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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 3
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#0184

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Verschiedenes

das Englische pflegen — einerlei ob alt oder
neu — wird sie bald zu einer ausschließ-
lich insularen Angelegenheit werden, von
der der Kontinent nur geringen Nutzen ha-
ben dürfte. Dann wäre sie ja auch ange-
sichts des immer noch für englische Be-
dürfnisse vorbildlichen ,,Burlington“ ohne
eigentliche Existenzberechtigung. Das aber
wäre angesichts dieses wirklich hoffnungs-
vollen Anfanges sehr zu bedauern. Also
muß man zunächst weiter abwarten. Nicht
die Menge der Kunstzeitschriften ist für die
Kultur eines Landes bestimmend, sondern
allein Qualität und Programm bedeuten Le-
benskraft und Zukunft. Man darf als konti-
nentaler Beobachter darum der ferneren
Entwicklung dieser neuen englischen Kunst-
zeitschriften mit begründeter Spannung ent-
gegenharren. Biermann.
Verschiedenes
KUNSTPFLEGE IN RUSSLAND
Prof. W. Martin veröffentlicht im „Haagsch
Maandblad“ einen ausführlichen Bericht
über eine nach Rußland unternommene
Reise und über den Zustand der Kunst-
werke unter dem bolschewistischen Regi-
me. Sein Bericht bestätigt, daß der Auf-
stellung, der Instandhaltung, der Katalogi-
sierung des nationalen Kunstbesitzes heute
die größte Sorge gewidmet wird, größere
als früher. Prof. Martin fürchtet allerdings,
daß die heutigen Verwaltungsbeamten in-
folge schlechter Bezahlung und aufreiben-
der Nebenarbeit der körperlichen Erschöp-
fung entgegengehen und daß es dann an
einem wissenschaftlich geschulten und ver-
antwortungsbewußten Nachwuchs fehlen
wird. Die Zunahme der Besucherzahl sei
bedeutend, die Art der Sicherung in den
Museen gegen Diebstahl und Brand so,
daß selbst nichtrussische Museumsdirek-
toren davon lernen könnten. Auch die
noch nicht zur Aufstellung gelangten

Kunstwerke werden in den Depots vor-
sorglich betreut. Prof. Martin sah imKreml
das bisher nur wenigen Besuchern gezeig-
te alte Waffenarsenal mit den Kostbar-
keiten aus dem Besitze der Zaren; was
nicht von künstlerischem Wert ist, wird
hier beiseite gestellt und verkauft; der
Rest wird den Museen zugeführt. 26000
Gegenstände aus Gold und Silber wurden
so nationalisiert; ein großer Katalog, in
dem 3000 Stück beschrieben werden sol-
len, ist in Vorbereitung. In den Gemälde-
depots des Winterpalais befinden sich an
3000 Gemälde, darunter eine, von der Di-
rektion neuentdeckte bisher nicht abgebil-
dete Rembrandtlandschaft. An hollän-
dischen Malern enthält das Depot außer-
dem Werke von J. Ruysdael, van Goyen,
B. Cuyp, de Bray, Ravesteyn, Hannemann,
A. Cuyp, Brekelenkam. H.
BREMEN
Im Einklang mit den Bestrebungen des
Deutschen Werkbunds ist unter Führung
von Generalkonsul Dr. h. c. Ludwig Ro-
selius eine Bremer Werkhaus G.m.b.H.
gegründet worden, die im Mittelpunkt der
Altstadt ihr Heim erhalten wird. Zweck
des Unternehmens ist die Belebung des
niederdeutschen Kunsthandwerks sowie
die künstlerische Beeinflussung von In-
dustrieerzeugnissen aller Art.
KÖLN
Das vieldiskutierte Kriegsbild von Otto
Dix hat endgültig seinen Platz im Wallraf -
Richartz Museum räumen müssen. Nieren-
dorf, der es regelrecht der Stadt verkauft
hatte, war anständig genug, es auf einen
Prozeß nicht ankommen zu lassen. So ist
ein Stück reinster künstlerischer Schöp-
fung der Politik geopfert und der verant-
wortliche Museumsdirektor in einer Weise
bloßgestellt worden, die man nur bedauern
kann. B.
 
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