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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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Heft 20/21
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0664

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LITERATUR

Bildniffe Kaifer Franz Jofefs, des Generalftabs-
chefs v. Moltke und des Generalgouverneurs
von der Golß. Der Preis des Blattes ift 3 M.

Das „Merkbuch für Ausgrabungen, eine
Anleitung zum Äusgraben und Aufbewahren von
Altertümern“, das die vorgefchichtliche Abteilung
der Kgl. Mufeen auf Veranlaffung des Kultus-
minifteriums herausgibt, ift in dritter, ftark ver-
änderter Auflage im Verlage von E. S. Mittler
& Sohn in Berlin erfchienen. Das vorzügliche
unterrichtende Büchlein bietet neben einem kurzen
Abriß der Altertumskunde und einer bildlichen
Darftellung der wichtigften Arten vorkommender
Altertümer auch eine Anleitung zur Konfer-
vierung von Funden, nebft zahlreichen Rezepten.
Selbft die Änweifungen zur Verpackung und
Verfendung find nicht vergeffen, fo daß das
Büchlein, wenn es in recht viele Hände kommt,
der heimlichen Forfchung gute Dienfte leiften
wird.

Dr. Guido Hoffmann, GRUNDLAGEN REI-
NER KUNSTKRITIK FÜR KÜNSTLER, KRITIKER
UND LAIEN. Georg W. Dietrich, München.

Ich glaube nicht, und wünfche es noch viel
weniger, daß die Ausführungen diefes Buches
wirklich die Grundlagen der reinen Kunftkritik
für Laien abgeben könnten. Die Künftler und
die Kritiker find wohl davor ficher, fich von
den Hoffmann fchen Ausführungen leiten zu
laffen, die von einer recht verblüffenden Hilf-
lopgkeit den Methoden wie den Tat fachen gegen-
über zeugen. In den Punkten, wo die Polemik
an fich berechtigt oder doch verftändlich ift, find
die Mittel, mit denen fie geführt wird, recht
unzureichend. Gegen die Hildebrandfche Lehre
vom Problem der Form haben andere, nament-
lich Schmarfow, Befferes und Treffenderes vor-

gebracht als Hoffmann, der gar zu gern die
intellektuellen Fähigkeiten feiner Gegner fchlecht
macht, und die Allegorie bekämpfen, ift gerade
heutzutage ein wahrhaß Donquichottifches Unter-
nehmen. Im Grunde kommt die Forderung
Hoßmanns an den Künßler wohl auf das phi-
lifterhaße Ideal des Mannes mit Samtrock und
Barett hinaus, der von der Infpiration lebt.
Wenigftens ift Hoffmann auf den denkenden
Künftler fehr fchlecht zu fprechen. „Die An-
maßung des Künftlers, von einem Forfchungs-
gebiet der Wiffenfchaft eine Vorßellung zu
haben“, verftimmt ihn, und er fpricht es fchließ-
lich offen aus: „Ein Künftler, der denkt, läßt
uns nun einmal kalt.“ Es wäre überaus leicht,
mit einem weiteren Dußend herausgegriffener
Unpnnigkeiten das Buch lächerlich zu machen,
deffen Grundfäße unter anderem zu einer Klafß-
pkation führen, die Corinth, Hodler, Slevogt,
Liebermann, Leo Puß unter dem Begriß „ge-
lehrige Dilettanten“ als eine Einheit faßt, und
die „Genies“ Bürger, Kleift, Stuck, Wagner, van
Gogh den „Talenten“ Raffael, Leonardo, Goethe
und Menzel gegenüberftellt, um, einige Zeilen
weiter, dann wieder für Leonardo und Goethe
die Sonderrubrik „geniale Talente“ einzurichten,
während Michelangelo einfam in der Höhle der
„talentierten Genies“ häuft. Und nur jemand,
der das Ich dem perfönlidien Gefchmack gleich-
feßt, kann Storm und George als „rhythmifch
jchwache, gewandte Talente“ in die Reihe Falke,
Bethge, Hofmannsthal und Rilke feßen. Es
lohnt wirklich nicht, das Buch ernfthaft zu wider-
legen. Man müßte fich auch mit dem Verfaffer
erft einmal über die elementarften Fragen der
Logik wie der Kunftwiffenfchaft auseinander-
feßen. Diefe Anzeige hat denn auch nur den
Zweck über dem Buche die Tafel mit dem klaf-
fifchen Ausfpruch zu errichten: Ich warne Neu-
gierige! — er.

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