LITERATUR
gelöft. Im Vatikan felber ift die Galerie der
geographifdien Karten etwas befdiädigt. Von
den Deckenlandfchaften der Brils find einige,
meift kleine, Stücke herabgefallen, nur aus einem
Felde ein größeres, etwa 1 qm im Umfang,
glücklidierweife aber aus dem Himmel der Land-
fchaft. Figürliches ift nicht befchädigt. In S. Gio-
vanni in Laterano ift eine der riepgen Figuren
auf dem Faffadengefimfe, der hl. Paulus, herab-
gefallen und völlig zerfprungen. Da fie fidi bei
der Nahbetrachtung als eine gefchickte Arbeit
ohne großen Kunftwert zeigte, ift der Schaden
erfeßbar. Sonft werden aus 41 Kirchen kleinere
Riffe gemeldet, und an Porta del Popolo ift der
Mittelbogen geriffen und der Stern abgeftürzt.
Von den antiken Monumenten haben die Aqua
Claudia am fchwerften gelitten, 50 m der mäch-
tigen Bogen find eingeftürzt. Sonft ift nur an
der Marc Äurelsfäule ein Riß in der vierten
Säulentrommel und eine Lockerung im oberen
Teil des Säulenfchaftes, fo daß diefer nun an
einer Seite ein wenig überhängt.
LITERATUR
Unter dem Titel „DEUTSCHES BAROCK UND
ROKOKO“ find im Verlage der Weißen
Bücher Erik-Ernft Schwabach in Leipzig
foeben zwei fchön gebundene ftattliche Bände
erfchienen, in denen der Leiter der Darm-
ftädter Jahrhundertausftellung deutfcher
Kunft 1650—1800, Georg Biermann, die dort
zufammengekommenen Kunftwerke noch ein-
mal vereinigt. Das monumentale Werk gibt
mit feinen 32 Heliogravüren und den mehr als
1300, meift großen, vorzüglichen Klifcheeabbil-
dungen alle wichtigen Stücke der Ausftellung
wieder. In jede Abteilung führt eine Vorrede
ein, die für die Malerei der Herausgeber felbft,
für die Plaftik Adolf Feulner, für die Miniatur
Albert Brinckmann, für das Silhouettenkapitel
Anton Kippenberg beigefteuert haben. Außer
diefen Gebieten find aber auch die große Porträt-
galerie des künftlerifchen und geiftigen Deutfch-
lands, und die Abteilungen der Handzeichnungen
und der Gold- und Silberarbeiten mit ihren wich-
tigften Stücken vertreten. Dem zweiten Bande
find umfaffende, fehr forgfältig gearbeitete Na-
men und Sachregifter vorangeftellt worden, die
unter Zuhilfenahme der weitverzweigten Lite-
ratur jede wünfchbare biographifche Mitteilung
geben. Für diefe Regifter ßnd außer den be-
reits genannten Bearbeitern in der Abteilung
der Porträtgalerie Hermann Uhde-Bernays und
für Gold und Silber Marc Rofenberg tätig ge-
wefen. Das Werk, auf das wir an anderer
Stelle noch ausführlich zurückkommen, darf um
fo wärmer begrüßt werden, als es die Ergeb-
niffe der Ausftellung zufammenfaffend aufbewahrt,
die ja durch den Kriegsausbruch um einen be-
deutenden Teil ihrer Wirkung gekommen ift.
H. Fr.
Während bisher die Miniaturmalerei meift als
Vorftufe der Tafelmalerei durchforfcht worden
ift, behandelt Julie Vogelftein in ihrem Buche
VON FRANZÖSISCHER BUCHMALEREI (Mün-
chen, Delphin-Verlag) diefe Kunft als etwas
Eigenes. Es wird hier verfucht, das Wefen
der Illumination als Buchfchmuck zu erkennen
und in diefem Sinne gefondert zu betrachten.
In fyftematifcher Gruppierung des Materials
wird an prägnanten Typen die Beziehung der
Buchmalerei zur Buch feite in ideeller wie techni-
fcher Hinficht gezeigt. Dabei tritt die franzöfifche
Handfchriftenmalerei des 15. Jahrhunderts als
die „Klaffifche Buchmalerei“ hervor. Der Begriff
des fpezififchen Miniaturftiles wird in einem be-
fonderen Kapitel veranfchaulicht und präzifiert.
Die folgenden Kapitel zeichnen das Entwick-
lungsbild der Buchmalerei und die Wendung,
die Dekor und Illuftration im einzelnen erfahren
haben. Die 77 guten Lichtdruckabbildungen geben
die wichtigften Stücke aus den illuminierten
Handfchriften der Staatsbibliothek in München,
der Wiener Hofbibliothek, des Britifchen Mu-
feums, des South Kenfington-Mufeums, der
königl. Bibliotheken zu Brüffel und im Haag,
der Bibliotheque Nationale in Paris und auch
der italienifchen Bibliotheken wieder.
Im Verlage der Kunfthandlung Ernft Arnold,
Dresden und Breslau, ift foeben eine Radierung
von Ernft Bifchoff-Culm erfchienen, die ein
gewiffermaßen fymbolifches Bildnis des Kaifers
gibt, der feft durch ein Unwetter fchreitend dar-
geftellt wird. Das Blatt, das ungefähr 50 cm
im Quadrat mißt, ift in einer billigen Ausgabe
zu 25 M. und in Vorzugsdrucken zu 50 und
100 M. zu haben.
Als vierter Band der von Hofftede de Groot
herausgegebenen „Quellenftudien zur holländi-
fchen Kunftgefchichte“ ift foeben im Verlage von
Martinus Nijhoff im Haag erfchienen: „Arent
de Gelder, fein Leben und feine Kunft“ von
Dr. Karl Lilienfeld. Der Preis ift 5 Gulden.
HONORE DAUMIER. SEIN HOLZSCHNITT-
WERK. Text und Katalog von Artur Rümann.
Mit 150 Abbildungen. Delphin Verlag München.
1914.
Rümann unternimmt es, zu den Katalogen der
Daumierfchen Lithographien und Zeichnungen
Der Cicerone, VII. Jahrg., Heft 3
6
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gelöft. Im Vatikan felber ift die Galerie der
geographifdien Karten etwas befdiädigt. Von
den Deckenlandfchaften der Brils find einige,
meift kleine, Stücke herabgefallen, nur aus einem
Felde ein größeres, etwa 1 qm im Umfang,
glücklidierweife aber aus dem Himmel der Land-
fchaft. Figürliches ift nicht befchädigt. In S. Gio-
vanni in Laterano ift eine der riepgen Figuren
auf dem Faffadengefimfe, der hl. Paulus, herab-
gefallen und völlig zerfprungen. Da fie fidi bei
der Nahbetrachtung als eine gefchickte Arbeit
ohne großen Kunftwert zeigte, ift der Schaden
erfeßbar. Sonft werden aus 41 Kirchen kleinere
Riffe gemeldet, und an Porta del Popolo ift der
Mittelbogen geriffen und der Stern abgeftürzt.
Von den antiken Monumenten haben die Aqua
Claudia am fchwerften gelitten, 50 m der mäch-
tigen Bogen find eingeftürzt. Sonft ift nur an
der Marc Äurelsfäule ein Riß in der vierten
Säulentrommel und eine Lockerung im oberen
Teil des Säulenfchaftes, fo daß diefer nun an
einer Seite ein wenig überhängt.
LITERATUR
Unter dem Titel „DEUTSCHES BAROCK UND
ROKOKO“ find im Verlage der Weißen
Bücher Erik-Ernft Schwabach in Leipzig
foeben zwei fchön gebundene ftattliche Bände
erfchienen, in denen der Leiter der Darm-
ftädter Jahrhundertausftellung deutfcher
Kunft 1650—1800, Georg Biermann, die dort
zufammengekommenen Kunftwerke noch ein-
mal vereinigt. Das monumentale Werk gibt
mit feinen 32 Heliogravüren und den mehr als
1300, meift großen, vorzüglichen Klifcheeabbil-
dungen alle wichtigen Stücke der Ausftellung
wieder. In jede Abteilung führt eine Vorrede
ein, die für die Malerei der Herausgeber felbft,
für die Plaftik Adolf Feulner, für die Miniatur
Albert Brinckmann, für das Silhouettenkapitel
Anton Kippenberg beigefteuert haben. Außer
diefen Gebieten find aber auch die große Porträt-
galerie des künftlerifchen und geiftigen Deutfch-
lands, und die Abteilungen der Handzeichnungen
und der Gold- und Silberarbeiten mit ihren wich-
tigften Stücken vertreten. Dem zweiten Bande
find umfaffende, fehr forgfältig gearbeitete Na-
men und Sachregifter vorangeftellt worden, die
unter Zuhilfenahme der weitverzweigten Lite-
ratur jede wünfchbare biographifche Mitteilung
geben. Für diefe Regifter ßnd außer den be-
reits genannten Bearbeitern in der Abteilung
der Porträtgalerie Hermann Uhde-Bernays und
für Gold und Silber Marc Rofenberg tätig ge-
wefen. Das Werk, auf das wir an anderer
Stelle noch ausführlich zurückkommen, darf um
fo wärmer begrüßt werden, als es die Ergeb-
niffe der Ausftellung zufammenfaffend aufbewahrt,
die ja durch den Kriegsausbruch um einen be-
deutenden Teil ihrer Wirkung gekommen ift.
H. Fr.
Während bisher die Miniaturmalerei meift als
Vorftufe der Tafelmalerei durchforfcht worden
ift, behandelt Julie Vogelftein in ihrem Buche
VON FRANZÖSISCHER BUCHMALEREI (Mün-
chen, Delphin-Verlag) diefe Kunft als etwas
Eigenes. Es wird hier verfucht, das Wefen
der Illumination als Buchfchmuck zu erkennen
und in diefem Sinne gefondert zu betrachten.
In fyftematifcher Gruppierung des Materials
wird an prägnanten Typen die Beziehung der
Buchmalerei zur Buch feite in ideeller wie techni-
fcher Hinficht gezeigt. Dabei tritt die franzöfifche
Handfchriftenmalerei des 15. Jahrhunderts als
die „Klaffifche Buchmalerei“ hervor. Der Begriff
des fpezififchen Miniaturftiles wird in einem be-
fonderen Kapitel veranfchaulicht und präzifiert.
Die folgenden Kapitel zeichnen das Entwick-
lungsbild der Buchmalerei und die Wendung,
die Dekor und Illuftration im einzelnen erfahren
haben. Die 77 guten Lichtdruckabbildungen geben
die wichtigften Stücke aus den illuminierten
Handfchriften der Staatsbibliothek in München,
der Wiener Hofbibliothek, des Britifchen Mu-
feums, des South Kenfington-Mufeums, der
königl. Bibliotheken zu Brüffel und im Haag,
der Bibliotheque Nationale in Paris und auch
der italienifchen Bibliotheken wieder.
Im Verlage der Kunfthandlung Ernft Arnold,
Dresden und Breslau, ift foeben eine Radierung
von Ernft Bifchoff-Culm erfchienen, die ein
gewiffermaßen fymbolifches Bildnis des Kaifers
gibt, der feft durch ein Unwetter fchreitend dar-
geftellt wird. Das Blatt, das ungefähr 50 cm
im Quadrat mißt, ift in einer billigen Ausgabe
zu 25 M. und in Vorzugsdrucken zu 50 und
100 M. zu haben.
Als vierter Band der von Hofftede de Groot
herausgegebenen „Quellenftudien zur holländi-
fchen Kunftgefchichte“ ift foeben im Verlage von
Martinus Nijhoff im Haag erfchienen: „Arent
de Gelder, fein Leben und feine Kunft“ von
Dr. Karl Lilienfeld. Der Preis ift 5 Gulden.
HONORE DAUMIER. SEIN HOLZSCHNITT-
WERK. Text und Katalog von Artur Rümann.
Mit 150 Abbildungen. Delphin Verlag München.
1914.
Rümann unternimmt es, zu den Katalogen der
Daumierfchen Lithographien und Zeichnungen
Der Cicerone, VII. Jahrg., Heft 3
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