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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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Heft 18/19
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Ausstellungen
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Denkmalpflege
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AUSSTELLUNGEN ° DENKMALPFLEGE

AUSSTELLUNGEN

BERLIN Das KÜNSTLERHAUS bringt, der
Zeit Rechnung tragend, eine vaterländifche Kunft-
ausftellung unter dem Titel: Deutfchlands
Heer und Marine. Den Hauptanteil haben
die Maler des deutfdi-franzöfifchen Krieges, vor
allem fl. v. Werner mit dem wohl bisher noch
nicht gezeigten Entwurf zum Sedanpanorama.
In die helle und fparfame Landfchaft, die von
dem jungen Eugen Bracht ftammt, find die Grup-
pen der fechtenden und ftürmenden Regimenter
mit gutem Sinn für maffige Wirkung hinein-
gefeßt, wenn auch die Sicherheit in der Er-
faffung der momentanen körperlichen Aktion des
einzelnen durchaus nicht hervorragend ift. Unter
den Wernerfdien Bildniffen ift, was die Energie
und Lebendigkeit der Formgebung angeht, nur
das des Grafen Moltke ausreichend; von den
übrigen feffelt das Kaifer Wilhelms I. bei aller
ungenügenden Formung wenigftens durch den
Ausdruck des Gefichtes, der von anderen und
landläufigen Darftellungen des Kaifers abweicht,
und beffer als fie die Worte Bismarcks über
feinen Herrn erläutert. Von den übrigen Ma-
lern der älteren Generation fällt Röchling durch
das Beftreben auf, bei genügender Detaillie-
rung die dynamifchen wie die linearen und
farbigen Wefentlichkeiten ftärker fprechen zu
laffen, als die militärifch-hiftorifche Richtigkeit.
Diefes Beftreben fteigert fich dann in den famofen
Manöverfkizzen F. M.Lünftroths zu dem Ver-
fuch, nur noch den künftlerifch wefentlichen Mo-
ment herauszuheben. Sonft feien noch erwähnt
die flquarellfkizze Ernft Henfelers zu feinem
Bilde Hoffmanns von Fallersleben, und eine An-
zahl Gefechtsbilder unferer Flotte von Hans
Bohr dt und W. Stoewer.

In der Gruppe deutfcher Tiermaler, die im
SALON SCHULTE ausftellt, fallen Auguft Lü-
de ckes Darftellungen weidender Kühe mit ihrem
von Zügel beeinflußten kräftigen Realismus an-
genehm auf. fluch Alb. Reibmayrs Bilder find
am beften, wo fie ßch in denfelben Geleifen bewe-
gen, während in feinen „weidenden Pferden“ durch
die füßliche Stimmung die annehmbare Malerei
meift gefchädigt wird. Auch J. P. Junghanns
präfentiert ßch mit dem Bilde „Frühlingsfonne“
beffer, weil kräftiger, als mit den Stoffmalereien
der anderen Stücke. Daneben hängen einige
neuere Entenbilder von Köfter. Sonft find
einige Landfehafter vertreten. Der befte ift Franz
Frankl, deffen Gebirgslandfchaften durch ftarke
Raumbildung und meift gut organifche Bildung
der Felfen ausgezeichnet find. Die Stimmung
ift ftets gut getroffen, nur manchmal ift das ge-
fühlsmäßige Element zu fehr in der Vorherr-

fctiaft. Schmid - Fichtelberg zeigt buntere,
Schwächere, auch weniger räumlich vertiefte und
geklärte Gebirgsbilder. Endlich feien noch Martin
Froßs fchwere, aber nicht immer wuchtige Land-
fchaftsbilder erwähnt. H. Fr.

DENKMALPFLEGE

BRÜSSEL Der Direktor des Berliner Kunft-
gewerbemufeums,Geheimrat Dr.v. Falke, wurde
in die deutfehe Verwaltung Belgiens berufen
und mit der Sicherung und Pflege der bel-
gifchen Kunftfchäße betraut. Man kann die
Wahl des Berliner Gelehrten nur auf das herz-
lichfte begrüßen, da Geheimrat v. Falke ein be-
fonderer Kenner gerade auch der Kleinkunft
Belgiens ift, die ihre Heimat und weitefte Ver-
breitung in den okkupierten Teilen hatte.

LÖWEN Die erften eingetroffenen Berichte
von Mitgliedern der Kommiffion zur
Sich erungundPflege derb elgifdhenKunft-
fchäße beftätigen, daß in Löwen das Rathaus
ganz unverfehrt ift, die Michaeliskirche, Jacobs-
kirche, Gertrudenkirche gleichfalls völlig unberührt
erhalten find, daß die Peterskirche ftarke Befchä-
digungen des Dachftuhls, aber nur leichte Löcher
in den Deckengewölben aufweift, und daß auch
die Faffaden der Bibliothek unbedingt ßcher von
ihren Befchädigungen wieder hergeftellt werden
können. Insbefondere aber find alle Kunft-
fchäße und Kirchenfchäße gerettet, und zwar
durch das Eingreifen des Regierungsrats im
Eifenbahnminifterium Oberleutnant Thelemann,
der mit einem Unteroffizier, der Kunfthiftoriker
ift, die Kunftwerke aus der Peterskirche rettete,
als bereits derDachftuhl brannte. Auch in Lüttich
ßnd alle Kirchen und Kapellen unverfehrt er-
halten, innen und außen ohne die geringfte Be-
fchädigung. In St. Jacques weifen fogar die herr-
lichen Renaiffance-Glasfenfter nicht die allerge-
ringfte Befchädigung auf und in St. Paul fteht der
Kirchenfchaß mit dem berühmten Sühnegefchenk
Karls des Kühnen von Burgund und der goti-
fdien Reliquienbüfte des hl. Lambert unberührt
in den Schränken. Auch die Lütticher Mufeen
find in demfelben Zuftand wie vor dem Kriege.
In Huy wurde die intereffante Kollegiatkirche in
Äugenfchein genommen und gleichfalls gut er-
halten befunden. Die fonft im Kirchenfchaß be-
wahrten vier Reliquienfehreine follen nach An-
gaben der Geiftlichkeit von den Belgiern nach
Antwerpen gefchafft worden fein. Auch in
Mecheln haben, wie die Befichtigung nach der
deutfehen Befaßung ergab, die hervorragenden
Baudenkmäler der Stadt keinen erheblichen
Schaden erlitten. Das fchöne Haus des Großen

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