Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

DOI Heft:
11. Heft
DOI Artikel:
Freyer, Gerschom Kurt: Die kunstgewerbliche Sammlung des städtischen Museums zu Halle a. S.
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0429

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
DIE KUNSTGEWERBLICHE SÄMMLUNG
DES STÄDTISCHEN MUSEUMS ZU

HÄLLE a. S. Von KURT FREYER

Mit 21 Abbildungen, davon eine auf einer Tafel

Wenn kürzlich von einer Persönlichkeit, die als Autorität im Mufeumswefen gilt,1
wieder betont worden ift, die kleineren Mufeen Sollten ihr IntereSSe vorwiegend
der Kunft ihrer Provinz zuwenden, fo werden dem nicht viele unter den jüngeren
MuSeumsleuten zuStimmen. Der Begriff des „Provinzlers“ follte in Kulturfragen nicht
existieren, gerade die mittleren und kleineren Städte haben Kultureinrichtungen nötig,
die den Blick der Bürger zuweilen über die Grenzen der materiellen und lokalen In-
tereffen hinaus in das ort- und zeitlofe Gebiet des Schöpferischen Geiftes lenken. Für
MuSeen alter wie für Solche moderner KunSt gilt es, daß fie im Prinzip ihr Ziel nicht
weit genug Socken können, freilich werden fie oft infolge der geringeren Mittel im
Tempo ihrer Entwicklung — aber nicht in der Qualität ihres Inhaltes — hinter den
hauptftädtifchen Mufeen Zurückbleiben müffen.

Daß aber das Tempo felbft bei fehr geringen Mitteln nicht gar zu langfam zu Sein
braucht, zeigt die Entwicklung des ftädtifchen Mufeums zu Halle a. S.2 Diefe Entwick-
lung ift, obgleich das Mufeum fchon feit 1885 befteht, doch eigentlich erft vom Jahre
1908 an zu rechnen, Seitdem es unter fachmännifcher Leitung fteht. Die äußere Er-
fcheinung und zum Teil auch die Einrichtung des Mufeums leidet unter den unglück-
lichen Ideen feines Erbauers: man unterließ es damals, ein felbftändiges Gebäude zu
errichten, Sondern baute eine Nachahmung
des alten Thalamts der Halloren in die präch-
tige Ruine der zu Beginn des 16. Jahr-
hunderts vom Kardinal Albrecht errichteten
Morißburg ein, dadurch die Ruine entstehend
und das Mufeum in der Ausgestaltung im
Sinne moderner Mufeumstechnik behindernd.

Im Jahre 1913 ift ein Erweiterungsbau fertig
geworden, der zwar ebenfalls fich dem ein-
mal Vorhandenen im Stil anpaSfen mußte,
aber wenigftens im Innern hell und modern
eingerichtet werden konnte. Anläßlich diefer
Erweiterung ift die ganze Aufstellung er-
neuert und fo der Raumnot einigermaßen
abgeholfen worden. Aber die älteren Räume
leiden noch immer darunter, daß man durch
Stilimitation, durch ungünftige Raumformen
und übermäßige Buntheit dem eigentlichen
Zweck des Mufeums entgegenarbeitete.

Die Teilung in den älteren Bau und den
neueren Anbau hat auch die Anordnung der

1 v. Bode in Dreßlers Kunftjahrbuch 1913.

2 Es foll hier nur von der Abteilung des alten
Kunftgewerbes die Rede fein. Über die Abteilung
neuerer Gemälde und Bildwerke orientiert ein kürz-
lich erfdiienener Führer durch diefe Abteilung.

Der Cicerone, VI. )ahrg., 11. Heft. 29

Abb. 1. Kupferftich von BauTe nach dem
Gemälde von Graff

399
 
Annotationen