Vorläufern aus ottonischer Zeit. Das Ende dieser Keramik ist naturgemäß nicht
aufs Jahrzehnt festzulegen. Wenn hier als Grenze die Wende vom elften zum
zwölften Jahrhundert angesetzt ist, so soll damit nicht bestritten werden, daß
Formen dieser Art sich vereinzelt noch länger gehalten haben. Jedoch der
Typus der Keramik ist im 12. upd 13. Jahrhundert ein anderer. Eine romanische
Keramik, die das Wollen und die Entwicklung ihrer Zeit ausspräche, wie die
ottonische (und fränkische), gibt es am Niederrhein nicht, ebensowenig wie
eine solche der Frühgotik. Es mag dies zunächst auffallend erscheinen, daß
in der Keramik um 1100 ein starkes Erlahmen eintritt, während sonst in der
Kunst gerade jetzt auf der selbst bereiteten sicheren Grundlage der Aufstieg
zur höchsten Blüte einsetzt. Doch sahen wir schon bei der karolingischen
Töpferkunst, daß sich die keramische Entwicklung in ihrem Auf und Nieder
nicht mit der allgemeinen Kunstentwicklung deckt. Der Grund hierfür wurde
schon unterstrichen: die rein profane Gebrauchsbestimmung der Keramik. Die
Einstellung der ottonischen Zeit mit ihrem Ringen nach eigenem, künst-
lerischem Ausdruck und dem Aufgreifen altüberlieferter Elemente war der
Töpferkunst günstig, zumal an einem Ort wie Köln, das damals einen mäch-
tigen Aufschwung nahm. Beim Nachlassen dieser Kampfstimmung mußte die
Keramik notwendig abfallen, da für eine stetige Weiterentwicklung auf der
gleichen Höhe das Interesse des beherrschenden Faktors, der Kirche, damals
noch nicht entbehrt werden konnte. Erst als neben der Kirche ein neuer Fak-
tor Macht gewinnt, das bürgerliche Element, kommt auch die Keramik wieder
zu Ansehen.
Von Köln geht der Aufschwung aus, im 14. Jahrhundert einsetzend und in
notwendiger Entwicklung zu den reichen Fabrikaten des Renaissancestein-
zeugs führend1. Siegburg bildet während der Gotik mehr eine auf Export ein-
gestellte Filiale, um dann in der Mitte des 16. Jahrhunderts nach dem Aus-
scheiden von Köln auf der dort geschaffenen Grundlage die Führung zu über-
nehmen. Die Kölner Keramik der Spätgotik ist fest verknüpft mit der hei-
mischen Entwicklung. Wiederum nimmt der Töpfer, wie in ottonischer Zeit,
Anregungen aus früheren Epochen auf, und zwar ist ein Anschluß an die
römische und ottonische Keramik festzustellen. Viele der in ottonischer Zeit
vorgebildeten, dann aber abgestorbenen Elemente, wie der Ringelkrug, der
Drillingsbecher, der Gesichtsbecher und manches andere, leben wieder auf,
so das Bindeglied herstellend zwischen dem Aufschwung des 14. und 15. Jahr-
hunderts und der römischen Töpferkunst. Auf letztere wird jetzt bewußt zu-
rückgegriffen, und zwar in stärkerem Maße, als auf die ottonische, die man
vom damaligen Gesichtspunkte aus wohl gleichmäßig als römisch ansah.
Auf diese Zusammenhänge, die ,,Renaissance“ im Köln des 15. Jahrhunderts,
die nicht auf die Keramik beschränkt bleibt, kann hier nicht näher eingegan-
gen werden. Es genüge, darauf hinzuweisen, daß der zweimalige Aufschwung
im mittelalterlichen Töpfergewerbe des Niederrheins, der ottonische und der
spätgotische, jedesmal an das in früheren Epochen bereits Geleistete wieder
anknüpft, und so die ottonische Keramik in der des 15. Jahrhunderts nochmals
zur Auswirkung kommt, naturgemäß in anderer Form, als sie die romanische
Zeit hätte bringen müssen, wenn die Entwicklung gleichmäßig fortgeschrit-
ten wäre.
1 Die Erzeugnisse von Dreihausen aus dem frühen 15. Jahrhundert sind nicht in eine
feste Entwicklung einzuordnen. Sie tauchen auf ohne erkennbare Vorstufen und bleiben
ebenso ohne Nachfolge, da sie offensichtlich weniger auf einer keramischen Grund-
lage beruhen, vielmehr vom spätgotischen Goldschmiedestil beeinflußt sind.
180
aufs Jahrzehnt festzulegen. Wenn hier als Grenze die Wende vom elften zum
zwölften Jahrhundert angesetzt ist, so soll damit nicht bestritten werden, daß
Formen dieser Art sich vereinzelt noch länger gehalten haben. Jedoch der
Typus der Keramik ist im 12. upd 13. Jahrhundert ein anderer. Eine romanische
Keramik, die das Wollen und die Entwicklung ihrer Zeit ausspräche, wie die
ottonische (und fränkische), gibt es am Niederrhein nicht, ebensowenig wie
eine solche der Frühgotik. Es mag dies zunächst auffallend erscheinen, daß
in der Keramik um 1100 ein starkes Erlahmen eintritt, während sonst in der
Kunst gerade jetzt auf der selbst bereiteten sicheren Grundlage der Aufstieg
zur höchsten Blüte einsetzt. Doch sahen wir schon bei der karolingischen
Töpferkunst, daß sich die keramische Entwicklung in ihrem Auf und Nieder
nicht mit der allgemeinen Kunstentwicklung deckt. Der Grund hierfür wurde
schon unterstrichen: die rein profane Gebrauchsbestimmung der Keramik. Die
Einstellung der ottonischen Zeit mit ihrem Ringen nach eigenem, künst-
lerischem Ausdruck und dem Aufgreifen altüberlieferter Elemente war der
Töpferkunst günstig, zumal an einem Ort wie Köln, das damals einen mäch-
tigen Aufschwung nahm. Beim Nachlassen dieser Kampfstimmung mußte die
Keramik notwendig abfallen, da für eine stetige Weiterentwicklung auf der
gleichen Höhe das Interesse des beherrschenden Faktors, der Kirche, damals
noch nicht entbehrt werden konnte. Erst als neben der Kirche ein neuer Fak-
tor Macht gewinnt, das bürgerliche Element, kommt auch die Keramik wieder
zu Ansehen.
Von Köln geht der Aufschwung aus, im 14. Jahrhundert einsetzend und in
notwendiger Entwicklung zu den reichen Fabrikaten des Renaissancestein-
zeugs führend1. Siegburg bildet während der Gotik mehr eine auf Export ein-
gestellte Filiale, um dann in der Mitte des 16. Jahrhunderts nach dem Aus-
scheiden von Köln auf der dort geschaffenen Grundlage die Führung zu über-
nehmen. Die Kölner Keramik der Spätgotik ist fest verknüpft mit der hei-
mischen Entwicklung. Wiederum nimmt der Töpfer, wie in ottonischer Zeit,
Anregungen aus früheren Epochen auf, und zwar ist ein Anschluß an die
römische und ottonische Keramik festzustellen. Viele der in ottonischer Zeit
vorgebildeten, dann aber abgestorbenen Elemente, wie der Ringelkrug, der
Drillingsbecher, der Gesichtsbecher und manches andere, leben wieder auf,
so das Bindeglied herstellend zwischen dem Aufschwung des 14. und 15. Jahr-
hunderts und der römischen Töpferkunst. Auf letztere wird jetzt bewußt zu-
rückgegriffen, und zwar in stärkerem Maße, als auf die ottonische, die man
vom damaligen Gesichtspunkte aus wohl gleichmäßig als römisch ansah.
Auf diese Zusammenhänge, die ,,Renaissance“ im Köln des 15. Jahrhunderts,
die nicht auf die Keramik beschränkt bleibt, kann hier nicht näher eingegan-
gen werden. Es genüge, darauf hinzuweisen, daß der zweimalige Aufschwung
im mittelalterlichen Töpfergewerbe des Niederrheins, der ottonische und der
spätgotische, jedesmal an das in früheren Epochen bereits Geleistete wieder
anknüpft, und so die ottonische Keramik in der des 15. Jahrhunderts nochmals
zur Auswirkung kommt, naturgemäß in anderer Form, als sie die romanische
Zeit hätte bringen müssen, wenn die Entwicklung gleichmäßig fortgeschrit-
ten wäre.
1 Die Erzeugnisse von Dreihausen aus dem frühen 15. Jahrhundert sind nicht in eine
feste Entwicklung einzuordnen. Sie tauchen auf ohne erkennbare Vorstufen und bleiben
ebenso ohne Nachfolge, da sie offensichtlich weniger auf einer keramischen Grund-
lage beruhen, vielmehr vom spätgotischen Goldschmiedestil beeinflußt sind.
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