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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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Heft. 1
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Rundschau - Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0036

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RUNDSCHAU — Sammlungen

DER CICERONE IST STÄNDIGES PUBLIKATIONSORGÄN FOLGENDER MUSEEN: WÄLLRAF-
RICHÄRTZ-MUSEUM ZU KÖLN / STADELSCHES INSTITUT UND STADT. GALERIE ZU
FRANKFURT a. M. / MUSEUM FÜR KUNSTGEWERBE ZU LEIPZIG / KAISER FRIEDRICH-
MUSEUM ZU POSEN / GROSSHERZOGL. MUSEUM ZU SCHWERIN / STADT. MUSEUM DER
BILDENDEN KÜNSTE ZU LEIPZIG / HERZOGL. MUSEUM ZU BRAUNSCHWEIG / PROVINZIAL-
MUSEUM IN HANNOVER / KAISER WILHELM-MUSEUM ZU KREFELD / STADT. MUSEUM
ZU BRAUNSCHWEIG / MUSEUM JOANNEUM IN GRAZ / KUNSTGEWERBE - MUSEUM ZU
FRANKFURT a. M. / KUNSTHALLE ZU MANNHEIM / KUNSTGEWERBE-MUSEUM ZU DÜSSEL-
DORF / ALTONÄER MUSEUM / MAXIMILIANS-MUSEUM ZU AUGSBURG / FOLKWANG-
MUSEUM ZU HAGEN i. W. / KUNST-MUSEUM ZU ESSEN / DAS DEUTSCHE MUSEUM
FÜR KUNST IN HÄNDEL UND GEWERBE ZU HAGEN i. W. / KUNSTGEWERBE-MUSEUM
ZU OLDENBURG i. Gr. / GROSSHERZOGLICHES LANDESMUSEUM IN DARMSTADT / STÄDTI-
SCHES MUSEUM ZU HALLE a. S. / KUNSTGEWERBE-MUSEUM DER STADT STRASSBURG /
GROSSHERZOGLICHE KUNSTHALLE IN KARLSRUHE / MÄRKISCHES MUSEUM ZU BERLIN /
STADTMUSEUM ZU DANZIG / WESTPREUSSISCHES PROVINZIAL-KUNSTGEWERBE-MUSEUM
IN DANZIG / FRÄNKISCHES LUITPOLD^MUSEUM IN WÜRZBURG

DÄS ÄMSTERDÄMER RIJKSMU-
SEUM1 Im Cicerone, Jahrg. 1912, hatte feinerzeit
Georg Biermann über den Zuftand des Prado-
Mufeums in Madrid heftig geklagt, und feine
Klage hat in der Preffe Widerhall gefunden.
Von befreundeter Seite wurde mir verfichert, die
Darftellung Biermanns fei übertrieben, was idi
indes nicht glaube. Wie dem auch fei, jeden-
falls müffen Schäden in Mufeen von inter-
nationaler Bedeutung aufgedeckt werden, ob in
Deutfchland oder anderswo; die Schäije eines
Prado find idealer Gemeinbefitj aller Kunftfreunde.
Was Madrid recht ift, muß Ämfterdam billig
fein. Denn an künftlerifchem Wert wird das
Rijksmufeum dem Prado kaum nachftehen.

Ich bin ficher, man wird mich, auch wenn ich
meine Anklage fdiarf formuliere, nicht Lügen
ftrafen können. Ich habe mit faft religiöfer Ehr-
furcht den Ort aufgefucht, der Rembrandts
„Nachtwache“ und Staalmeefters birgt. Und ich
habe ihn fchmählich enttäufcht und mit Ingrimm
verlaffen.

Zweierlei Gutes hat das Rijksmufeum, das fei
vorausgefchickt: alle Tage freien Eintritt
wie der Louvre, im Sommer von 10 bis 5 Uhr,
und mit verfchwindenden Ausnahmen unver-
glafte Bilder. Wer die abfcheuliche Spiegel-
wirkung der Dresdner Bilder z. B. kennt, wird
die Ämfterdamer Einrichtung zu fchä^en wiffen.

Immerhin, das bißchen Gute ift von den Män-
geln der Sammlung rafch aufgezehrt. Mit den

1 Wir geben dielen Ausführungen um fo lieber Raum,
als wir der Meinung find, daß auf begehende Schäden
öffentlicher Mufeen nicht oft genug hingewiefen werden
kann. Für die einzelnen Angaben müffen wir dem Ver-
faffer die Verantwortlichkeit überlaßen. Die Red.

meiften Mufeen teilt fie das Unglück eines un-
geeigneten Gebäudes. Das ift beinahe felbft-
verftändlich, wenn man weiß, daß Cuypers Archi-
tektur zwifchen 1877 und 1885 entftanden ift.
Die Technik des Mufeumsbaues haben die Archi-
tekten überhaupt lange nicht begriffen, ich brauche
nur an die ganz verfehlte Dresdner Galerie von
dem berühmten Gottfried Semper zu er-
innern, der vor lauter Sorge für fchöne Re-
naiffancefaffaden das Treppenhaus und die Ma-
gazine vergaß. Ehemalige Königsfchlöffer wie
der Louvre und der Pitti find, nachträglich zu-
rechtgemodelt für den befonderen Zweck, gewiß
auch keine Idealmufeen. Aber allerdings wird
man einen fo zweckwidrigen Bau wie das Rijks-
mufeum nicht leicht wiederfinden, mir ift wenig-
ftens nichts Ähnliches bekannt. Es ift von außen
fchon pnfter und drohend wie eine alte Zwing-
burg, ähnlich der fdilechten, in mittelalterlichen
Stilen fchwelgenden Bahnhöfen jener Zeit. Ein
Mufeum foll den Befucher einladen, diefes
fchreckt ihn ab.

Man hat es gotifch gebaut, mit nordifchen
Renaiffanceformen untermifcht — offenbar mit
Rückficht darauf, daß es die Meifter des hollän-
difchen Barocks beherbergt? Und was fcblimmer
ift, als die theoretifche Stilfrage: auch die Innen-
räume find — ftilgetreu — pnfter, gotifch ge-
wölbt. Das Stiegenhaus fchon in dem vor-
hergehenden Dunkelgrau, das einen nicht mehr
losläßt, ertötet jede Empfänglichkeit, macht gräm-
lich und mißmutig. Der Vorraum ebenfo, das
Licht wird wie dort durch gemalte Fenfter in
fchmierigen, nicht etwa in leuchtenden Farben
abgehalten, anpatt zugeleitet. Auch die über-
mäßig hohen Wände des Vorraumes find ver-

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