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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0415
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LITERATUR

lagen verkauft wurde, zu einem nützlichen Nach-
fchlagebuch. Die zahlreichen Abbildungen nach
Werken der Biographierten unterftüßen die Dar-
ftellung aufs Befte. Wer die franzöfifchen Ver-
hältniffe kennt, wird Nachficht haben, daß das
Lexikon nicht vollftändig ift. Allerdings Degas,
Monet, Renoir, Rodin und Bartholome hätten
wirklich nicht fehlen dürfen. O. G.

Abbe A. Legris, L’EGLISE D’EU ET LA
CHAPELLE DU COLLEGE. Paris, Henri Cham-
pion, 1913. 3 Francs.

Da es- bisher über diefe Kirche im Ärrondiffe-
ment Dieppe keine zufammenfaffende Arbeit
gab, wird diefe kleine Studie über die Kirche,
die durch einen fterbenden Chriftuskopf und die
in Stein darunter gravierte Ballade einen be-
fonderen Ruf genießt, willkommen fein. Alle
Gräber der Artois und Melun find abgebildet
worden. Die Gefchidite, die Befchreibung der
Kirche und die Infchriften find in dem Buch mit
forgfältiger Benutzung der Quellen zufammen-
geftellt worden. O. G.

Louis Gillet, LA PEINTURE XV1I<= ET
XVIIIe SIECLES. Manuels d'Hiftoire de l’art.
Paris 1913, H. Laurens. 12 Francs.

Nicht alle Bände diefer Sammlung find fo gut
gelungen wie der Vorliegende. Auch diefes Buch
enthält wie die früher hier angezeigten manche
neue Illuftrationen befonders von franzöfifchen
Gemälden. Es ift nicht die Aufgabe eines folchen
Handbuchs, neue Refultate zu geben, fondern
die Spezialforfchungen zufammen zu faffen. Noch
fehlen ja Einzelarbeiten über viele Meifter des
17. Jahrhunderts, wodurch eine zufammenfaffende
Betrachtung diefer Epoche fehr erfchwert wird.
Jedoch im allgemeinen ift das Wefentliche von
Gillet klar herausgehoben und unter großen
Gefichtspunkten geordnet worden. Die Grund-
einteilung gefchah nach Ländern. Den Auftakt
des Buches bildet die Carraccifchule, der in den
folgenden Kapiteln Rubens, Rembrandt und Ve-
lasquez in Parallele geftellt worden find. In den
erften Teilen des zweiten Buches, in denen die
franzöfifche Malerei abgehandelt worden ift, do-
miniert Nicolas Pouffin. Die Gründung der Aka-
demie und der Streit der Pouffiniften und Ru-
beniften fcheint zu wenig geftaltet. Die Haupt-
probleme diefer Zeit hätten fdiärfer umriffen
in den Vordergrund geftellt werden können.
Dann aber ift das 18. Jahrhundert wieder mit
feinem Gefühl für das Wefentliche und aus
einem aktuellen Geift heraus anfchaulich ge-
fchildert worden. Daten- und Ortsangaben find
mit ftrenger Sorgfalt nachkontrolliert worden.
Und der Stil ift fo lebendig, daß fich das Buch
angenehm lieft. 0. G.

POLNISCHE LITERATUR

Soeben hat eine breit angelegte „Gefdiichte
der polnifchen Malerei“ — „Historya ma-
larstwa Polskiego“ (Lemberg, im Selbft-
verlag, 35. Zyblikiewicz-Str.) — zu erfcheinen
begonnen, die um fo freudiger zu begrüßen ift,
als ein derartiges Werk in der polnifchen Kunft-
literatur bisher überhaupt nicht exiftiert. Der
ganze Stoff ift unter drei Autoren verteilt, und
zwar wird Dr. Wl. Podlacha die Malerei des
Mittelalters, Dr. Z. Batowski diejenige der
folgenden Epochen bis zum Ende des 18. Jahrh.
bearbeiten, während Dr. Wl. Tatarkiewicz
das 19. Jahrh. behandeln wird. Das Werk,
welches die Fortfeßung der vom gleichen Verlag
herausgegebenen polnifchen Überfeßung der „Ge-
fchichte der Malerei“ des Engländers Haldane
Macfall bildet, ift auf zwei Bände in 30 Liefe-
rungen (ä 2.50 K.) berechnet, und wird ca. 100 far-
bige und ebenfoviel Heliogravuretafeln enthalten.

Nach dem erften Heft zu urteilen, ift auf diefe
illuftrative Seite befonderes Gewicht gelegt, und
die Tafeln präfentieren fich hier ganz aus-
gezeichnet. In der umfaffenden Einleitung weift
Dr. Podlacha auf die unendlichen Schwierigkeiten
und Lücken hin, auf welche momentan die Be-
handlung der mittelalterlich-polnifchen Malerei
ftoßen muß, betont aber anderfeits den vor-
wiegend künftlerifchen Standpunkt feiner Unter-
stellungen gegenüber dem rein hiftorifchen. To-
pographifch will fich Dr. P. auf die Grenzen des
Polenreichs ungefähr zur Zeit Kafimir d. Großen
befchränken, zeitlich muß die mittelalterliche Pe-
riode bis tief ins 16. Jahrh. hinausgefchoben
werden.

Man muß den weiteren Heften diefer erften
Gefdiichte der polnifchen Malerei jedenfalls mit
Intereffe entgegenfehen.

* *

*

Als eine wirkliche Bereicherung der polnifchen
Literatur über Veit Stoß ift das Buch „Wit
Stwosz w s’wietle badan naukowych i pseudo-
naukowych“ (Krakau, 1913) von Dr. Tadeusz
Szydlowski vom Krakauer National-Mufeum
zu betrachten. Der Verfaffer läßt hier fämtliche
polnifche Schriften und diesbezügliche Quellen
von ältefter bis neuefter Zeit Revue paffieren,
prüft folche in äußerft objektiver Weife, wobei
natürlich L. Stafiak fehr fchledit wegkommt, be-
fpridit auch die neuefte, deutfehe Stoßliteratur
und konftatiert fchließlich, daß uns vorderhand
fefte Anhaltspunkte betreffs Herkunft, Abdäm-
mung und künftlerifcher Ausbildung des Meifters
gänzlich fehlen. Die Arbeit Dr. Sz.’s, deren
fachlich orientierender Charakter nicht genug zu
loben ift, foll die Einleitung zu einer fpeziellen

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