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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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5. Heft
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0201

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AUSSTELLUNGEN

Bally, dann auch von namhaften ausländifdien
Graphikern wie Raffenfoffe-Lüttidi, E. Manet,
Hans Frank-Wien, den Engländern Dodd, Goff,
Howard u. a., den Stuttgartern Grethe und
Schmoll v. Eifenwerth. J. C.

BERLIN Als Ergänzung der großen Munch-
ausftellung bei Gurlitt haben HMSLER & RUT-
HÄRDT eine Äusftellung Munch [eher Graphik
veranftaltet, die fich durdi die große Zahl der
Seltenheiten auszeichnet. Die Folge von Drucken
des „Kranken Mädchens“ ift wohl mit das koft-
barfte, was es aus dem graphifchen Werke des
Norwegers augenblicklich gibt. Huch fonft find
faft nur vorzügliche Drucke ausgeftellt, nament-
lich von den köftlichen Tierftudien und der Alpha
und Omegafolge.

* *

*

Bei CASSIRER ift auf Magnasco Waldemar
Rösler gefolgt, deffen Oeuvre den großen
Oberlichtfaal füllt. Seine Entwicklung ift in
leßter Zeit nicht fehr glücklich gewefen. Die
neuen, ftark auf die Farbe geftellten Land-
fchaften reichen nicht entfernt an die Kraft und
Feinheit der früheren in grau und grün gehaltenen
heran; die Farbe felbft ift unangenehm und meift
unmotiviert füßlich, und erweift fich zudem als
der räumlichen Deutlichkeit und Kraft der Land-
fchaften abträglich. Die Figurenbilder brauchten
noch nicht gezeigt zu werden. Bisher find hier
noch keine guten Löfungen geglückt. Vor den
Bildern Odilon Redons, die im oberen Stock
hängen, fteht man mit einer kühlen Bewunderung
der kunftgewerblich-farbigen Schönheit mancher
Stücke. Es ift Kunftgewerbe, weil den Autor
außer der oberßächlichften Erfcheinung nichts
berührt hat, weil man vor allen feinen Schmetter-
lingen und Fifchen immer das Gefühl hat, daß
fie nach leblofen Präparaten gemalt feien. Man
hat von manchen Dingen augenblicklichen Ge-
nuß, aber ein Erlebnis ift es nicht.

* *

*

Im Salon CASPER zieht ein Bild von Fr. Kall-
morgen die Aufmerkfamkeit an fich: eine An-
ficht der Blackfriarsbrücke von 1886, ganz Degas,
vornehm, reich, und kräftig zugleich. Sonft
pndet man das übliche Bild: eine Anzahl treff-
licher Stücke verfchiedener Meifter. Felix Bor-
chardt hat eine Kollektion gefchickt, helle,
kräftige, noch immer etwas bunte Bilder aus
Südfrankreich. Die andere Kollektion vertritt
den Berliner Jofef Oppenheimer, in deffen
ßott und mit einem refpektabelen Können ge-
gebenen Imprefßonen aus England und von der
Oftfee etwas von dem auf feine, hell-elegante
Stimmung gerichteten Geifte der Engländer fteckt.

Die Bilder von der Themfe und von Heringsdorf
find vorzüglich zufammengefehene und trefflich
gemalte Stücke. Ein fchönes Bild ift auch der
Sommertag von van Beur den. Aus der übrigen
Schar bleiben im Gedächtnis etwa noch die Ar-
beiten von Gilfoul, Hagemanns und Ste-
vens, unter den deutfehen Bildern der Wald-
abhang von Jokifch, Grulichs Warthebruch,
von E. Raabe eine Straße im Regen und die
künftlerifchen Holzintarpen von Oscar Haberer.

* *

*

NEUMANNS GRAPHISCHES KABINETT
bringt eine Kollektivausftellung von Friedrich
Fei gl. Feigl verfteht die Wirklichkeit durch
das Medium des Lichts, und die Farbe ift faft
ausgefchaltet bei feinen Bildern, in denen Form
und Raum durch Konzentration und Ausbreitung
eines goldigen Lichtes lebendig gemacht und
gegliedert pn(L Am beften wirken hier die
Landfchaften, mit der reichen warmen Tonig-
keit eine ganz fparfame Farbigkeit verbindend.
Von den Figurenbildern ift der große Porträt-
kopf diefes Rembrandtnacbfahren das befte.
Sonft pnd die Figuren noch oft unförmig geraten
und in einen unzureichenden Raum gezwängt.
Im Nebenraum ift Feigls Graphik zu fehen, die
man bereits von anderen Aufteilungen an der
gleichen Stätte kennt. Von den übrigen aus-
geftellten Graphiken intereffiert am meiften die
Serie der kräftigen Tierbilder Herfteins mit
ihrer eigenartig-kühnen Luftbehandlung. Groß-
mann beweift auch hier wieder, daß er an
einem Wende-, vielleicht gar an einem Grenz-
punkt feines Schaffens angelangt ift. Seine
neueften Arbeiten, die auf Ausßügen ins Kubi-
ftiche oder in die Welt Pascins entftanden, pnd
von geringerer Qualität als die ganz einfachen
Straßenbilder aus den Vororten. Wo er einfache,
ftark geweitete, linear fich entwickelnde Räume
geben kann, leiftet er fein beftes, und von diefer
Kunft bewahrt die Äusftellung einige außer-
ordentlich feine Proben. Endlich ift noch eine
Kollektion neuer Arbeiten von Reinhold Hoberg,
dem Leiter der Panpreffe zu erwähnen, feine, ge-
fchmackvolle und zuverläffige Arbeiten. H. Fr.

BRÜSSEL Die im MUSEE MODERNE aus-
gefteliten Arbeiten der Gruppe „Pour l’Art“
zeichnen fich auch diefes Mal wieder durch ihre
Qualität aus. Wahl und Ausführung des dar-
zuftellenden Gegenftandes hält fich hier gleich
fern von Banalität wie von Exzentrizität, und
fo feßen diefe Künftler ihre Arbeiten an ein
fachverftändiges und kaufkräftiges Publikum ab.
Zwar fehlen diesmal Ciamberlani, Fabrg, der
Bildhauer Rouffeau und andere, aber Firmin

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