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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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12. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0493
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AUSSTELLUNGEN

bildeten die Silbergefdiirre, darunter befonders
viel deutfche Arbeiten und fchöne rufßfche Er-
zeugniffe des 18. Jahrhunderts, fowie eine eng-
lifche Schüffel von Paul de Lamerie (1726)
und ein kleiner Krug aus Bergkriftall in ver-
goldeter Fällung, wahrfdieinlich franzößfcher
Herkunft aus dem 14. Jahrhundert. P. E.

WÄRSCHÄU Die heurige Jahresausftellung
der „Gefellfdiaft zum Schüße der Denk-
mäler der Vergangenheit“ ift der Entwick-
lung der vervielfältigenden graphifchen Künfte
in Polen gewidmet, welche dank der fehr reichen
Sammlung des Herrn Dominik Witke-Je-
zewski in umfaffender Weife, fowohl quantitiv
als auch qualitativ, dargeftellt ift. Die Aushei-
lung umfaßt ca. 1200 Nummern, und von Veit
Stoß und Jan Ziarnko beginnend, fehlt kaum
einer der polnifchen oder in Polen bis zur Mitte
des 19. Jahrhunderts wirkenden Graphiker mit
wenigftens einigen ihrer charakteriftifchen Blätter.
Mit befonders vollem Oeuvre find die Danziger
Stecher Wilhelm Hondins und Jeremias
Falck vertreten, ferner Norblin de la Gonz-
daine, Adolf und Friedrich Dietrich, J. Freg,
Fr. John, J.Ligber, K. Kielifinski, A.Tepp-
lar, Änt. Oleszczy nski, Piwarski u. a. ver-
treten, 'und auch die älteren polnifchen Litho-
graphien figurieren mit zahlreichen Proben ihrer
Preffen. Wie bei den früheren Ausheilungen
der Gefellfdiaft, ift auch diesmal ein ausführ-
licher Katalog mit vielen Abbildungen und Na-
mensregiftern erfchienen. P. E.

WIEN Kunftfalons. Im Kunftfalon PISKO
waren durch kurze Zeit die Werke dreier fehr
verfchiedenartiger Künftler vereinigt. Einer klei-
nen Kollektivausftellung des Weimarer Profeffors
Franz Bunke hatte fein ehemaliger Kollege
Egger-Lienz ein warmes Geleitwort vorange-
fdiickt, das, in Liebe und Haß gleich maßlos,
mehr noch Kampf- als Werberuf, die von diefem
ftreitbaren Künftler leider gewohnten Ausfälle
gegen Meifter wie Hodler oder Liebermann
leidenfchaftlich erneute. Diefen entgegengeftellt
zu werden, trifft Bunke, einen in fich gekehrten,
aller heutigen Entwicklung feltfam abfeitigen
Künftler, im Guten wie im Böfen gleich unver-
dient. Seine ftimmungsvollen, von echtem Na-
turgefühl getragenen Landfchaften erfcheinen
am eheften etwa der Art Schindlers oder Jetteis
wahlverwandt; nicht feiten freilich erhalten fie
einen füßlich-fentimentalen Beigefchmack, der
mitunter fchon in der anekdotifdien Titelgebung
(„Wenn der Herbft beginnt“) fich ankündigt.

VerrichtetBunke gleichfam „lgrifche Andachten“
vor der Natur, fo fteht ihr der jüngere Robert

Eckert mit kühler Sachlichkeit gegenüber. Der
in Paris lebende, aus verfchiedenen Ausheilungen
der Wiener „Sezeffion“ vorteilhaft bekannte
Künftler verdankt wie fo viele dem Studium
Cezannes die großzügige Vereinheitlichung feiner
flächig zufammengefaßten Landfchaften. Ein
ungewöhnlich differenzierter Farbenfinn verleiht
namentlich jenen Bildern und Skizzen Es., die
während eines längeren Aufenthalts in Spanien
und auf der Infel Majorka entftanden find, einen
dem exotifchen Milieu adäquaten Reiz. — Des
Wieners Johann Seits’ zahlreiche „Bilder und
Studien aus Japan“ befißen nur etwa jene rein
illuftrative Bedeutung, wie fie kolorierten An-
fichtskarten zukommt.

* *

*

Derfelbe Kunftfalon ließ der Serie abwechf-
lungsreicher Kollektivausftellungen im Verein mit
dem „Larenfchen Kunfthandel“ eine un-
gewöhnlich umfangreiche Veranftaltung folgen:
eine Äusftellung „Holländifcher Kunft feit
1870“, an der pch etwa 100 Künftler mit über
200 Bildern beteiligten. Es waren im wefent-
lichen die Mitläufer und Nachzügler einer wohl
nur in ihren überragenden Vertretern intereffanten
lokalen Sonderentwicklung, deren Werke zu-
dem in den unzulänglichen Räumen durch un-
günftige Aufteilung und unüberfichtliche Anord-
nung beeinträchtigt wurden. Neben Israels,
der immerhin durch zwei charakteriftifche Ar-
beiten vertreten war, ftanden die beiden Maris
und Weißenbruch im Vordergründe diefer
Äusftellung, der gleich wefentliche Dominanten
fehlten, ln einem kleinen Nebenraum, der den
fpärlichen Anhängern neuerer Kunftrichtungen
eingeräumt war, mußte Jan Sluyters durch
feine allzu enge Annäherung an die Art van
Dongens auffallen. Hier fand man auch zwei
Zeichnungen van Goghs von auffallend ge-
ringer Qualität. Gleich unzureichend war die
holländische Graphik vertreten; hier wären
etwa die Radierungen Marius Bauers in den
Mittelpunkt zu rücken gewefen.

* »

*

Die Galerie MIETHKE veranftaltete am Schluffe
ihrer diesjährigen Saifon Kollektivausftellungen
von Werken Lili Schülers und Friedrich von
Knapitfch’. Dank ihrer Parifer Schulung er-
gaben die Bilder beider Künftler, die im übrigen
eine nachgerade faft zum Kanon erftarrte Formen-
fprache wenig individuell abwandeln, in ihrer
Vereinigung eine merkwürdige wenn auch kalte
Harmonie der Tonwerte. L. Schüler, die reifere
Künftlerin, befißt eine bemerkenswerte formale
Treffficherheit, die freilich den Wefenskern der
Erfcheinungen kaum berührt; dasfrifchere Talent

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