLÄG find gegen-
wärtig einige ungemein intereffante Gemälde
des Solothurner Malers Frank Buchfer (1828
bis 1890) vereinigt. Es ift hier wieder einmal
dem Kunfthandel geglückt, Meifterwerke ans
Tageslicht zu ziehen, deren Vorhandenfein der
Forfchung nur vermutungsweife bekannt war.
Aus der Reihe der Bilder — Belege von Buch fers
Kunftweife feiner frühen fpanifchen, der ma-
rokkanifchen und der reifen englifchen Zeit —
heben wir zwei Hauptwerke hervor. Das eine
ift ein Figurenbild, eine Badefzene, wie auch
die vorhandene Radierung nach diefem Bilde
benannt: „Eleonore au bain“. Das Bild ift in
den fünfziger Jahren vermutlich in England ge-
malt worden, es weift in der malerifch reichen
Landfchaft kräftige Geftaltung, in den, teilweife
unbekleideten, Frauengeftalten eine durchfichtige
Zartheit des Kolorites auf, die an Renoir ge-
mahnt. Der feine reichfarbige Duft, der auf
dem Ganzen liegt, ift in einer großen Fakfimile-
Reproduktion der Firma Bruckmann vielleicht
nicht ganz zum Ausdruck gekommen, doch fan-
den da manche Schönheiten des Bildes eine
getreue und fehr erfreuliche Wiedergabe. —
Spricht aus diefem kleinfigurigen Bilde wefent-
lich die englifche Farbenkultur mit, die Buchfer
während zwei Aufenthalten in England, zu Be-
ginn der Fünfziger Jahre, auf fich wirken ließ,
fo zeigt er fich in einem früheren Gemälde, das
1853 in Madrid entftand, als der, von den fpa-
nifchen Barockmeiftern ftark beeinflußte, dabei
aber genialifch kühne Maler, der auch in dunk-
lem Farben geheimnisvolle Lichter aufblißen
läßt, dem ein Edelftein oder der Rauch von
Zigarren erwünfchte Gelegenheit geben, ein aus-
gezeichnetes koloriftifches Können zu erweifen.
Das fpanifche Bild „Los tres amigos“ zeigt die
drei ausdrucksvollen Geflehter des Malers und
feiner Freunde — es war 1853 das künftlerifche
Ereignis in Madrid und hätte Buchfer zu frühem
Ruhm verholfen, wenn er es damals nicht vor-
gezogen hätte, einer Duellgeflhichte wegen
möglich ft rafch im Nebel Älbions zu verfchwinden.
Jedenfalls find diefe beiden Hauptbilder der
Sammlung Bollag fehr wertvolle Zeugen für
die überlegene Kunft Buchfers, die heute noch
viel zu wenig gekannt und gewürdigt wird. C.

DENKMALPFLEGE

DELFT Der alte St. Hubertusturm bei dem
Duivelsgat, eines der wenigen hiftorifchen Bau-
werke, die bei der Schleifung der Befeftigungs-
mauern verfchont blieben, und der fleh in einem
troftlofen Zuftand befindet, foll reftauriert wer-
den. Der Entwurf zur Reftaurierung wurde von
Herrn van Megeren ausgeführt. R. B.

HOCH-EPPÄN bei Bozen (Tirol)

Die berühmte mittelalterliche Burgruine Hoch-
Eppan ift von den Grafen Artur und Sieghard
Enzenberg angekauft worden. Auf diefe Weife
bleibt eines der charakteriftifcheften hiftorifchen
Bauwerke Deutfchtirols vor der geplanten Um-
wandlung in ein Hotel bewahrt. Der Name der
neuen Befißer gewährleiftet die dauernde bau-
liche Sicherung des hervorragenden Denkmals
im Sinne der k. k. Zentralkommiffion für Denk-
malpflege.

LONDON Die berühmte, großartig kühn
konftruierte, fünf Jahrhunderte alte Eichenholz-
decke der Weftminfter Hall hat, wie feit
einiger Zeit bekannt war, namentlich durch eine
Species Holzwurm — Xestobium tessellatum —
derart gelitten, daß die Hall nun gefdiloffen
worden ift, und man tiefgehende Reparaturen
und Stärkung der Decke durch ein Stahlgerüft
vorzunehmen fich gezwungen fleht. Die Koften
werden £ 60000 betragen, und das Parlament
foll zunädift einSechftel diefer Summe für diefes
Jahr bewilligen. F.

POTSDÄM Die unglückliche Abfleht, das
Projekt Möhrings für den Erweiterungsbau des
Rathaufes auszuführen, fcheint man in Potsdam
immer noch nicht aufgegeben zu haben. Wenig-
ftens wird an verfchiedenen Orten der berech-
tigte Kampf gegen diefes Unglücksprojekt wieder
eröffnet, das mit feiner attrappenartigen Wieder-
holung der alten Faffade und fogar des nur in
feiner Einzigkeit reizvollen Turmes die Schön-
heit des Potsdamer Marktes völlig verderben
würde und dem unbegreiflicherweife fogar im
„Städtebau“ wenigftens indirekt das Wort ge-
redet wurde. In einem trefflichen Auffaß gegen
diefes Projekt lenkt in der „Kunftchronik“ der
Kuftos der Nationalgalerie, Dr. G. Jof. Kern, die
Aufmerkfamkeit auf ein Anfang des Jahres im
„Tag“ veröffentlichtes Projekt des Berliner Archi-
tekten R. Zahn, der die neue Rathausanlage
unter Befeitigung des jeßigen Schultheißreftau-
rants und der anliegenden Häufer auf dem Streifen
vom Ende der Langen Brücke bis zum Palaft
Barbarini aufführen will. Diefer Plan befticht

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