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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 16.1924

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Die Zeit und der Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.41564#0070
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Sammlungen

Hunderts, weiter drei Gemächer mit Interieurs der
verfcbiedenen Stilepocben vom 17. bis 18. Jahr-
hundert. Dem Kunftgewerbe in feinen ver-
fcbiedenen 3weigen ift fd)ließlid) das Ober-
gefcboß des Kreuzgangs gewidmet, deffen lic±)te
Galerien der Ruffteilung diefes Geiles der Samm-
lungen befonders günftig waren. Ihre Gefamt-
beit gibt einen prächtigen Überblick über die
Entwicklung des Handwerks im Gebiete der Stadt.
Sie enthält neben reichem Material an 3inn-
gefchirr und guten Stücken Edelzinns eine fchöne
Sammlung von Ofenkacheln, vor allem köftliche
Einzelftücke der frühen 3eit- Anfcbließend ßnd
in der Schmiedeeifenabteilung, an deren tüänden
außerdem prachtvolle CQirtshausfchilder den Blick
auf ßcb ziehen, die gußeifernen Ofenplatten mit
einer Entwicklungsreihe vom 15. bis 19. Jahr-
hundert vertreten. 3wei3>mmer feien hier noch
erwähnt, die gute Beifpiele der Innenkunft des
17. und 18. Jahrhunderts enthalten und in ihrem
gefamten Inhalt eine Stiftung des verftorbenen
Gefandten Freiherr von und zu Bodman bilden.
Dr. Sommer.
B u d a p e ft
Mufeum der bildenden Künfte. Eine
durchgreifende Neuordnung der Galerie alter
Meifter hat der Direktor derfelben, FJofrat Dr.
Gabriel v. Cerey, durchgeführt, indem die
niederländifchen und deulfchen Bilder des 15.
und 16. Jahrhunderts direkt an die italienifche
Abteilung des 14.—16. Jahrhunderts angefdjloffen
wurden, fo daß nun der rechte Flügel der Galerie
mit den fed)s Oberlichtfälen und vier Kabinetten
ausfcbließlich die Malerei diefer frühen Epoche
füllen. Diefe Neuordnung wurde vor allem not-
wendig, weil bis jetzt die hderke germanifeber
Länder diefer 3eit in einem wenig günftig be-
leuchteten Oberlichtfaal dichtgedrängt nebenein-
ander hingen, fie fomit nicht genügend zur
Geltung kommen konnten. Bei der Neuordnung
bekamen die Niederländer einen Oberlichtfaal
und zwei Kabinette, die Deutfcben einen Ober-
lichtfaal und ein Kabinett. Äuf diefe Cüeife find
dieBilder diefer Schulen in fünf nebeneinander be-
findlichen Räumlichkeiten untergebracht worden.
Der niederländifcbe Oberlichtfaal enthält außer
den tüerken des 15. u. 16. Jahrhunderts auch folcbe,
die bereits in den Anfang des 17. Jahrhunderts
fallen. Das daranftoßende Kabinett weift zu-
meift Vlämen auf — im ganzen eine auser-
wählte Kollektion von 28 Bildern. Neben Peter
Bruegbels d. Ä. Predigt des Johannes hängen
ülerke von feinen Söhnen Pieter und Jan d. A.,
ferner Landfcbaften von Jacob Grimmer, Abra-
ham Govaerts, ferner ein Blumenftück, das dem
Abraham Bosfcbaert nahe ftebt (Leihgabe der
Gräfin Jolän Pejäcsevicb) ufw. In dem folgenden
Kabinett find Kunftwerke der altniederländifcben
Malerei zufammengebängt: Memling, David,
Petrus Criftus, Maffys, Orley, Colyn de Coter
Ifenbrant, die Grablegung in der Art des Geertgen

tot Sint Jans ufw. Es folgt nun das deutfebe
Kabinett mit Bildern kleineren Formats. Auch
fie gelangen in günftiger Seitenbeleuchtung voll-
auf zur Gellung, namentlich Dürers männliches
Bildnis, Cranacbs Verlobung der heil- Katharina
und die fäugende Maria mit dem Kinde (Koll.
Graf Pälffy), ferner die zwei Bilder von Alt-
dorfer: Maria mit dem Kinde und die 1922 er-
worbene Kreuzigung (aus dem Befitje der Gräfin
Erdödy-Migazzi). Im Anfcbluß an diefes Kabi-
nett folgt der deutfebe Oberlichtfaal. Befonders
vorteilhaft wirkt in der Mitte der Fjauptwand
das große, aus Mickhaufen bei Augsburg ftam-
mende Altarwerk, welches früher allgemein,
wabrfcbeinlicb auf Grund der gefälfebten In-
febrift, als gemeinfame Arbeit von Scbücklin und
3eitblom bezeichnet wurde. Die forgfältigen
ünterfuebungen von Julius Baum (vgl. fein jüngft
erfebienenes merk „Altfcbwäbifcbe Kunft“, Augs-
burg 1923) führten zu dem richtigen Refultat,
daß die Maler diefer impofanten Gafeln Fjans
und Ivo Strigel ßnd. In der Nähe diefer Bilder
hängen auch die feebs kleinen Bilder mit Szenen
aus dem Leben des heiligen Cbriftof und Oswald,
die früher als Arbeiten Sebaftian Daygs gingen
aber jetzt wohl mit Recht dem Meifter des Se-
baftianaltars der Dinkelsbübler Kirche zuge-
wiefen werden.
Infolge des Freiwerdens des früheren deut-
fcben Saales konnte diefer für die Unterbringung
eines Geiles der Spanier im Anfcbluß an den
großen fpanifeben Saal beniijzt werden. An
zwei Schmalwänden fanden die fpanifeben und
portugiefifeben Primitiven ihren Platz, an den
übrigen die Bilder des 17. Jahrhunderts und das
im vorigen Jahre von Eugen Boroß in New York
gefebenkte Bild mit dem heiligen Jofef und dem
Cbriftuskind von Miguel Alonfo de Cobar, ein
Bild, das ftark an Murillo erinnert. In dem großen
fpanifeben Saal wurde auf einer befonderen
COand — als Gegenftück zur Goyawand — neben
der in Paris bereits 1907 erworbenen Verkün-
digung Grecos feine noch ftark tizianfeben Geiß:
atmende reuige Magdalena, welche der Kgl. Rat
Marcell von Nemes 1921 dem Mufeum febenkte,
plaziert. Ferner gelangte in dem Saal zur Auf-
ßellung eines der impofanteften religiöfen Bilder
von Juan Carreno de Miranda: Santiago von
Compoftela in der Maurenfcblacbt, ßgniert und
datiert 1664, fodann Francisco de ßerrera d. Ä.
tiefempfundenes Bild mit dem heiligen Jofef
und das Cbriftuskind (bezeichnet und datiert
1645). Die letztgenannten Cüerke gelangten eben-
falls als Schenkungen an das Mufeum, das erßere
durch Eugen Boroß, letzteres durch Mr. L. A.
Nicbolfon (London). Diefe drei zuletzt genannten
Bilder können als ganz befonders wertvolle Be-
reicherung der mit Recht viel bewunderten fpa-
nifeben Kollektion der Budapefter Galerie be-
zeichnet werden.
Als weitere Veränderung der Galerie fei er-

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