dividualität beruht. Niemals regierte der Verband den Künftler, [ondern ausfeßließlid}
[ein unbewußtes, von üemperament und Empfindung geleitetes Wollen. Mit 3iel[icßer-
ßeit, langfam von Stufe zu Stufe fteigend, ift Seckendorf zu feinem neuen Ausdruck
gekommen, gewiffermaßen in ißn ßineingewacßfen. Anfangs war die Linie immer nod)
das Entfcßeidende feiner Malerei, ja pe gewann eine erßößte Wirkung, jedocß mcßt im
Kontur, in der ßarten Umgrenzung der Fläcßen, fondern in der inneren 3eicßnung des
Vordergrundes feiner Landfcßaften. ln breit ausladenden Strießen feßuf Seckendorf ßier
feinen Bildern einen feften Sockel, von dem aus pcß der Mittel- und Sintergrund leids-
ter und lockerer abßob. Die barock bewegte, feßwere Linearität, in die früßer das Bild-
ganze rßytßmifcß eingefpannt war, war dureßbroeßen. Erft ganz allmäßlicß maeßt pcß
der Übergang zu einem meßr malerifcßen Seßen geltend, die Fläcßen mit den breit
aufgetragenen lokalen Farbentönen, die den Bildern der Früßzeit eine dekorative Note
gaben, verfeßwinden, Mittel- und Sintergrund erßalten eine detailliertere Beßandlung,.
nießt zum wenigften in der Farbenfkala, deren mofaikartiges 3ufammenklingen einen
Kontraft zu dem mäeßtig ausladenden Vordergründe bildet. Aber aueß dies war nur
eine Stufe zu neuen Möglicßkeiten. Immer meßr trat bei Seckendorf des Bedürfnis
naeß leueßtkräftigen, farbigen Wirkungen ßervor. So feßr feine Palette von Anfang an
das koloriftifcße Element als etwas Wefentlicßes der neuen Kunft empfand, fo ßatte er
doeß ßier nie das Letzte, die Farbe im Räuber ißrer ßöcßften Leucßtkraft, auszudrücken
vermoeßt. Mit allmäßlicßer Vernacßläfpgung der ftiliperenden Linie trat das Merk-
würdige ein: Das koloriftifcße Moment wurde zur Sanptfacße, breitete pcß in unendlicß
mannigfaeßen, jubelnden Klängen über die gefamte Bildßäcße aus. Gewiß werden die
farbenftarken Eindrücke der dalmatinifcßen Küftenlandfcßaft, wie ßie der Künftler im
Früßjaßr 1923 in pcß aufnaßm, und fein intenfives Erleben fommerlicßer Färb- und
Licßteffekte am Oftfeeftrand diefen Entwicklungsprozeß beeinßußt ßaben. Aber wenn,
je der Stil der Spiegel des inneren Menfcßen ift, fo paßen diefe überfteigerten leuch-
tenden Farben füdlicßer 3onen zu dem glückließen üemperament, dem forglos ßeiteren
Sinne des Künftlers, dem es nun einmal im Blute liegt, die Welt von der frößließen
Seite zu genießen, und deßen leießt entzündete Pßantafie die Wirklichkeit mit einer ver-
feßwenderifeßen, fonnigen Pracßt umkleidet. Mit diefer Einftellung auf die ßellen, glü-
ßenden Farbakkorde des Südens ift Seckendorf zugleicß zu einer ftärkeren naturßaften
Wiedergabe der Dinge gelangt. Verfucßte er früßer, in feinen Landfcßaßen einen be-
fonderen landfcßaftlicßen Stimmungscßarakter zu umfeßreiben, und waren ßiebei rßytß-
mifcß-tektonifeße Gepcßtspunkte von ausfeßlaggebender Bedeutung, fo ift er nunmeßr
zu einer freieren und zwangloferen Wiedergabe eines beftimmten Landfcßaftsausfcßnittes
übergegangen. Kompoptionelle Überlegungen, wie pe in der linearperfpektivifeßen
Scßicßtung der Bildgründe zum Vorfcßein kommen, pnd gewaßrt, aber fie drängen pcß
nießt vor. Ein beftimmter, ißm zufagender Ausfcßnitt der Landfcßaft bildet jetjt für den
Künftler den Ausgangspunkt, ißn gibt er, oßne wefentlicße Veränderung der Wirklich-
keit, nur mit den Mitteln der Farbe fteigernd und ßierin fein Eigenftes und Beftes bie-
tend. Gerade die Balkanfaßrt naeß Bosnien und Dalmatien ift in diefer Bezießung für
Seckendorfs Entwicklung von einfeßneidender Bedeutung geworden. Was diefem Maler
der Sonne der Norden an Farbeindrücken nießt zu bringen vermochte, bot ißm die
Adriaküfte in vollem Maße. Sier erfeßien ißm die Natur in jener Farbigkeit, die er er-
feßnte, in jenem prallen Ließt, das alle Konturen feßarf abgrenzt und die Schatten tiefer
und dunkler ßervortreten läßt. Sier ftraßlte ißm ein tiefblauer Simmel und über das
von der Sonne filbrig überglißerte Meer rießtete pcß der Blick auf bergige Infelgruppen,
die bei pnkender Sonne von fo märcßenßap unwirklichen Farben übergoffen werden.
Aucß das malerifcße Gemäuer der Küftenftädte, die Säfen mit den an den Molen lie-
genden Schiffen, die im Licht ßimmernden Säuferreißen, vor allem aber das Farben-
fpiel der üppigen [üdlicßen Flora mit Palmen, Cypreffen und ßoßen Agavenftauden —
all dies bot dem Künftler überreiche Anregungen, die ißn entfeßeidend beeinßußten und
800
[ein unbewußtes, von üemperament und Empfindung geleitetes Wollen. Mit 3iel[icßer-
ßeit, langfam von Stufe zu Stufe fteigend, ift Seckendorf zu feinem neuen Ausdruck
gekommen, gewiffermaßen in ißn ßineingewacßfen. Anfangs war die Linie immer nod)
das Entfcßeidende feiner Malerei, ja pe gewann eine erßößte Wirkung, jedocß mcßt im
Kontur, in der ßarten Umgrenzung der Fläcßen, fondern in der inneren 3eicßnung des
Vordergrundes feiner Landfcßaften. ln breit ausladenden Strießen feßuf Seckendorf ßier
feinen Bildern einen feften Sockel, von dem aus pcß der Mittel- und Sintergrund leids-
ter und lockerer abßob. Die barock bewegte, feßwere Linearität, in die früßer das Bild-
ganze rßytßmifcß eingefpannt war, war dureßbroeßen. Erft ganz allmäßlicß maeßt pcß
der Übergang zu einem meßr malerifcßen Seßen geltend, die Fläcßen mit den breit
aufgetragenen lokalen Farbentönen, die den Bildern der Früßzeit eine dekorative Note
gaben, verfeßwinden, Mittel- und Sintergrund erßalten eine detailliertere Beßandlung,.
nießt zum wenigften in der Farbenfkala, deren mofaikartiges 3ufammenklingen einen
Kontraft zu dem mäeßtig ausladenden Vordergründe bildet. Aber aueß dies war nur
eine Stufe zu neuen Möglicßkeiten. Immer meßr trat bei Seckendorf des Bedürfnis
naeß leueßtkräftigen, farbigen Wirkungen ßervor. So feßr feine Palette von Anfang an
das koloriftifcße Element als etwas Wefentlicßes der neuen Kunft empfand, fo ßatte er
doeß ßier nie das Letzte, die Farbe im Räuber ißrer ßöcßften Leucßtkraft, auszudrücken
vermoeßt. Mit allmäßlicßer Vernacßläfpgung der ftiliperenden Linie trat das Merk-
würdige ein: Das koloriftifcße Moment wurde zur Sanptfacße, breitete pcß in unendlicß
mannigfaeßen, jubelnden Klängen über die gefamte Bildßäcße aus. Gewiß werden die
farbenftarken Eindrücke der dalmatinifcßen Küftenlandfcßaft, wie ßie der Künftler im
Früßjaßr 1923 in pcß aufnaßm, und fein intenfives Erleben fommerlicßer Färb- und
Licßteffekte am Oftfeeftrand diefen Entwicklungsprozeß beeinßußt ßaben. Aber wenn,
je der Stil der Spiegel des inneren Menfcßen ift, fo paßen diefe überfteigerten leuch-
tenden Farben füdlicßer 3onen zu dem glückließen üemperament, dem forglos ßeiteren
Sinne des Künftlers, dem es nun einmal im Blute liegt, die Welt von der frößließen
Seite zu genießen, und deßen leießt entzündete Pßantafie die Wirklichkeit mit einer ver-
feßwenderifeßen, fonnigen Pracßt umkleidet. Mit diefer Einftellung auf die ßellen, glü-
ßenden Farbakkorde des Südens ift Seckendorf zugleicß zu einer ftärkeren naturßaften
Wiedergabe der Dinge gelangt. Verfucßte er früßer, in feinen Landfcßaßen einen be-
fonderen landfcßaftlicßen Stimmungscßarakter zu umfeßreiben, und waren ßiebei rßytß-
mifcß-tektonifeße Gepcßtspunkte von ausfeßlaggebender Bedeutung, fo ift er nunmeßr
zu einer freieren und zwangloferen Wiedergabe eines beftimmten Landfcßaftsausfcßnittes
übergegangen. Kompoptionelle Überlegungen, wie pe in der linearperfpektivifeßen
Scßicßtung der Bildgründe zum Vorfcßein kommen, pnd gewaßrt, aber fie drängen pcß
nießt vor. Ein beftimmter, ißm zufagender Ausfcßnitt der Landfcßaft bildet jetjt für den
Künftler den Ausgangspunkt, ißn gibt er, oßne wefentlicße Veränderung der Wirklich-
keit, nur mit den Mitteln der Farbe fteigernd und ßierin fein Eigenftes und Beftes bie-
tend. Gerade die Balkanfaßrt naeß Bosnien und Dalmatien ift in diefer Bezießung für
Seckendorfs Entwicklung von einfeßneidender Bedeutung geworden. Was diefem Maler
der Sonne der Norden an Farbeindrücken nießt zu bringen vermochte, bot ißm die
Adriaküfte in vollem Maße. Sier erfeßien ißm die Natur in jener Farbigkeit, die er er-
feßnte, in jenem prallen Ließt, das alle Konturen feßarf abgrenzt und die Schatten tiefer
und dunkler ßervortreten läßt. Sier ftraßlte ißm ein tiefblauer Simmel und über das
von der Sonne filbrig überglißerte Meer rießtete pcß der Blick auf bergige Infelgruppen,
die bei pnkender Sonne von fo märcßenßap unwirklichen Farben übergoffen werden.
Aucß das malerifcße Gemäuer der Küftenftädte, die Säfen mit den an den Molen lie-
genden Schiffen, die im Licht ßimmernden Säuferreißen, vor allem aber das Farben-
fpiel der üppigen [üdlicßen Flora mit Palmen, Cypreffen und ßoßen Agavenftauden —
all dies bot dem Künftler überreiche Anregungen, die ißn entfeßeidend beeinßußten und
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