Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920

DOI Heft:
Heft 10
DOI Artikel:
Hofmann, Egon: Zum Stilproblem im Expressionismus
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0427
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

holen was drinnen fteckt. Es ift daher von diefem Standpunkte aus betrachtet unmög-
lich), dort eine malerifchjc Löfung zu finden, wo ein zeich)nerifch)er CQeg zum 3iele führt.
Ich fet)e dann die Natur fch)on in eine beftimmte Cechnik übertragen, etwa ein Stadt-
bild am Äbend als Radierung, die lyrifche Gleichheit einer Landfdjaft als Lithographie,
den markigen Kopf eines Bergbauern als fcharfumriffenen Fjolzfchnitt. So wie auch
der Bildhauer in feinem Material denkt und diefem gerecht werden will, je nachdem er
in Stein, Erz, f)olz oder Glachjs modelliert. Es ift einmal das handwerksmäßige, „der
Fjände Glerk“ bei den bildenden Künften nicht nur eine Vorausfeljung, fondern ein
Ceil vom Ganzen. Daher auch dann die gelegentliche Überfchäljung des Cechnifchen,
des Könnens, der oft geiftlofen F)andfch)rift eines lediglich geflickten, aber äußerlichen
Machers, die befonders der gebildete Laie mitbringt.
Die Beherrfchung und Kenntnis des Materials ift aber aus dem Grunde notwendig,
weil nur dadurch die Möglichkeit gegeben, etwas folgerechtes zu machen. Es ift durch-
aus nicht nebenfächlich), daß ein Glandbild als Fresko gemalt ift oder mit Cempera-
farben. Denn um die Fläche zu löfen, darf ich nicht malerifch Vorgehen — im Sinne
des Staffeleibildes — fondern dekorativ, und diefen Charakter befitjt die Ölfarbe nicht.
Mit dem Staffeleibilde hat es eine eigene Bewandtnis. Das Cafelbild verkörpert eigent-
lich den Grundfaß: l’art pour l’art. Glir waren früher geneigt, diefes Axiom für gut
zu halten, haben aber unfere Meinung einer Revifion unterziehen müffen. Glir ftehen
nicht mehr fo feh>r auf dem Standpunkt des abfoluten Individualismus. Aus dem Grunde,
weil wir von der Vorftellung einer Stilgeftaltung ergriffen find, weil auch die jüngfte

399

Max Burcharh- Schachfpieler. Aquarell.
Mit Genehmigung der Galerie Älfred Flechtheim, Düfleldorf. / Bef.: Keftner-Mufeum, Hannover.
3u dem Huffatj von Ludwig Beil „Max Burchartj“.
 
Annotationen