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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

DOI Heft:
Heft 18/19
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Coulin, Jules: Frank Buchser
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0625

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FRANK BUCHSER

Abb. 2. FRANK BUCHSER, Eleonore au bain

Araber verkleidet ein wahres Wagnis unternehmend — ein andermal als offizieller
Schlachtenmaler der fpanifchen Armee im Feldzug von 1860 folgt. Und kurz darauf
wird der in Licht und Farben fchwelgende Orientmaler wieder echtefter Schweizer, der
die wogenden Ahrenfelder und halbdunkle Bauernftuben der Heimat, die behäbigen
Kapuziner malt und die fchwere Atmofphäre, die an heißen Sommertagen über den
Wäldern liegt. Doch nach einiger Zeit vertaufcht er die ihm vertraute Umgebung mit
Nordamerika, das er während vier Jahren nach allen Seiten durchquert, Neger und
Indianer mit nicht weniger Brio malend als früher Marokkaner und Riffegnos. Dem
großen Stil der „unendlichen Ebene“ zeigt fich der Künftler vollkommen gewachfen,
die üppige Vegetation Virginias feffelt ihn nicht weniger als die malerifchen Zu-
fälligkeiten eines Straßenbildes. In einer Fülle von Studien hält er feine Eindrücke
feft, bald find es flüchtige Skizzen, impreffioniftifch hingeworfen, bald noch weniger
als das: Farbenfpiele, ein paar Pinfelhiebe, die den Eindruck eines beglückten Momentes
vermitteln. Daneben entftehen, feit der fpanifchen Frühzeit, komponierte Bilder, lange
nicht immer fo frifch und glücklich wie die Studien, dann auch Porträts, von denen
die beften zu den charakteriftifchften Leitungen moderner Kunft gezählt werden dürfen.
Buchfer ift 1870 wieder in Europa, dann und wann in der Schweiz und immer wieder
auf neuen Reifen, unermüdlich arbeitend, frifchen Eindrücken und Erlebniffen raftlos
folgend. Mehrfach malt er an der Südküfte Englands, im Seebad Scarborough; Italien
befucht er in den fiebziger und achtziger Jahren, wo er in den Sabiner Bergen köft-
liche Volks- und Naturftudien fchafft; 1880 reift er wieder nach Spanien und Marokko,
um während eines ganzen Sommers unter afrikanifcher Sonne im Freien zu malen.
Sein Wanderleben befchließen zwei Fahrten nach Korfu, deffen leuchtender Himmel
ihn nicht weniger begeiftert als die in manchen Bildern verewigte Grazie fchlanker

Der Cicerone, VI. Jahrg., Heft 18/19. 44

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