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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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9. Heft
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Bauer, Curt: Die Klosterkirche SS. Quattro Coronati in Rom: ihre Wiederherstellung und Eröffnung
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Bombe, Walter: Die Neuordnung des etruskischen Museums in Perugia
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0359
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DIE KLOSTERKIRCHE SS. CORONATI IN ROM

wiederfand, während die anderen Imitationen
bilden.

Außerhalb der heutigen Kirche, in der Flucht
des ehemaligen rechten Seiten [duffes, gelangt
man in die koftbare Kapelle S. Silvcfters. Im
Jahre 1248 erbaut, kam bei der Reftaurierung ihr
Freskenfchmuck, die Legende Conftantins dar-
[teilend, in voller Frifche zum Vorfchein, ebenfo
fünf Majolikateller aus dem 13. Jahrhundert, die
mitten an der Sternendecke des 17. Jahrhunderts
in Form eines griediifchen Kreuzes angebracht
find. Zwei Sprachrohre verbinden die Kapelle
mit den oberen Räumen. Es ift dies der im
Mittelalter feftungsartig ummauerte, der Stadt
zugekehrte Teil des Klofters, in dem ehemals
Päpfte und Kaifer Sicherheit vor den Gefahren
jener Zeit fudrten. So Senator Brancaleone,
Senator Heinrich von Caftiglien, der hier für
Conradin das Bündnis mit den Ghibellinen zur
Annullierung der Herrfchaft Carls v. Anjou fchloß,
fpäter Carl v. Anjou, Kaifer Sigismund nach

feiner Krönung im Jahre 1433 und fchließlich
Papft Eugen IV.

Nachdem Kardinal G. Mellini im Jahre 1620 die
neue Krypta hatte erbauen und die Apfis von
Giovanni da Giovanni mit Fresken ausmalen
laßen, verfiel die Kirche wie die ganze Region
des Monte Celio in jahrhundertelange Vernach-
läffigung. Insbefondere der Klofterhof war durch
Aufteilung in Wohnzelten für die Nonnen der
Paffioniften völlig entftellt worden. Als daher
kürzlich der verdienftvolle Prof. Munoz Kirche
und Chioftro nach langer Arbeit in feiner alten
Schönheit vorführte, fühlte jeder, daß nun eines
der intereßanteften Monumente des mittelalter-
lichen Rom wiedergewonnen war. Zahlreich
kamen bereits Freunde und Fremde herbei zu
der lange vergebenen, altehrwürdigen Stätte,
die von ihrem bizarren Turme aus zugleich eine
der großartigften Weitfichten über die ewige
Stadt und die Campagne bis zu den Bergen
hin gewährt. Curt Bauer.

DIE NEUORDNUNG DES ETRUSKISCHEN

MUSEUMS IN PERUGIÄ Von WALTER BOMBE

Durch Prof. Giufeppe Bellucci und den Conte
Favorino Fiumi ift das etruskifche Mufeum
im Univerfitätsgebäude neugeordnet worden.
Infolge der überfichtlichen Anordnung gewinnen
auch die fchon früher ausgeftellten Gegenftände
vielfach ganz neues Intereffe. Ein Rundgang
durch das Mufeum ift daher ebenfo lehrreich
wie intereffant und geftattet ungemein infor-
mierende Einblicke in die uralte Kultur diefes
im Kampfe mit den Römern unterlegenen Volkes,
deffen fpäte Nachkommen in ihrem Äußeren,
vor allem im Schädelbau und in der Statur noch
manche feiner charakteriftifchen Züge aufweifen.

Wir durchfchreiten zunächft die vier lichten
Korridore des im erften Stockwerk des Uni-
verfitätsgebäudes untergebrachten Mufeums. Im
nördlichen Korridor, den wir zuerft betreten,
feffeln wertvolle etruskifche Infchriften unferen
Bück, dann zwei Grabfäulen archaifchen Stiles,
weiter die Ausgrabungen der Gräberftätte von
Ponticelli di Campo, deren Urnen mytho-
logifche Darftellungen in Hochrelief zeigen. Be-
merkenswert ist hier eine Tonurne mit weib-
licher Figur, Greifen und einem Medufenhaupt
in der Mitte. Dann folgen Refte der Grabftätten
am Frontone, bei Monteluce und aus Pac-

ciano bei Orvieto. Eine Urne zeigt in Hoch-
relief die Eroberung von Theben; fie wurde mit
den Afchenurnen der Familie Raßa, von denen
einige noch Spuren der alten Polychromie auf-
weifen, in der Nähe des heutigen Friedhofs von
Perugia gefunden.

In dem anfdiließenden ö ft 1 i ch en Korridor haben
in zwei Glasfchränken kleinere Afchenurnen Au-
fteilung gefunden. Dann folgt eine Afchenkifte mit
zwei menfchlichen Figuren auf dem Deckel und
einer mythologifchen Darftellung an der Vorder-
feite. Daran fchließt fich eine Sammlung von
Statuetten römifcher Kaifer, Kaiferinnen und
Philofophen an. Eine römifche Marmorurne
zeigt vom ein Viergefpann und Greifen an den
Seiten. Infchriften aus Civitella d’Ärna und
Cafalina bei Perugia, Urnen und Infchriften von
Angehörigen der Familie der Volumnier, Aus-
grabungen aus Caftel del Piano und aus der
Gegend von Ponte ful Rio bei Perugia fchließen
fich an.

An den Wänden des füdliehen Korridors find
etruskifche und römifche Infchriften angebracht.
Imponierend durch feine Größe ift hier ein
tönernes Gefäß aus römifcher Zeit, deßen Inhalt
eine Auffchrift angibt: 1790 römifche Pfunde. Es

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