Vom Antiquariat
von 3obeltiJt auf Grund authentifcßen Ma-
terials und langjähriger Freundfcßaft farbig und
anfchaulid) dargeftellt. Die dann folgenden ein-
undzwanzig wiffenfdbaftlidjen Äuffätte — meift
aus den Spezialgebieten des Hmrfemannfcben
Verlages — bieten eine fold)e Fülle hübfdjer
Einzelerkenntniffe und Darftellungen, daß man
wünfdjen möchte, die Feftfchrift könne in einem
fd)üct)teren Kleide als in ihrem wahrhaft fürft-
licben Feftgewande einem größeren Kreife zu-
gänglich gemacht werden, tüenn der fdjwe-
difctje Reichsardjivar Collijn in feiner ritter-
lichen Art mit gründlichsten Kenntniffen vom Lü-
becker BuchdruckerRicholff fpridßt oder esY)aeb~
ler gelingt, fächfifche Buchbinder des 16.Jahrh-in
Nam und Art feftzulegen, fo ift der Buchfreund wie
der Fjiftoriker ebenfo befriedigt, wie durch Emil
Jacobs, des Bibliotheksgewaltigen aus Frei-
burg, anmutigfte Gelehrfamkeit fpiegelnden Auf-
falt vom rhodifchen Koloß. Die ftrengen For-
derungen einer wiffenfchaftlicß zu betreibenden
Bibliographie, die Georg Schneider auf [teilt,
demonftriert in muftergültiger Cüeife Hans von
Müllers Lohenftein-Bibliographie fogleich ad
oculos lectoris. Diefer Meifter der Autoppe,
der jede feiner Arbeiten in eine kleine drama-
tifche Autobiographie zu verwandeln weiß, [teilt
hier ein neues Mufter für die Betreibung von
Barock - Drucken auf, das künftighin für jede
literarhiftorifche Arbeit aus diefer 3eit zu gelten
haben wird, dieÄnfprudh darauf macht, wiffen-
fchaftlich ernft genommen zu werden. Mit Buch
und Bucheinband befd)äftigen [ich noch Lou-
bier, der Altmeifter der Einbandwiffenfchaft
(Ein Hülleneinband), Hu Jung (Bibliothek Me-
jan), E. v. Rath (Vorläufer des Gefamtkataloges
der tüiegendrucke), Schmidt (Kölnifche Ein-
bände), Schramm (Günther 3ainer), Schub-
ring (Die Bücher des Angelo Gaddi), Schwarz
(Die Memorabilien Ratdoldts). Rein kunfthißo-
rifche Chcmen behandeln v. d. Gab eien 1t
(Schmuckformen), Pelka (Eine Böttger-Plakette),
Pfeiffer (3ur Quellengefchichte des Porzellans),
Rodenberg (Kunft und Perfönlichkeit) und
Volk mann (Qieroglyphik und Emblematik bei
Vafari); numismatifche: Gardthaufen (Mono-
gramme Alexanders d. Gr.) und Giefecke(Mo-
neta); biographifch-hiftorifche: Leidinger (Ein
Stammbuch aus der Paulskirche), Schnorr von
Carolsfeld (Oken als Bibliotheksbenutzer). Man
kann nur aufzählend hmweifen, aber für gewiß
reiche Förderung und Anregung verfprechen.
tüahrlich ein Gefchenk, des Jubilars und feiner
Lebensarbeit würdig. Fjo.
Bibliophiles
Die völlige Qmftellung auf dem Büchermarkt
nach dem Kriege in Käufern wie in Produktion
ließ fchnell die vorhandenen großen Bibliogra-
phien verfchwinden, und fpekulative Nachdrucker
machten ein gutes Gefchäft. Aber auch die am-
bulante Bibliographie wurde aus begreiflichen
Gründen zum Bedürfnis. Klas früher langjährige
liebevolifteBefchäftigung an Kenntniffen gezeitigt
hatte, follte nun mit einem Male bequem zur
Fjand fein. Solche Cafchenkompendien entftan-
den natürlich nur langfam, da ße nicht durch
Anaftatik aus der Erde geftampft werden konn-
ten, fondern von wirklichen Kennern auf Grund
großer Materialfammlungen gefcßaffen werden
mußten. — Jetjt ift im Verlage von Julius Hoff"
mann in Stuttgart unter dem Patronat der
Schweizer Bibliophilen Gefellfchaft die erfte von
fed)S „Cafchenbibliographien fürBücherfammler“,
herausgegeben von Max Sander, erfcFnenen,
und zwar „Die illuftrierten franzöpfchen Bücher
des 19. Jahrhunderts“, vom Herausgeber felbft.
Für das Gebiet lag die vorzüglichfte Vorarbeit
in den drei großen Nachfchiagewerken vonBe-
raldi, Brivois und Vicaire vor, dazu eine
Fülle von Monographien, die mit Einficht und
Kritik benutzt find. So ift ein fehr brauchbares
und bei aller Handlichkeit überpchtliches und
ausführliches neues NachfcFpagewerk entftanden,
das pd) nicht auf reine Buchtitel - Angaben mit
Preifen und genaue Verzeichnung der Illuftra-
tionen befchränkt, fondern in feinem erften Ceil
auch noch eine kurze Bibliographie von 72 IUu-
ftratoren und in einem Anhang ein Regiper der
von ihnen illuftrierten Cüerke, nach Künftlern
geordnet, gibt. Der zweite und dritte Ceil der
Bibliographie ift nur franzöpfch, der erfte deutfeh
und franzöpfch abgefaßt, wobei dem zweifpra-
chigen Verfaffer der eigene deutfehe Cext beffer
geraten ift, als die Überfettung von Zitaten aus
dem Franzöpfchen. Es ift allerdings zuzugeben,
daß wohl nur wenige Autoren der franzöpfchen
Kunftgefchichte fo febwer zu übertragen fein
werden, wie der geiftfprühende Beraldi, der
einen mit jeder Stelle, die man auffchlägt, im-
mer wieder von neuem durch Eigenart und
Lebendigkeit des Urteils feffelt. Nach diefer
erften Probe ift auch von den folgenden Bänden
Gutes zu erwarten. —
Es wird intereffarit fein, dann den vonBrie-
ger und Blöfch geplanten zweiten Band
Deutfehe Erßausgaben von 1750—1870 mit dem
Cafchen-Goedecke zu vergleichen, den Leo-
pold Hirfchberg bei Ciedmann & üzielli fo-
eben hat erfcFjeinen laßen. In einem einzigen
handlichen Oktav-Band auf über 800 Seiten
Dünndruckpapier ift hier der Verfuch gemacht
worden, die deutfehe Literatur zwifdßen etwa
1650 und 1870 in ihren Hauptwerken und deren
wichtigften Ausgaben, „einfchließlich der Über-
fettungen, der Philofophie, der Kunft- und Mufik-
wiffenfehaft, fowie der gelüfteten Anonyma und
Pfeudonyma“ bibliographifch feftzulegen. Der
kluge und kenntnisreiche Verfaffer bittet in feinem
Vorwort um Hinweis auf Lücken und wehrt von
vornherein Vorwürfe wegen folcher ab. Es ift
auch durchaus verßändlid), daß ein folches tlnter-
Der Cicerone, XVI. Jal)rg., ßeft 22
55
1095
von 3obeltiJt auf Grund authentifcßen Ma-
terials und langjähriger Freundfcßaft farbig und
anfchaulid) dargeftellt. Die dann folgenden ein-
undzwanzig wiffenfdbaftlidjen Äuffätte — meift
aus den Spezialgebieten des Hmrfemannfcben
Verlages — bieten eine fold)e Fülle hübfdjer
Einzelerkenntniffe und Darftellungen, daß man
wünfdjen möchte, die Feftfchrift könne in einem
fd)üct)teren Kleide als in ihrem wahrhaft fürft-
licben Feftgewande einem größeren Kreife zu-
gänglich gemacht werden, tüenn der fdjwe-
difctje Reichsardjivar Collijn in feiner ritter-
lichen Art mit gründlichsten Kenntniffen vom Lü-
becker BuchdruckerRicholff fpridßt oder esY)aeb~
ler gelingt, fächfifche Buchbinder des 16.Jahrh-in
Nam und Art feftzulegen, fo ift der Buchfreund wie
der Fjiftoriker ebenfo befriedigt, wie durch Emil
Jacobs, des Bibliotheksgewaltigen aus Frei-
burg, anmutigfte Gelehrfamkeit fpiegelnden Auf-
falt vom rhodifchen Koloß. Die ftrengen For-
derungen einer wiffenfchaftlicß zu betreibenden
Bibliographie, die Georg Schneider auf [teilt,
demonftriert in muftergültiger Cüeife Hans von
Müllers Lohenftein-Bibliographie fogleich ad
oculos lectoris. Diefer Meifter der Autoppe,
der jede feiner Arbeiten in eine kleine drama-
tifche Autobiographie zu verwandeln weiß, [teilt
hier ein neues Mufter für die Betreibung von
Barock - Drucken auf, das künftighin für jede
literarhiftorifche Arbeit aus diefer 3eit zu gelten
haben wird, dieÄnfprudh darauf macht, wiffen-
fchaftlich ernft genommen zu werden. Mit Buch
und Bucheinband befd)äftigen [ich noch Lou-
bier, der Altmeifter der Einbandwiffenfchaft
(Ein Hülleneinband), Hu Jung (Bibliothek Me-
jan), E. v. Rath (Vorläufer des Gefamtkataloges
der tüiegendrucke), Schmidt (Kölnifche Ein-
bände), Schramm (Günther 3ainer), Schub-
ring (Die Bücher des Angelo Gaddi), Schwarz
(Die Memorabilien Ratdoldts). Rein kunfthißo-
rifche Chcmen behandeln v. d. Gab eien 1t
(Schmuckformen), Pelka (Eine Böttger-Plakette),
Pfeiffer (3ur Quellengefchichte des Porzellans),
Rodenberg (Kunft und Perfönlichkeit) und
Volk mann (Qieroglyphik und Emblematik bei
Vafari); numismatifche: Gardthaufen (Mono-
gramme Alexanders d. Gr.) und Giefecke(Mo-
neta); biographifch-hiftorifche: Leidinger (Ein
Stammbuch aus der Paulskirche), Schnorr von
Carolsfeld (Oken als Bibliotheksbenutzer). Man
kann nur aufzählend hmweifen, aber für gewiß
reiche Förderung und Anregung verfprechen.
tüahrlich ein Gefchenk, des Jubilars und feiner
Lebensarbeit würdig. Fjo.
Bibliophiles
Die völlige Qmftellung auf dem Büchermarkt
nach dem Kriege in Käufern wie in Produktion
ließ fchnell die vorhandenen großen Bibliogra-
phien verfchwinden, und fpekulative Nachdrucker
machten ein gutes Gefchäft. Aber auch die am-
bulante Bibliographie wurde aus begreiflichen
Gründen zum Bedürfnis. Klas früher langjährige
liebevolifteBefchäftigung an Kenntniffen gezeitigt
hatte, follte nun mit einem Male bequem zur
Fjand fein. Solche Cafchenkompendien entftan-
den natürlich nur langfam, da ße nicht durch
Anaftatik aus der Erde geftampft werden konn-
ten, fondern von wirklichen Kennern auf Grund
großer Materialfammlungen gefcßaffen werden
mußten. — Jetjt ift im Verlage von Julius Hoff"
mann in Stuttgart unter dem Patronat der
Schweizer Bibliophilen Gefellfchaft die erfte von
fed)S „Cafchenbibliographien fürBücherfammler“,
herausgegeben von Max Sander, erfcFnenen,
und zwar „Die illuftrierten franzöpfchen Bücher
des 19. Jahrhunderts“, vom Herausgeber felbft.
Für das Gebiet lag die vorzüglichfte Vorarbeit
in den drei großen Nachfchiagewerken vonBe-
raldi, Brivois und Vicaire vor, dazu eine
Fülle von Monographien, die mit Einficht und
Kritik benutzt find. So ift ein fehr brauchbares
und bei aller Handlichkeit überpchtliches und
ausführliches neues NachfcFpagewerk entftanden,
das pd) nicht auf reine Buchtitel - Angaben mit
Preifen und genaue Verzeichnung der Illuftra-
tionen befchränkt, fondern in feinem erften Ceil
auch noch eine kurze Bibliographie von 72 IUu-
ftratoren und in einem Anhang ein Regiper der
von ihnen illuftrierten Cüerke, nach Künftlern
geordnet, gibt. Der zweite und dritte Ceil der
Bibliographie ift nur franzöpfch, der erfte deutfeh
und franzöpfch abgefaßt, wobei dem zweifpra-
chigen Verfaffer der eigene deutfehe Cext beffer
geraten ift, als die Überfettung von Zitaten aus
dem Franzöpfchen. Es ift allerdings zuzugeben,
daß wohl nur wenige Autoren der franzöpfchen
Kunftgefchichte fo febwer zu übertragen fein
werden, wie der geiftfprühende Beraldi, der
einen mit jeder Stelle, die man auffchlägt, im-
mer wieder von neuem durch Eigenart und
Lebendigkeit des Urteils feffelt. Nach diefer
erften Probe ift auch von den folgenden Bänden
Gutes zu erwarten. —
Es wird intereffarit fein, dann den vonBrie-
ger und Blöfch geplanten zweiten Band
Deutfehe Erßausgaben von 1750—1870 mit dem
Cafchen-Goedecke zu vergleichen, den Leo-
pold Hirfchberg bei Ciedmann & üzielli fo-
eben hat erfcFjeinen laßen. In einem einzigen
handlichen Oktav-Band auf über 800 Seiten
Dünndruckpapier ift hier der Verfuch gemacht
worden, die deutfehe Literatur zwifdßen etwa
1650 und 1870 in ihren Hauptwerken und deren
wichtigften Ausgaben, „einfchließlich der Über-
fettungen, der Philofophie, der Kunft- und Mufik-
wiffenfehaft, fowie der gelüfteten Anonyma und
Pfeudonyma“ bibliographifch feftzulegen. Der
kluge und kenntnisreiche Verfaffer bittet in feinem
Vorwort um Hinweis auf Lücken und wehrt von
vornherein Vorwürfe wegen folcher ab. Es ift
auch durchaus verßändlid), daß ein folches tlnter-
Der Cicerone, XVI. Jal)rg., ßeft 22
55
1095