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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920

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Heft 2
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Cohen-Portheim, Paul: Asiatischer und europäischer Geist in der Kunst, 2
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https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0075
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1 hierauf bafiert auch das Äntiquitätenfammeln. Soweit es nicht einfach Modefacbe ift, ent-
fpringt es der Verzweiflung an der eigenen Epoche.

Reinhold Ewald. Ruhiger Cag.
3u dem Huffatj von Kafimir Edfdjmid „Die Darmftädter Sezefpon“.

fie umgaben fid) nicht nur mit koftbaren, fondern aud) oft mit fcßönen Dingen — nur
paßte diefe Umgebung dann nicht zu ißnen. Die wenigen aufrichtigen Kunftfreunde
aber wurden zu „Äftßeten“, d. \). fie wandten dem Leben den Rücken und fcßufen fid)
eine Kunftlüge, weil fie keine Kunftwaßrßeit finden konnten.1 Jede Kunft zerfiel in
folcße für die Menge, und folcße für die Eingeweihten. Die Menge ging zur Operette
(die 3eit, wo die Operette ein Kunftwerk war, war fcßon vorüber), die Elite hörte
Mufik, für deren Genuß eine Verftandeserzießung Vorausfefeung war. Die Menge
„fcßmückte ißr Fjeim“ mit Öldrucken und Glasmalereiimitationen, die Elite „fammelte“
italienifcße Primitive oder Engländer des 18. Jahrhunderts und hing Pc in eine Gemälde-
galerie. Die Menge las Nick Carter oder die illuftrierten 3eitungen, die Elite Luxus-
ausgaben irgendeines „Dekadenten“.
Der Künftler aber, den eine zeitgemäße Pfycßologie als ein Mittelding zwifcßen Ver-
bredßer und Irrfinnigen entlarvt hatte, war fiel) bewußt, gänzlich außerhalb des Lebens

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