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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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9. Heft
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Grautoff, Otto: Die Sammlung Arthur Sambon
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0352

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DIE SAMMLUNG ARTHUR SAMBON

Mit 7 Abbildungen

Von OTTO GBÄUTOFF

Eine Miniatur aus dem Manufkript der Gedichte des Hafiz.
1510. (Nr. 189)

1 Vom 25.-28. Mai in der Ga-
lerie Georges Petit in Paris.

Die neuere Kunftforfchung bemüht [ich feit langem uns den Orient näher zu bringen.

Sie fieht ihre Aufgabe nicht nur darin, den Lauf der Kunftentwicklung in Äfien
klarzuftellen, fondern will vor allem auch die Beziehungen zwifchen Orient und Okzident
aufdecken. Schon heute ftehen wir vor Refultaten, die unfere Achtung vor der afiatifchen
Kunft über alle Erwartungen hinaus gefteigert haben und uns in weit größerem Maße
als früher den Orient als das Urfprungsland für viele künftlerifche Betätigungen Europas
erkennen lehrten. An das ftammelnde Unvermögen der orientalifchen Künftler glaubt
heute niemand mehr. Die Völkerpfychologen und Kunftäfthetiker haben aus der Welt-

anfchauung, den Kultgefe^en,
den literarifchen und künftleri-
fchen Denkmälern den Form-
willen und das Kunftwollen der
Völker des Orients abgeleitet
und uns Europäern den Hoch-
mut vor dem „unreifen und
kindlich - ungefchickten “ Orient
abgewöhnt. Die europäifche
Kunft erfcheint am Orient ge-
meffen unferer Zeit daher un-
endlich viel kleiner als vor

zwanzig Jahren. Aber diefes
Empfinden ift bei weitem noch
nicht Allgemeingut geworden.
Das wird die Verweigerung der
Sammlung Arthur Sambon,1 in
der orientalifche und europäifche
Kunft in guten, teilweife klaf-
fifchen Beifpielen vertreten ift,
wieder einmal lehren. Die Fran-

zofen und Deutfchen werden
gewiß am heißeften um die
beiden eleganten Paftellbildniffe
Liotards, um das würdevolle
Bildnis von Pourbus oder die
Schulbilder von Fontainebleau
und Clouet ringen; die Sammler
und Mufeen werden verfuchen,
die Andrea della Robbia, Mino
da Fiefole und Rofellino zuge-
fchriebenen Madonnenreliefs für
fich zu gewinnen; und diefe
Werke werden aller Vorausficht
nach höhere Preife erzielen als

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