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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0455

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LITERATUR

men. Das Gefamtwerk Wilperts befteht aus zwei
Tafelbänden und zwei Textbänden in Folio,
deren erfter in klarer Uberpcht allgemeine Ge-
pchtspunkte wie Symbolik, Koftüm, gemeinfame
und unterfdieidende Stilzeichen ufw. fchildert,
während der zweite, fpezielle, chronologifdi ge-
ordnet, mit einem Rankenornament aus dem
Lateran-Baptifterium vom Jahre 315 beginnt und
mit einem Bilde aus S. Maria Maggiore vom
Jahre 1295 fchließt. Der Inhalt erftredct fich über
Rom hinaus auf Mailand, Ravpnne, Neapel und
andere für die römifche Kunft jener Zeit wichtige
Orte. Er weift nach, daß fdion frühzeitig die
römifche Kunft eine fruchtbare Wirkung entfaltete,
obwohl man bisher nur der byzantinifchen Rich-
tung in Italien ausfchlaggebende Bedeutung bei-
maß. Den außerordentlich reichen und zum
großen Teil der Forfchung noch unerfdiloffenen
Stoff einer erft fpät erkannten Epoche wußte
Wilpert wieder troß feiner Fülle in klarer all-
gemeinfaßlicher Weife darzuftellen, fo daß damit
zugleich über das Intereffe der Fachmänner hin-
aus eine bedeutende Lücke in der diriftlichen
Archäologie fowie in der Kunftgefchichte über-
haupt ausgefüllt wurde. Ein hervorragender
Wert des Werkes befteht namentlich in den 295
Tafeln mit 124 Mofaiken in Vierfarbenbuchdruck
und 171 Malereien in Farbenlichtdruck. Haupt-
fädilich die Reproduktionen der Mofaiken ftehen
auf einer geradezu erftaunlichen Höhe der Aus-
führung, bei der Tabarelli, der die Originale
kopierende Maler, fowie die Verlagsanftalt mit
gleichem Erfolg beteiligt pnd. Hat doch die
Herftellung manches Klifchees ein halbes Jahr
erfordert. Daher bereits feit acht Jahren in Ver-
lagsvorbereitung, wird das dem deutfchen
Kaifer gewidmete Werk nächftes Frühjahr her-
auskommen. Es erfcheint deutfch und franzöfifdi,
zufammen in 500 Exemplaren. Der Verkaufs-
preis beträgt in Subfkription 800 M. und wird
nach Erfcheinen auf 1000 M. erhöht. C. Bauer.

TÄTIGKEITSBERICHT DES FRANZ JOSEF-
MUSEUMS IN TROPPAU. Vor kurzem erfchien
im Selbftverlage des Franz Jofef-Mufeums der
vom Direktor Dr. E. W.Braun verfaßte Tätig-
keitsbericht über die Jahre 1910—1912 zugleich
als Erinnerungsfchrift an die Erweiterung und
Neuaufteilung der Mufeumsfammlungen.

Im Jahre 1910 überfiedelte die fchlepfche Han-
delskammer, die bis dahin im Mufealgebäude
untergebracht war, in ihr neues Heim, und die
von ihr innegehabten Säle wurden für das bis-
her räumlich ziemlich befchränkte Mufeum frei.
Damals wurde der intereffante, bis dahin von
einem öfterreidhifchen Mufeum noch nicht unter-

nommene Verfuch gemacht, von der üblichen
technologifchen Aufteilung abzugehen und einen
fyftematifchen Überblick über die verfchiedenen
großen Kunftperioden der vergangenen Zeiten
zu geben, indem die Kunftwerke je einer Stil-
periode (Skulpturen, Bilder, Möbel, kunftgewerb-
liche Objekte ufw.) in je einem Interieur in un-
gemein überfichtlicher Weife, die allgemeine An-
erkennung fand, zufammengeftellt wurden. Bei
diefer Gelegenheit wurde auch die alte gotifche
Tafchendorfer (öfterr. Schießen) Holzkirche, die
einige Jahre früher erworben worden war, in
ihrer Gänze in einem Saale des Mufeums auf-
geftellt, dadurch die Raumwirkung eines dem
Untergange geweihten Kunftwerkes gerettet und
das Mufeum um eine ganz einzigartige Sehens-
würdigkeit bereichert. Am 29. Mai 1911 wurde
das Mufeum feierlich wieder eröffnet.

Das Mufeum wurde nicht nur neu geordnet,
fondern feine Sammlungen wurden durch viele
Ankäufe, vor allem aus einer zu diefem Anlaffe
gewidmeten Geldfpende fchlepfcher Kunftfreunde
fowie durch überaus zahlreiche koftbare Ge-
fchenke in erfter Linie des munifizenten Protek-
tors, des regierenden Fürften Johann II. von
Liechtenftein, dem das Mufeum unendlich viel
verdankt, ferner Sr. Exzellenz, des Grafen Jo-
hann Wilczek und vieler anderer Förderer be-
reichert.

Der Jahresbericht enthält ferner eine Uberpcht
der vom Mufeum veranftalteten Vorträge und
zahlreichen temporären Ausftellungen, von denen
befonders auf die intereffante Ausftellung fchlep-
fcher Frauenkunft im Jahre 1912 hingewiefen fei,
fowie eine Chronik des Mufeums.

Eine willkommene und wertvolle Ergänzung
des Berichtes bilden die 20 Tafeln mit 48 Ab-
bildungen der wichtigften Erwerbungen der Be-
richtperiode. Vorwiegend find hier italienifche
und altdeutfche Holzfkulpturen des 14. und
15. Jahrhunderts, neben diefen noch befonders
intereffant einige alte Keramiken und Glas-
malereien. A. R. F.

Von den rühmlich bekannten GR1EBENSCHEN
REISEFÜHRERN pnd foeben die Bände 22 „Bel-
gien“ und 98 „Holland“ in neuer, 14. Auf-
lage erfchienen. Beide Bände pnd gründlicher
Revipon unterzogen worden, wobei auch den
Sammlungen und Mufeen forgfältigfte Ergän-
zungen zugute kamen. In dem holländifchen
Führer wurde auch den Umgebungen der wich-
tigften Städte mehr Raum angewiefen als bis-
her. Der Preis beträgt für den Band 3 M., aus
dem Führer Belgien ift auch ein Sonderdruck
„Brüffel und Antwerpen“ zum Preife von 1,20 M.
erfchienen.

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