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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0089

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AUSSTELLUNGEN

taloges, die faft 200 Nummern (1546—1730) um-
faßt, durch ein die Ergebniffe feiner Forfchungen
enthaltendes Lebensbild ein. Wenn auch manches
der von den Befißern als Zick bezeichneten Ge-
mälde auf diefen Namen keinen Anfpruch hat
und andrerfeits hervorragende Werke wie z. B.
das Koloffalbildnis der Familie Remy vom Jahre
1776, das fich heute im Befiß des Pfarrers v. Claer
in Bendorf befindet, hier fehlen — einen Begriff
vom Charakter diefes Hauptwerkes gibt die
aquarellierte Photographie Nr. 1693 —, fo muß
man für die aufopferungsvolle Zufammenftellung
diefes Lebenswerkes, die Archivrat Dr. Knip-
ping vorbereitet hat, doch fehr dankbar fein.
Es hätte fich vielleicht empfohlen, die Bilder,
die nicht als Leihgabe gewonnen werden konnten
(darunter die feinen Stücke bei Brandt in Wies-
baden, bei Effingh in Bonn und beim Grafen Keffel-
ftadt in Trier) als Nachtrag der Lifte beizufügen.
Von Zicks Anfängen in der an Rembrandt an-
klingenden Art feines Vaters Johann (Nr. 1706) wie
von dem prickelnden Reiz feiner Blütezeit und
den klaffiziftifchen Wandlungen feines Alters gibt
die Äusftellung ein ßcheres Bild, das durch eine
ftattliche Reihe flotter Handzeichnungen, vor
allem aus dem Beßß der Koblenzer ftädtifchen
Bildergalerie, erfreulich bereichert wird. Die be-
merkenswerteren feiner Fresken — Bruch fal,
Engers, Wiblingen, Oberelchingen, Rott, Triefen -
ftein und Mainz — werden daneben in Photo-
graphien veranfchaulicht.

Die übrigen elf Abteilungen fchildern Koblenz
in der Zeit von 1770—1820. Das Ende der kur-
fürftlichen Herrfchaft mit Clemens Wenceslaus
von Sachfen (1768 — 94), die franzöpfche Zeit
und die Anfänge der preußifchen Regierung er-
ftehen dank eines geradezu überreichen Ma-
terials (1790 Katalognummern) vor dem Befucher.
Karten, Pläne und Änfichten, Bildniffe, Briefe
und Familiendokumente, Hausgerät aller Alt,
kirchliche Gegenftände und Gewänder, Uniform-
ftücke und Waffen, Orden und Denkmünzen
bilden die vielgeftaltigen Grundlagen, auf denen
ein lebendiges Charakterbild diefer unruhvollen
Zeit ßch auf baut. Der von Dr. H. H. Joften,
dem die mufeumstechnifche Vorbereitung und
Durchführung der Äusftellung übertragen war,
bearbeitete Katalog mit literarifchen Einleitungen
zu den einzelnen Abteilungen wird über feinen
Entftehungszweck hinaus auch für künftige Son-
derforfchungen von Wert fein. Die Äusftellung
hat in den Räumen des künftigen Rheinmufeums
in nächfter Nähe von St. Caftor ihr Heim ge-
funden; fie foll während des Januar geöffnet
bleiben. Regierungspräßdent a. D. zurNedden,
der rührige Vorfißende des Rheinifchen Vereins
für Denkmalpßege und Heimatfchuß, hat fich als

Anreger diefer Veranftaltung und als Vorpßender
des gefchäft führenden Äusfchuffes ein weiteres
Verdienft um die rheinifche Kunft- und Ge-
fchichtsforfchung erworben.

Erwin Hensier (Bonn).

BERLIN Der fchöne Brauch der NEUEN
GALERIE, ftatt bunter Reihen lieber Kollektiv-
ausftellungen vorzuführen, kommt einem mehr
zart-wählerifchen als felbftändig-kräftigenTalent,
wie es Andre Derain ift, nicht fonderlich zu
ftatten. Immerhin ift es intereffant genug, den
Weg zu verfolgen, der von fehr weichen, zart-
farbigen Landfchaften im Stile derer, die der
alte Cözanne fchuf, zu neuen Produkten führt,
die die Geometrifierung der Form und die Ver-
einfachung und Reinheit der Farbe fteigern. Aber
die Malerei wirkt von Anfang an nebenfächlich,
ohne daß doch die ftarke Stilißerung der Form
eine Stärkung der Anfchauung bedeutete. Wenn
Dinge wie das Wildbretftilleben immerhin noch
etwas von Malerei und Stofflichkeit aufweifen,
fo find Bilder wie das Stilleben mit Glas und
Flafche oder der Kopf der Italienerin nichts an-
deres als diefelbe illuminierte Kartonkunft, die
der deutfehen Kunft bereits vor hundert Jahren
gefährlich war und die heute um fo gefährlicher
ift, als ße diesmal aus Frankreich kommt, dem
wir durch ein halbes Jahrhundert die Anregungen
einer neuen malerifchen Kunft zu verdanken
hatten. — Der zweite der an diefer Stelle aus-
ftellenden Künftler, James Enfor, ift die ftärkere
Perfönlichkeit, und deshalb wirken auch feine
phantaftifchen Bilder immer glaublich, ganz zu
fchweigen von den entzückenden weichen und
malerifchen Landfchaftsblättchen.

Im KÜNSTLERHAUSE find einige fchöne
und ftille Landfchaften von Willy ter Hell zu
fehen, gut gebaut, farbig einfach und meift mit
vortrefflicher, fehr differenzierter Luft. Gegen-
über hängen gute helle, fonnige Bilder, Land-
fchaften und Erntebilder von Franz M. Lünft-
roth, in denen fich feine Art mit der Eichhorfts
begegnet. Max Uth verfucht eine neue Technik,
mit ftärkerem Farbenauftrag und derberer Pin fei—
führung. Aber einftweilen beeinträchtigt das
noch leicht die Klarheit der Erfcheinung, ohne
daß die Bilder fehr ftark leuchteten, worauf es
doch wohl abgefehen ift. Immerhin ßnd Stücke
wie das „alte Städtchen“, die „alte Brücke“, „aus
einer kleinen Stadt“ Bilder von Qualität. Im
Nebenfaale hängen fechs prachtvolle Aquarelle
von Hans von Bartels, meifterliche Studien zu
dem großen Wäfcherinnenbilde. Es muß an-
erkannt werden, daß diefe Künftlerhausausftellung

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