AUSSTELLUNGEN
Neben einigen vorzüglichen männlichen Bild-
niffen fieht man da einige neue Landfchaften
von ftarkem Stimmungsgehalt und eigener far-
biger und malerifcher Haltung. Sie wirken alle
fehr ftark, obwohl fie zum großen Teil noch keine
reinen Löfungen darftellen, und namentlich die
Ausbildung des Raumes noch Verlegenheit fchafft.
Auch die großen Arbeiterbilder, mit denen Degner
zuerft auftrat, haben fich gewandelt. Er ver-
fucht auch hier mit Hilfe einer ftark mit Stim-
mung gefättigten Farbe neue monumentale Wir-
kungen zu erreichen. Man muß abwarten, was
aus diefen Häutungen eines ftarken Talentes
herauskommf, und fich tröften, daß Degner nicht
nur begabt, fondern auch ein fehr ernfter Arbeiter
ift. Gute Entwicklung zeigt Paul Paefchke mit
feiner neuen Graphik. Er ift in der Welt herum-
gefahren und hat ßch feinen Stil zur größeren
Wucht und Konzentration erzogen. Das manch-
mal Spielerifche feiner Art ift abgefallen und die
neuen Arbeiten, die mit Vorliebe weite Räume
oder bewegte Maffen darftellen, find refpektable
Leitungen, die ihn in die vordere Reihe rücken.
Das Vorbild, das ihm diefe Selbfterziehung an-
fcheinend erleichtert hat, ift hier auch zu fehen:
Von Slevogt find die Lithographien zum Ben-
venuto Cellini ausgeftellt. Diefe kleinen und
kleinften Blätter find Meifterftücke einer uner-
fchöpflichen Phantafie, der eine unfehlbare und
immer lebendige Technik zu Gebote fteht.
H. Fr.
DORDRECHT Im MUSEUM find zeitlich
Gemälde und Zeichnungen von M. Bauer und
Rink aus der Kollektion Hidde Nijiand aus-
geftellt. Der „betendeMohammedaner“ von
Bauer mutet wie eine Radierung an, fo prächtig
ift das Braun im Ton, fo fein durchgearbeitet das
Ganze mit den locker gezogenen Federftrichen.
Und wie ein Aquarell, fo weich find die Tönungen,
fo duftig die Stimmung der hohen Mofchee, des
myfteriöfen Lichtes, das aus hohen Fenftern in
den weiten Raum dämmert und alles geheim-
nisvoll umhüllt. — Und im weichen und zarten
Sonnenlicht, das mit einer brütend heißen Atmo-
fphäre alles abftumpft, glänzt die orientalifche
Stadt „Jerufalem“ mit ihren Riefenmauern,
den maffiven Blöcken, die nur hie und da ein
einzelnes Fenfter zeigen, hoch oben lange ge-
rade Mauern. Auf hohen dünnen Stämmen
ftehen fich neigende Palmen neben fdilanken
Minarets und davor dehnt fich die dürre Sand-
wüfte mit raftenden Kamelen aus, alles in der
vagen Stimmung von brütend heißer Atmo-
fphäre. — Ähnlich diefen beiden Zeichnungen
wirkt die „Kathedrale von Reims“, eine
peinlich durchgearbeitete Zeichnung auf fanft
gelbem Papier. Jedes Fenfter, jeder Spißbogen,
jede Rofe, alle Ausladungen diefes impofanten
gotifchen Gebäudes ftehen völlig exakt, doch
auch fo vor uns, als feien fie nicht da, fo auf-
gelöft in den Totaleindruck, in die Stimmung
des ganzen prächtigen Bauwerkes. Die über-
wältigende Schönheit, die Weihe, die eine folche
Kathedrale auch von außen auf den Befchauer
ausübt, vermochte der Künftler in diefer kleinen
Zeichnung auszudrücken. — „Konftantinopel“
in der Abenddämmerung, mit den runden Kuppel-
bauten, und hohen fpißen Minarets, pyramiden-
förmig mit den großen Linien gegen den düfter
werdenden Himmel, alles aufgelöft in dem Ein-
druck eines leßten Lichtfcheines — fehen wir neben
dem „Aufzug“, der aus einer hohen dunklen
Pforte zwifchen engen hohen Mauern nach vorne
fchreitet, braun und fchwarz mit der Feder ge-
zeichnet, hie und da ein weiches Gelb zeigend,
das den Farbenreichtum der Kompoßtion erhöht.
Die Linienführung ift auch hier feiten fchön und
erinnert in ihrer Üppigkeit an Rembrandts Zeich-
nungen, dem der Künftler auch in mancher Ra-
dierung fo nahe kommt. Auch von diefen ßnd
eine große Anzahl ausgeftellt, von denen die
eindrucksreichften der „Tempel zu Bernares“
und „Am heiligen Ganges“ den Befucher
immer wieder anziehen.
Neben Bauer ift Rink mit 36 Gemälden und
Zeichnungen vertreten, worunter fich das präch-
tige „Stiergefecht in Sevilla“ mit feiner
füdlichen Glut und die „Pforte zu Tanger“
mit der gefchickten Beleuchtungsabftufung, dem
befchatteten Vordergrund und dem ftrahlenden
Sonnenlicht auf den Häufern in der Ferne be-
ßnden. R. B.
KLOSTERNEUBURG (Niederöjter-
reich) Der „Verein heimifcher Künftler Klofter-
neuburgs“ veranftaltet im Kaiferfaal des Chor-
herrenftiftes eine große Kunftausftellung, deren
feierliche Eröffnung durch das 800jährige Jubi-
läum der Stiftskirche eine befondere Weihe er-
hielt; an der reich befchickten Äusftellung haben
fich zahlreiche namhafte Künftler, darunter
Rumpler, Max v. Poofch, Jofef Heu U. v. a.
beteiligt.
KÖNIGSBERG i. Pr. „Die Kurifche Neh-
rung in der Kunft“ betitelt ßch eine Äusftellung
in der KUNSTHALLE, die am 3. Mai eröffnet
wurde. Seit einer Reihe von Jahren ift die
Nehrung das Ziel zahlreicher Künftler, denn
diefe eigenartige, ca. 100 km lange Sandwüße
zwifchen Cranz und Memel übt einen eigenen
Zauber auf die Maler aus. Die Äusftellung zeigt
ein intereffantes Bild des Entwicklungsganges
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Neben einigen vorzüglichen männlichen Bild-
niffen fieht man da einige neue Landfchaften
von ftarkem Stimmungsgehalt und eigener far-
biger und malerifcher Haltung. Sie wirken alle
fehr ftark, obwohl fie zum großen Teil noch keine
reinen Löfungen darftellen, und namentlich die
Ausbildung des Raumes noch Verlegenheit fchafft.
Auch die großen Arbeiterbilder, mit denen Degner
zuerft auftrat, haben fich gewandelt. Er ver-
fucht auch hier mit Hilfe einer ftark mit Stim-
mung gefättigten Farbe neue monumentale Wir-
kungen zu erreichen. Man muß abwarten, was
aus diefen Häutungen eines ftarken Talentes
herauskommf, und fich tröften, daß Degner nicht
nur begabt, fondern auch ein fehr ernfter Arbeiter
ift. Gute Entwicklung zeigt Paul Paefchke mit
feiner neuen Graphik. Er ift in der Welt herum-
gefahren und hat ßch feinen Stil zur größeren
Wucht und Konzentration erzogen. Das manch-
mal Spielerifche feiner Art ift abgefallen und die
neuen Arbeiten, die mit Vorliebe weite Räume
oder bewegte Maffen darftellen, find refpektable
Leitungen, die ihn in die vordere Reihe rücken.
Das Vorbild, das ihm diefe Selbfterziehung an-
fcheinend erleichtert hat, ift hier auch zu fehen:
Von Slevogt find die Lithographien zum Ben-
venuto Cellini ausgeftellt. Diefe kleinen und
kleinften Blätter find Meifterftücke einer uner-
fchöpflichen Phantafie, der eine unfehlbare und
immer lebendige Technik zu Gebote fteht.
H. Fr.
DORDRECHT Im MUSEUM find zeitlich
Gemälde und Zeichnungen von M. Bauer und
Rink aus der Kollektion Hidde Nijiand aus-
geftellt. Der „betendeMohammedaner“ von
Bauer mutet wie eine Radierung an, fo prächtig
ift das Braun im Ton, fo fein durchgearbeitet das
Ganze mit den locker gezogenen Federftrichen.
Und wie ein Aquarell, fo weich find die Tönungen,
fo duftig die Stimmung der hohen Mofchee, des
myfteriöfen Lichtes, das aus hohen Fenftern in
den weiten Raum dämmert und alles geheim-
nisvoll umhüllt. — Und im weichen und zarten
Sonnenlicht, das mit einer brütend heißen Atmo-
fphäre alles abftumpft, glänzt die orientalifche
Stadt „Jerufalem“ mit ihren Riefenmauern,
den maffiven Blöcken, die nur hie und da ein
einzelnes Fenfter zeigen, hoch oben lange ge-
rade Mauern. Auf hohen dünnen Stämmen
ftehen fich neigende Palmen neben fdilanken
Minarets und davor dehnt fich die dürre Sand-
wüfte mit raftenden Kamelen aus, alles in der
vagen Stimmung von brütend heißer Atmo-
fphäre. — Ähnlich diefen beiden Zeichnungen
wirkt die „Kathedrale von Reims“, eine
peinlich durchgearbeitete Zeichnung auf fanft
gelbem Papier. Jedes Fenfter, jeder Spißbogen,
jede Rofe, alle Ausladungen diefes impofanten
gotifchen Gebäudes ftehen völlig exakt, doch
auch fo vor uns, als feien fie nicht da, fo auf-
gelöft in den Totaleindruck, in die Stimmung
des ganzen prächtigen Bauwerkes. Die über-
wältigende Schönheit, die Weihe, die eine folche
Kathedrale auch von außen auf den Befchauer
ausübt, vermochte der Künftler in diefer kleinen
Zeichnung auszudrücken. — „Konftantinopel“
in der Abenddämmerung, mit den runden Kuppel-
bauten, und hohen fpißen Minarets, pyramiden-
förmig mit den großen Linien gegen den düfter
werdenden Himmel, alles aufgelöft in dem Ein-
druck eines leßten Lichtfcheines — fehen wir neben
dem „Aufzug“, der aus einer hohen dunklen
Pforte zwifchen engen hohen Mauern nach vorne
fchreitet, braun und fchwarz mit der Feder ge-
zeichnet, hie und da ein weiches Gelb zeigend,
das den Farbenreichtum der Kompoßtion erhöht.
Die Linienführung ift auch hier feiten fchön und
erinnert in ihrer Üppigkeit an Rembrandts Zeich-
nungen, dem der Künftler auch in mancher Ra-
dierung fo nahe kommt. Auch von diefen ßnd
eine große Anzahl ausgeftellt, von denen die
eindrucksreichften der „Tempel zu Bernares“
und „Am heiligen Ganges“ den Befucher
immer wieder anziehen.
Neben Bauer ift Rink mit 36 Gemälden und
Zeichnungen vertreten, worunter fich das präch-
tige „Stiergefecht in Sevilla“ mit feiner
füdlichen Glut und die „Pforte zu Tanger“
mit der gefchickten Beleuchtungsabftufung, dem
befchatteten Vordergrund und dem ftrahlenden
Sonnenlicht auf den Häufern in der Ferne be-
ßnden. R. B.
KLOSTERNEUBURG (Niederöjter-
reich) Der „Verein heimifcher Künftler Klofter-
neuburgs“ veranftaltet im Kaiferfaal des Chor-
herrenftiftes eine große Kunftausftellung, deren
feierliche Eröffnung durch das 800jährige Jubi-
läum der Stiftskirche eine befondere Weihe er-
hielt; an der reich befchickten Äusftellung haben
fich zahlreiche namhafte Künftler, darunter
Rumpler, Max v. Poofch, Jofef Heu U. v. a.
beteiligt.
KÖNIGSBERG i. Pr. „Die Kurifche Neh-
rung in der Kunft“ betitelt ßch eine Äusftellung
in der KUNSTHALLE, die am 3. Mai eröffnet
wurde. Seit einer Reihe von Jahren ift die
Nehrung das Ziel zahlreicher Künftler, denn
diefe eigenartige, ca. 100 km lange Sandwüße
zwifchen Cranz und Memel übt einen eigenen
Zauber auf die Maler aus. Die Äusftellung zeigt
ein intereffantes Bild des Entwicklungsganges
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