UMGESTALTUNGEN UND NEUERWERBUNGEN IN DER KGL. GALERIE IM HAAG
gemälde (Abb. 1 u. 2), das aus einem Mittelftück und vier Eckftücken befteht. Es ftammt
aus dem Haufe des verftorbenen Mr. C. Cok „am Rapenburg“ zu Leiden, ift bezeichnet:
J. de Wit F. 1743, und [teilt in der Milte in frifchen bunten Farben die Allegorie
der Mufik, in den Ecken grau in grau gemalt: Kriegsgefang, Hirtengefang, Klagegefang
und Poffe vor.
Durch Anbringung diefes Gemäldes in reichem Stuckrand hat nicht nur der ganze Saal,
fondern aus obengenannten Gründen auch das ganze Gebäude viel gewonnen. Zu-
gleich wurde ein belangreiches Werk Jacob de Wits (1695—1754; Amfterdamer Schule;
lernte und arbeitete einige Jahre in Antwerpen) für Holland gewonnen, und ift von
diefem vor allem durch feine Grifaillen berühmten Meifter auch eine farbige Kompofition
von Bedeutung Eigentum eines holländifchen Reichsmufeums geworden. Schließlich
ift dadurch die Kunft des 18. Jahrhunderts im Mauritshuis mehr in den Vorder-
grund gerückt.
Als Wandbehang der Oberfäle wurde weinroter Plüfch, im italienifchen und daran
angrenzenden Saal einer von hellerer Farbe, in den beiden Kabinetten grau-grüner
Plüfch gefpannt; das Mufter wurde nach einer alt-holländifchen Vorlage aus der
Zeit Ludwigs XIV. von einer noch exiftierenden alten Bronzematrize gepreßt. Das
ftark geweißte Stückwerk des Veftibüls, das einer durchgreifenden Reinigung unter-
zogen wurde, erhielt feine alte Schärfe wieder. Der Flur ift nun mit neu angebrachten,
großen italienifchen Marmorplatten belegt, alles Holzwerk abgelaugt, die Treppen
mit roten Läufern gedeckt. Auf dem Treppenabfaß, der parkettiert wurde, find die
Büften des Statthalters Willem V. von Oranien und feiner Gemahlin auf ihre fein
modellierten, von überflüffiger Farbe gereinigten urfprünglichen Sockel placiert.
In dem großen Saal im Unterftock ift durch Wegbruch der großen linken Wand
die Symmetrie wiederhergeftellt, die man in diefem für 18. Jahrhundert-Architektur fo
typifchen Raum notwendig vermißte. Nun hat der Saal wieder zwei Kamine. Um diefe
aber zur Ausftellung von Bildern geeignet zu machen und doch Architektur, Supraporten,
Sdmißwerk ufw. einigermaßen herauszubringen, wurden lofe Verfchläge mit eichenen
Lamperien davor geftellt. Das Ganze hat dadurch an Ruhe gewonnen.
Das gefamte Bildermaterial wurde einer genauen Durchficht
unterzogen, einige Gemälde dem neu gebauten, gut beleuch-
teten Depot überwiefen, andere Regierungsgebäuden uff. als
Leihgabe überlaffen. Die große Hochzeit des Peleus und
der Thetis von C. Cornelis van Haarlem kam durch
Austaufch mit dem Haarlemer Mufeum in die dor-
tige Galerie, in die es richtiger gehört. Über-
haupt geht das Beftreben der Verwaltung
darauf aus, alle großen und lebens-
großen Malereien von geringerem
Werte nach und nach zu befeitigen,
um dafür mit der
Zeit eine erftklaf-
fige Sammlung
von holländifchen
Bildern des 17.
Jahrhunderts zu
erhalten, die fich
Abb. 2. JACOB DE WIT, Der Hirtengefang
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gemälde (Abb. 1 u. 2), das aus einem Mittelftück und vier Eckftücken befteht. Es ftammt
aus dem Haufe des verftorbenen Mr. C. Cok „am Rapenburg“ zu Leiden, ift bezeichnet:
J. de Wit F. 1743, und [teilt in der Milte in frifchen bunten Farben die Allegorie
der Mufik, in den Ecken grau in grau gemalt: Kriegsgefang, Hirtengefang, Klagegefang
und Poffe vor.
Durch Anbringung diefes Gemäldes in reichem Stuckrand hat nicht nur der ganze Saal,
fondern aus obengenannten Gründen auch das ganze Gebäude viel gewonnen. Zu-
gleich wurde ein belangreiches Werk Jacob de Wits (1695—1754; Amfterdamer Schule;
lernte und arbeitete einige Jahre in Antwerpen) für Holland gewonnen, und ift von
diefem vor allem durch feine Grifaillen berühmten Meifter auch eine farbige Kompofition
von Bedeutung Eigentum eines holländifchen Reichsmufeums geworden. Schließlich
ift dadurch die Kunft des 18. Jahrhunderts im Mauritshuis mehr in den Vorder-
grund gerückt.
Als Wandbehang der Oberfäle wurde weinroter Plüfch, im italienifchen und daran
angrenzenden Saal einer von hellerer Farbe, in den beiden Kabinetten grau-grüner
Plüfch gefpannt; das Mufter wurde nach einer alt-holländifchen Vorlage aus der
Zeit Ludwigs XIV. von einer noch exiftierenden alten Bronzematrize gepreßt. Das
ftark geweißte Stückwerk des Veftibüls, das einer durchgreifenden Reinigung unter-
zogen wurde, erhielt feine alte Schärfe wieder. Der Flur ift nun mit neu angebrachten,
großen italienifchen Marmorplatten belegt, alles Holzwerk abgelaugt, die Treppen
mit roten Läufern gedeckt. Auf dem Treppenabfaß, der parkettiert wurde, find die
Büften des Statthalters Willem V. von Oranien und feiner Gemahlin auf ihre fein
modellierten, von überflüffiger Farbe gereinigten urfprünglichen Sockel placiert.
In dem großen Saal im Unterftock ift durch Wegbruch der großen linken Wand
die Symmetrie wiederhergeftellt, die man in diefem für 18. Jahrhundert-Architektur fo
typifchen Raum notwendig vermißte. Nun hat der Saal wieder zwei Kamine. Um diefe
aber zur Ausftellung von Bildern geeignet zu machen und doch Architektur, Supraporten,
Sdmißwerk ufw. einigermaßen herauszubringen, wurden lofe Verfchläge mit eichenen
Lamperien davor geftellt. Das Ganze hat dadurch an Ruhe gewonnen.
Das gefamte Bildermaterial wurde einer genauen Durchficht
unterzogen, einige Gemälde dem neu gebauten, gut beleuch-
teten Depot überwiefen, andere Regierungsgebäuden uff. als
Leihgabe überlaffen. Die große Hochzeit des Peleus und
der Thetis von C. Cornelis van Haarlem kam durch
Austaufch mit dem Haarlemer Mufeum in die dor-
tige Galerie, in die es richtiger gehört. Über-
haupt geht das Beftreben der Verwaltung
darauf aus, alle großen und lebens-
großen Malereien von geringerem
Werte nach und nach zu befeitigen,
um dafür mit der
Zeit eine erftklaf-
fige Sammlung
von holländifchen
Bildern des 17.
Jahrhunderts zu
erhalten, die fich
Abb. 2. JACOB DE WIT, Der Hirtengefang
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